Wetten, du küsst mich!
einem Sonntag die Stunden zähflüssig wie Sirup verrannen, bis endlich der Montag anbrach und er sich wieder an die Arbeit machen konnte.
Er wich einem Pärchen mit Kinderwagen aus und setzte seinen Weg zum Hotel fort. Seine Assistentin nannte ihn einen Workaholic, der dringend eine Frau brauche. Aber das war Unsinn. Er hatte so viel weibliche Gesellschaft, wie er wollte. Und was das Arbeiten anging – er war halt nun mal gerne erfolgreich. Das war doch nichts Schlechtes. Ein Gewinnertyp. Und auf einen Gewinn freute er sich schon ganz besonders: Laura in seinem Bett. Er malte sich schon all die reizvollen Dinge aus, die er mit ihr tun würde. Am Hotel sah er sie prompt vor der Einfahrt zur Tiefgarage stehen. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt, das Handy am Ohr. Als er näher kam, konnte er gerade noch einen Teil des Telefonats mit anhören.
„Nein, nein. Ich hatte halt nur gehofft, dass wir heute Abend gemeinsam zur ‚Celebration in the Oaks‘ gehen könnten.“
Der Hotelportier hatte ihm ‚Celebration in the Oaks‘ als großes vorweihnachtliches Ereignis im Stadtpark von New Orleans angepriesen. Ob sie wohl mit Peterson telefonierte? War Peterson in der Stadt? War er der Grund, dass Jack Laura das ganze Wochenende über nicht im Hotel gesehen hatte? Alles in ihm verkrampfte beim Gedanken, dass Laura die vergangenen beiden Tage womöglich mit seinem Stiefbruder verbracht hatte. Er hatte Matt Peterson noch nie gemocht. Schon damals, als ihre Väter noch Geschäftspartner und Freunde waren, hatten sie sich nicht vertragen. Peterson war zwei Jahre älter als Jack, damals ein Raufbold, der sich mit Vorliebe mit Jack anlegte. Nachdem Jacks Mutter mit Petersons Vater durchgebrannt war, hatte Matt ihn und seinen Vater als miese Verlierer verhöhnt.
„Ja, klar verstehe ich das. Die Geschäfte gehen eben vor.“ Einen Moment lang glaubte Jack die Stimme seiner Mutter zu hören, wie sie ihn zurechtwies, weil er sie belauscht hatte, als sie mit dem Partner seines Vaters heimliche Rendezvous verabredete. Aber es war ihm egal, ob das unhöflich oder moralisch verwerflich war, und er verbannte die Erinnerung in die hintersten Winkel seine Gehirns. Er blieb, wo er war – einige Schritte von Laura entfernt, aber doch nahe genug, um alles verstehen zu können. Er tat so, als würde er die Weihnachtsdekoration bewundern, und lauschte.
„Ja, ich weiß. Aber es ist halt schon eine Weile her, dass wir uns gesehen haben, und da hatte ich mich darauf gefreut, ein bisschen Zeit mit dir zu verbringen.“
Die Enttäuschung in ihrer Stimme weckte die Eifersucht in ihm. Die Gefühle waren besonders schwer erträglich, weil er davon ausgehen musste, dass es sein Stiefbruder war, nach dem sie sich verzehrte. Die Eifersucht paarte sich mit Wut. Wut auf sich selbst und auch auf sie. Oh, wie würde er es genießen, wenn er seinen Gewinn einforderte. Dann würde er schon dafür sorgen, dass sie Peterson ganz schnell vergaß. Der Gedanke durchzuckte sein Hirn und machte ihm im gleichen Moment Schuldgefühle. Aber die schob er schnell wieder beiseite. Schließlich benutzte er Laura nicht, um sich an Peterson zu rächen, sagte er sich. Zwischen ihnen hatte es schon geknistert, bevor er wusste, dass sie etwas mit seinem Stiefbruder hatte. Dass er sie Peterson wegnahm, wenn er mit ihr ins Bett ging, war nur das Sahnehäubchen obendrauf.
Sie klappte das Handy zu, wandte sich um – und erschrak, als sie ihn sah. „Hawke, was machen Sie denn hier?“
„Ich wollte gerade ins Hotel, als ich Sie hier stehen sah. Ich war mir nicht ganz sicher, ob Sie es sind, weil ich Sie noch nie in Jeans gesehen habe. Die Ihnen übrigens ganz ausgezeichnet stehen.“ Das war geschmeichelt, aber nicht gelogen. Ihre langen Beine waren wie für Röcke gemacht, aber in den engen Jeans sahen sie ebenso sexy aus.
„Danke.“
An ihrer Körpersprache erkannte Jack, dass er sie nervös machte, und wusste nicht recht, ob ihm das gefallen sollte oder nicht. Sie sollte nervös sein vor Erwartung, mit ihm das Bett zu teilen. Aber nicht, weil sie Angst vor ihm hatte. „Ich habe Sie in den letzten Tagen gar nicht im Hotel gesehen. Habe mich schon gefragt, ob Sie mir vielleicht aus dem Weg gehen.“
„Ich hatte mir übers Wochenende freigenommen, um mich um ein paar persönliche Dinge zu kümmern.“
Persönliche Dinge wie es mit meinem Stiefbruder zu treiben?, fragte er sich. Die Eifersucht loderte wieder auf. „Haben Sie Ihrem Freund schon von unserer kleinen
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