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Westwind aus Kasachstan

Westwind aus Kasachstan

Titel: Westwind aus Kasachstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einen strengen, eisigen Winter geben mit Stürmen aus dem wilden Altai-Gebirge.
    »Ich denke immer darüber nach«, sagte Weberowsky träge, »was mir Bergerow erzählt hat.«
    »Wer ist Bergerow?« fragte Frantzenow.
    »Ein Mitglied des außerordentlichen Kongresses der Rußlanddeutschen in Ust-Kamenogorsk und Leiter des deutschen Kulturzentrums. Ein mutiger Mann, der für uns Aussiedler eintritt.«
    »Und was sagt Bergerow?«
    »Die Bundesregierung in Bonn soll gar nicht begeistert sein, daß wir zurück in die alte Heimat wollen. Ihr wäre es lieber, wenn wir in Rußland blieben, hier oder in einem neuen Siedlungsgebiet an der Wolga.«
    »Ich habe auch darüber nachgedacht, Schwager. Ich weiß nicht viel von Deutschland, nur was in den Zeitungen steht. Aber soviel habe ich gelesen, daß es keinen Platz mehr gibt, eine Million von euch aufzunehmen.«
    »Wenn Tausende von Asylanten aufgenommen werden –«
    »Ein großer Teil wird wieder abgeschoben. Euch kann man nicht abschieben. Land für euch gibt es nicht, du wirst kein Bauer mehr sein können.«
    »Dann arbeite ich in einer Fabrik oder sonstwo. Wer arbeiten will, findet Arbeit! Beim Wohnungsbau, beim Straßenbau. Mir wird keine Arbeit zu schwer oder zu dreckig sein.«
    »Und was wird Erna dazu sagen?«
    »Wir beißen uns schon durch, Wolferl, wird sie sagen.«
    »Und Eva?«
    »Da habe ich gar keine Sorgen. Eva ist gelernte Schneiderin, sie wird überall eine Stelle finden. Ich habe schon daran gedacht, daß sie sich selbständig machen kann. Ein Atelier für Änderungen, das gibt es kaum noch. Da könnte Geld zu verdienen sein. Ich habe darüber auch mit Bergerow gesprochen. Er ist gut informiert, kennt den deutschen Arbeitsmarkt. Schneiderinnen sind gesucht. Bei Eva habe ich keine Bedenken.« Weberowsky drehte den Kopf zu Frantzenow. »Du hast eben gesagt, du machst dir auch Gedanken –«
    »Ja.«
    »Das gefällt mir.«
    »Wieso?«
    »Es ist ein gutes Zeichen, wenn du beginnst, an Deutschland zu denken.«
    »Für euch, nicht für mich.« Frantzenow winkte mit der Hand ab. »Nein, Wolfgang, sei still! Nicht wieder die alte Leier. Du hast dir schon den Mund fusselig geredet. Ich bleibe hier.«
    »Abgemacht. Kein Wort mehr darüber. Auch du wirst eines Tages von selbst vernünftig werden.« Weberowsky setzte sich und blickte über den See. Der Fischreiher war wieder unterwegs, zog seine Kreise und ging dann am Ufer nieder, stelzte auf hohen, dünnen Beinen ins seichte Wasser und begann, auf dem Seegrund zu kratzen. Weberowsky sah ihm gespannt zu. »Die Fee im Vogelkleid ist wieder da.«
    »Wer?«
    »Der Fischreiher. Er kratzt im Wasser und lockt damit die Fische an. Das ist eine besondere Fangtechnik der Fischreiher.«
    »Ich bin Nuklearwissenschaftler und kein Ornithologe.«
    »Wußtest du, daß Fische im See sind?«
    »Keine Ahnung.«
    »Das ist eine gute Abwechslung, wir werden angeln. Morgen mache ich eine Angelschnur zurecht. In Kirenskija gibt es ja doch keine richtigen Angeln.«
    »Kaum. Und wo willst du einen Angelhaken herbekommen?«
    »Ich brauche nur ein Stück Draht und feile eine Spitze daraus.« Weberowsky blickte wieder zu dem Fischreiher. »Wenn ich an meine Jugend an der Wolga denke. Da habe ich auch aus Draht Haken gemacht. Eine Schnur dran, und fertig war die Angel. Im Winter haben wir Löcher ins Eis geschlagen und die Schnur reingehängt. Mein Gott, was haben wir für Fische gefangen! Drei, vier Pfund schwer. Oder wir haben es wie die Eskimos gemacht. Am Eisloch sitzen und warten, bis ein Fisch vorbeikommt. Dann blitzschnell mit einem Speer zustoßen, und schon hatten wir ihn. Das alles kennst du nicht.«
    »Ihr habt Fische gefangen, ich habe Mathematik und Physik gepaukt.«
    »Hast du eigentlich eine richtige Jugend gehabt?«
    »Ich war Komsomolze. Zeltlager. Aufmärsche. Vormilitärische Ausbildung. Paraden am Tag der Oktoberrevolution. Im Komsomolzenchor habe ich mitgesungen. Zweiter Sopran, später nach dem Stimmbruch Bariton. Ich war stolz, ein Aktiver zu sein. Als Student habe ich Eishockey gespielt, ich war ein guter Schlittschuhläufer.« Frantzenow setzte sich nun auch. Nachdenklich blickte er auf den Fischreiher, der noch immer am Ufer kratzte. »Ja, ich hatte auch eine schöne Jugend, nur anders als du.«
    »Immer unter Staatsaufsicht.«
    »Wir kannten es nicht anders. Aber wir fühlten uns als Elite des Kommunismus.«
    »Und das bist du geblieben.«
    »Ich bin Russe.«
    »Rußland ist nicht Kommunismus.«
    »Nicht mehr. Das

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