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Westwind aus Kasachstan

Westwind aus Kasachstan

Titel: Westwind aus Kasachstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ein Stück Papier. Mitten darauf stand nur eine Zahl.
    15.000.
    Frantzenow zerknüllte das Papier in seiner Faust, sah sich noch einmal nach allen Seiten um und schrie dann in die Leere hinein:
    »Nein! Nein! Nein!«
    Der Psychoterror hatte begonnen.
    In diesen Tagen fand in Bonn eine kurze Besprechung statt. Ein Ministerialdirigent im Innenministerium und ein Ministerialdirigent im Außenministerium saßen zusammen und tauschten Erfahrungen aus.
    »Das Dossier Köllner, das wir vom BND bekommen haben, läßt vieles offen«, berichtete der Ministeriale vom Innenministerium. »Viele Fragen, die Herrn Minister Schäuble sehr interessieren. Was ist aus dem Auswärtigen Amt nach Moskau weitergegeben worden?«
    »Ehrlich, wir wissen es nicht.« Der Beamte des Außenministeriums sog nervös an einem Zigarillo. »Köllner arbeitete im Konsularreferat. An interne außenpolitische Geheimsachen ist er nie herangekommen.«
    »Aber er kannte die dienstlichen Anweisungen an die Konsulate in aller Welt.«
    »Ja. Sie gingen größtenteils über seinen Tisch und von dort an unsere Vertretungen. Was er erfahren konnte, war nichts Hochbrisantes. Aber es ist ja auch genug, wenn Moskau über die Instruktionen, die an unsere Botschaften gingen, informiert war. Aus solchen Mitteilungen geht etwa hervor, in welchem Verhältnis wir zu dem betreffenden Staat stehen.«
    »Also ein großer Schaden. Erstaunlich, daß davon noch nichts an die Medien durchgesickert ist. Bei Ihnen gibt es genauso wie bei uns undichte Stellen, die eine Verschlußsache zum Sieb machen.«
    »Wir haben den Fall Köllner völlig abgeblockt. Er ist nur einer Handvoll Mitarbeitern bekannt.«
    »Weshalb ich zu Ihnen komme.« Der Mann vom Innenministerium holte einen Zettel aus der Jackentasche. »Dem BND ist bekannt, daß Köllner Verwandte in Rußland hat.«
    »Das steht in der Akte, die wir auch haben.«
    »Nur das Neueste fehlt. Der Onkel von Köllner, ein gewisser Wolfgang Weberowsky in Kasachstan …«
    »… steht auch in meiner Akte.«
    »… dieser Onkel hat einen Ausreiseantrag nach Deutschland vom deutschen Kulturzentrum in Ust-Kamenogorsk mitgenommen. Es ist zu erwarten, daß er ihn ausfüllt und im Generalkonsulat von Alma-Ata oder Kiew oder direkt in Moskau bei der Botschaft abgibt. Wir alle wissen, wie lange bei diesem Ansturm der Rußlanddeutschen die Bearbeitung dauert, vor allem, wenn die Bögen fehlerhaft ausgefüllt sind. Der Herr Innenminister läßt nun bitten, wenn von der Familie Weberowsky ein Antrag eingereicht wird, diesen bevorzugt, das heißt sofort zu bearbeiten und die Ausreise zu genehmigen. Der BND ist sehr daran interessiert. Es müßte auch im Interesse des Auswärtigen Amtes liegen, wenn wir Weberowsky und seine Frau Erna baldmöglichst vernehmen könnten. Hochbrisant, das steht ja in der Akte, ist die Tatsache, daß einer der berühmtesten Nuklearforscher Rußlands, Professor Frantzenow, der Bruder von Erna Weberowsky und der Onkel des flüchtigen Köllner ist. Der BND vermutet da Zusammenhänge. Die Auswanderung Weberowskys kann auch bedeuten, einen neuen, harmlosen Stützpunkt in Deutschland aufzubauen. Ein armer Auswanderer wird natürlich nicht verdächtigt und überwacht. Ich möchte überhaupt wissen, wer da alles herüberkommt. Es sind nicht alles Heimwehkranke.«
    »Man spricht von Hunderttausenden Rußlanddeutschen, die in die Bundesrepublik drängen.«
    »Ein Wahnsinn, sage ich.«
    »Es wäre eine gute Aufgabe des Innenministeriums, diesen Strom zu lenken.«
    »Wir sind ja dabei! Der umfangreiche Fragebogen ist das erste Sieb. Die zweite Bremse ist das Angebot Jelzins, einen eigenen Wolgastaat mit den Rußlanddeutschen zu gründen. Wir werden uns bemühen, den Umsiedlern dieses Angebot so schmackhaft wie nur möglich zu machen. Wer sich in den Gebieten Saratow, Wolgograd und Samara ansiedelt, soll von uns finanziell unterstützt werden in Form einer Aufbauhilfe. Das ist wesentlich billiger als eine Aufnahme der Aussiedler in der BRD. Die Hilfe kommt als Rubel zur Verteilung. Bei dem jetzigen Umtauschkurs ein Minimum an D-Mark im Vergleich zu dem, was uns die Eingliederung der Rußlanddeutschen kosten würde. Das Innenministerium wird den Staatssekretär Horst Waffenschmidt zum Aussiedlerbeauftragten der Bundesregierung ernennen. In den neuen autonomen Gebieten, die Jelzin anbietet, soll Ackerboden für 400.000 Wolgadeutsche zur Verfügung gestellt werden. Außerdem ein Zuschuß von 500 Millionen Rubel, also rund 10 Millionen

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