Wetten, du küsst mich!
Wette erzählt?“
„Ich habe niemandem von unserer Wette erzählt“, antwortete sie.
„Warum nicht? Angst, dass es ihm nicht gefallen könnte, wenn Sie mit mir schlafen?“
„Der Gedanke, eventuell mit Ihnen schlafen zu müssen, gefällt mir zuallererst schon mal selber ganz und gar nicht. Darum werde ich den Teufel tun, anderen zu erzählen, worauf ich mich eingelassen habe.“
Leicht verunsichert trat er näher. Er wollte sie ergreifen, sie küssen und küssen, bis sie ihn um mehr anflehte. Aber weil sein eigenes Begehren so groß war und er selber befürchtete, nach einem Kuss nicht mehr aufhören zu können, ließ er es bleiben. Stattdessen fuhr er ihr nur ganz sanft mit den Fingern über die Wange. Sein Blick wanderte über ihr Gesicht, auf dem sich unverkennbar das Begehren abzeichnete. Dann fuhr er langsam, ganz langsam mit seinem Daumen ihre Unterlippe entlang. Ihre Lippen öffneten sich, ihr Atem wurde schwerer. Die Wärme ihres Atems kitzelte seine Fingerspitzen. Als er bereits überlegte, ob er sie doch küssen sollte, trat sie einen Schritt zurück.
„Ich muss los“, sagte sie und wandte sich zum Gehen.
„Laura, warten Sie“, rief er und folgte ihr.
Sie blieb erstaunlicherweise stehen – vielleicht, weil er sie beim Vornamen genannt hatte, vielleicht, weil sie das ernsthafte Bedauern in seiner Stimme gehört hatte. Noch im Umdrehen und bevor er sich für sein Verhalten entschuldigen konnte, hob sie die Hand und sagte: „Nein, Sie hören mir zu. Ich weiß nicht, ob Sie mich einschüchtern oder ob Sie mich verführen wollen, aber beides wird nicht funktionieren. Weil ich nicht mit Ihnen schlafen werde. Es sei denn, ich muss.“
„Gut, das ist in Ordnung.“
„Ich …“ Ganz offensichtlich war sie von seiner Antwort überrascht und ließ den Satz in der Luft hängen. „Dann werden Sie mich jetzt entschuldigen. Ich nehme mir ein Taxi und fahre nach Hause.“
„Und was ist mit der ‚Celebration in the Oaks‘?“, fragte Jack und lief neben ihr her. Als sie ihn überrascht ansah, erklärte er: „Ich kann nichts dafür, ich habe es zufällig mit angehört. Offenbar hat Ihr Freund Sie versetzt.“
Er wartete auf eine Antwort, aber sie schwieg. Erst am hoteleigenen Taxistand sagte sie: „Ist was dazwischengekommen. Ich gehe ein andermal.“
Ihre Enttäuschung war überdeutlich. Wieder ärgerte ihn die Vorstellung, dass sie mit Peterson zusammen war. Er wollte, dass sie seinen Stiefbruder vergaß und ihn, Jack, begehrte! „Alphonse erzählte mir, dass diese ‚Celebration in the Oaks‘ so eine Art Weihnachtsillumination im Park ist. Unbedingt sehenswert.“
„Oh ja, das ist sie“, sagte sie. Ein scharfer Wind blies die Straße entlang. Sie zog den Kragen ihrer Jeansjacke höher. „Täglich ab Sonnenuntergang von jetzt bis Ende des Jahres geöffnet. Sie sollten es sich unbedingt ansehen, solange Sie in New Orleans sind.“
„Oh, Sie sind noch hier, Miss Spencer?“, fragte Alphonse, als Laura den Anfang der Taxischlange erreicht hatte. „Guten Abend, Mr. Hawke.“
„Hallo, Alphonse“, sagte Jack.
„Miss Spencer, ich dachte, Sie seien schon im Park. Sie wollten doch zusammen mit …“
„Ist was dazwischengekommen“, unterbrach sie ihn. „Wir haben es verschoben. Aber ich brauche ein Taxi, um nach Hause zu kommen.“
„Kein Problem“, sagte Alphonse und winkte das nächste Taxi heran. „Schade, dass es heute nicht klappt. Ich weiß doch noch, wie gerne Sie früher mit Ihrem Großvater dorthin gegangen sind.“
„Danke, Alphonse. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.“
Das Taxi kam, und Alphonse hielt ihr die Wagentür auf. Doch bevor Laura einsteigen konnte, ergriff Jack ihren Arm und sagte: „Warum verschieben? Warum fahren Sie nicht jetzt hin? Mit mir?“
Laura war es ein völliges Rätsel, welcher Teufel sie geritten hatte, Jacks Einladung anzunehmen. Aber ihre Gefühle spielten ja schon seit einer Woche Achterbahn. Seit Jackson Hawke in ihrem Büro aufgetaucht war und ihr den Boden unter ihren hochhackigen Schuhen weggerissen hatte. Was hatte sie nicht alles durchlebt – von Wut bis Verzweiflung und Angst, von Hass bis Empörung und Lust – und all diese Gefühle hatte Hawke in ihr ausgelöst. Am meisten aber verstörte sie, dass sie sich zu diesem Mann hingezogen fühlte. In dem Moment, in dem sie ihn am liebsten geküsst hätte, war ihr bewusst geworden, dass sie drauf und dran war, einen gewaltigen Fehler zu begehen.
Der Mann war ihr
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