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Westwind aus Kasachstan

Westwind aus Kasachstan

Titel: Westwind aus Kasachstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zu verhindern, daß Sie überhaupt Angebote annehmen.« Sliwka sah sich um. »Haben Sie nichts zu trinken, Andrej Valentinowitsch? Ich habe einen trockenen Hals.«
    »Ich habe einen guten Kentucky-Whiskey hier.« Jetzt lächelte Frantzenow. »Von Curlis.«
    »Auch gut.«
    Sliwka wartete, bis Frantzenow den Whiskey geholt und zwei Gläser eingeschenkt hatte. »Mit Wasser?« fragte er dabei.
    »Nein. Ein echter Whiskey-Trinker verwässert doch das edle Zeug nicht.« Sliwka trank, stieß diskret auf und setzte das Glas ab. »Der KGB weiß auch, daß Ihr Schwager Wolfgang Antonowitsch Weberowsky ein glühender Rußlanddeutscher ist, der unbedingt nach Deutschland umsiedeln will. Nun schreiben Sie Ihrer Schwester Erna. Warum?«
    »Weil sie meine Schwester ist, für die ich neun Jahre lang verschollen war.«
    »Es könnte der Verdacht aufkommen, daß auch Sie mit dem Gedanken spielen, nach Deutschland auszuwandern.«
    »Nie! Was soll ich in Deutschland?«
    »Es als Sprungbrett benutzen für eine neue Nuklearforschungsstelle in einem der besagten Länder. Das wäre ein umständlicher Weg, das könnten Sie einfacher und vor allem schneller haben.«
    »Fangen Sie nicht wieder von Ihren dunklen Hintermännern an!«
    »Ich muß, weil Sie offensichtlich ein dummer Mensch sind bei all Ihrem Genie!« Sliwka trank noch einen Schluck Whiskey und rülpste wieder leise. Starker Alkohol regte ihn dazu an. »Eine Reihe Ihrer weniger berühmten Kollegen sind da großzügiger. Beauftragte des Irans sind massiv tätig in Aserbaidschan, Tadschikistan, der Ukraine und hier in Kasachstan. Vier Atomwissenschaftler sind heimlich aus dem Land geschmuggelt worden. Es ist Mandi Chamran gelungen, durch Mittelsmänner einzelne Bombenteile aus dem Moskauer Kurtschatow-Atominstitut zu besorgen, die man im Iran dann wieder zusammensetzen will. Die iranischen Botschaften in Duschanba und Baku haben Anträge von ehemaligen sowjetischen Experten vorliegen, die bereit sind, für den Iran zu arbeiten.«
    »Gewissenlose Lumpen!«
    »Nicht jeder kann 10.000 Dollar Monatsgehalt ausschlagen. Nach uns die Sintflut, ist die Ansicht vieler. Die Welt ist sowieso ein Scherbenhaufen, und das Leben ist kurz. Laß uns die letzten Jahre genießen.« Sliwka beugte sich vor. »Oder glauben Sie, die arabischen und asiatischen Staaten bekämen die Atombombe nicht, wenn sie keine russischen Genies herüberholen? Dann gibt es eben andere Möglichkeiten …«
    »Nicht, wenn die Nuklearwaffen weltweit geächtet werden.«
    »Geächtet. Auch so ein hohles politisches Wort! Als ob sich ein Mullah darum kümmert, was eine Runde alter, müder Schwätzer irgendwo, in New York oder Brüssel oder sonstwo beschließt. Ob UNO, Sicherheitsrat oder andere Debattierklubs … eine unbesiegbare Macht in den Händen zu halten, ein Druckmittel, das immer Angst erzeugt, macht doch alle Resolutionen zu Makulatur. Was geht einen Saddam Hussein ein UNO-Beschluß an, wenn er für den Irak die Atombomben nachbauen kann? Wer das klar sieht, hat keine Skrupel mehr, sich für 10.000 oder sogar 15.000 Dollar pro Monat zu verkaufen, ehe ein anderer ihm zuvorkommt. Professor Frantzenow, mein Angebot steht.«
    »Und meine Absage auch!«
    »Wenn das Ihr letztes Wort ist –«
    »Das ist es, Boris Olegowitsch.«
    »… dann leben Sie gefährlich. Ich werde Sie dann fortan in meiner Eigenschaft als KGB-Angehöriger beobachten. Was das bedeutet, wissen Sie.«
    »Und wenn ich mich dem CIA anvertraue?«
    »Dann bin ich auch zuständig.«
    »Ich meine Captain Curlis.«
    »Andrej Valentinowitsch, bitte, vermeiden Sie doch unnötige Komplikationen und tödliche Härten.«
    Das war deutlich genug. Frantzenow war klar, daß der elegante, aber sonst unscheinbare Mann mit der Goldbrille und dem Alltagsgesicht gefährlicher war als ein hungriges Raubtier. Für ihn ging es sicherlich um Millionen, und er würde alles tun, um sie nicht zu verlieren. Er war ein Mensch jenseits aller Moral, frei von allen Skrupeln, ein Muster an Gewissenlosigkeit, aber er trank seinen Whiskey wie ein Gentleman, in kleinen, genußvollen Schlucken. Nur die Rülpser paßten nicht dazu.
    »Das war ein guter Abschlußsatz!« sagte Frantzenow und erhob sich abrupt. »Ich glaube, wir haben uns alles gesagt, was zu sagen war. Und zu sagen ist! Passen Sie gut auf mich auf, Boris Olegowitsch.«
    Auch Sliwka erhob sich und ging freiwillig zur Tür. »Was werden Sie als nächstes tun?«
    »Auf die Antwort meiner Schwester warten.«
    »Und

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