Wetter und Klima - Wissen auf einen Blick : 100 Bilder - 100 Fakten
flächendeckende Erkundung der Weltmeere durch Wettersatelliten hat dies geändert. Doch noch immer enden auf Klimakarten die Grenzen der Klimazonen vielfach abrupt an den Küsten, so als ob das offene Meer kein Klima besäße.
Der riesige Moderator
So etwa stellt man sich das Wetter an den Küsten gemeinhin vor: wechselhaft, stürmisch, kühl, regnerisch, feucht, trüb, neblig – kurz ein „Schmuddelwetter“ in Reinkultur. Dabei lässt sich leicht belegen, dass dieses Bild für die meisten Bausteine des Wetters verzerrt ist. Die Sonne scheint beispielsweise über den deutschen Küsten im langjährigen Durchschnitt länger als über dem Binnenland; Spitzenreiter ist Zinnowitz auf der Insel Usedom mit gut 1900 Stunden im Jahr.
Ohnehin haben die ozeanischen Klimate natürlich auch viele Gemeinsamkeiten mit benachbarten kontinentalen Klimaten. In einem entscheidenden Punkt gibt es jedoch einen deutlichen Unterschied: Die offenen Ozeane, die Inseln und Küsten kennen weniger krasse Temperaturgegensätze als das Binnenland. Die Sommer sind kühler und die Winter milder als in küstenfernen Regionen, zudem werden extreme Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht gedämpft.
Hauptursache des ausgeglichenen Temperaturverlaufs ist die hohe Wärmekapazität des Wassers. Was dies bedeutet, kann man sich mit einem kleinen Experiment veranschaulichen: Die Luft in einem leeren Kochtopf erwärmt sich bei eingeschalteter Herdplatte sehr schnell, kühlt sich aber auch rasch wieder ab, wenn die Energiequelle versiegt. Wesentlich länger dauert es, Wasser im Kochtopf zu erhitzen, dafür behält es aber seine Temperatur auch viel länger. In der Natur machen sich vor allem die unterschiedlichen Wärmeeigenschaften von Wasser und Erdboden bemerkbar: Um die Wassertemperatur nur um ein Grad zu erhöhen, muss einer bestimmten Wassermenge fast fünfmal so viel Wärme zugeführt werden wie dem Erdboden.
Besser in der Nachsaison
Die Fähigkeit der Meere, eine Menge Wärmeenergie zu speichern und den Speicher nur langsam wieder zu entleeren, sowie die ständige Durchmischung der Wassermassen durch Strömungen haben auch im Alltag große Bedeutung, nicht zuletzt bei der Wahl der Reisezeit. Wochen über den Frühlingsanfang hinaus ist beispielsweise das Wasser der Nordund Ostsee noch empfindlich kalt, an ein Bad im Meer ist nicht zu denken. Nur langsam erwärmt sich das Wasser im Lauf des Sommers und erreicht erst im Spätsommer und Frühherbst die jährlichen Höchstwerte.
Land- und Seewind
Absolute Windstille herrscht über den Meeren und Küsten nur selten, selbst bei ausgeprägten Hochdruckwetterlagen, wenn die Luft über dem Binnenland „steht“. Denn gerade dann tritt ein Windpaar auf den Plan, das übrigens auch über größeren Seen zu spüren ist, etwa dem „Schwäbischen Meer“, dem Bodensee. Tagsüber weht der Seewind vom Meer zum Land, nachts der Landwind vom Land zum Meer
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Der regelmäßige Wechsel der Winde ist ebenfalls eine Folge der unterschiedlichen Wärmeeigenschaften von Wasser und Boden. Am Tag entwickelt sich über dem stark erwärmten Land ein leichtes Hitzetief, das Luft aus dem Hoch über dem kühleren Meer ansaugt. Nachts kehrt sich das Ganze um, jetzt weht der Wind aus dem Landhoch in das Tief über dem wärmeren Meer
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Gewitterstimmung an der Küste von Ahrenshoop auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst in Mecklenburg-Vorpommern: Scheinbar grenzenlos gehen Himmel und Wasser ineinander über, während Wind und Wellen an den Strand peitschen
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(c) mauritius images (imagebroker.net)
Warum ist in den Bergen das Wetter so vielseitig?
Das Hochgebirgsklima
Bergsteiger und -wanderer müssen für die unterschiedlichsten Wetter gewappnet sein: Hitze und Kälte, Regen und Schnee, dichter Nebel und blauer Himmel – und das alles mit plötzlichen Wetterumschlägen gewürzt. Jedes Hochgebirge ist vom Wetter und Klima her gewissermaßen ein Kontinent in der Nussschale.
Position und Exposition
Zur Höhe hin nimmt die Lufttemperatur spürbar ab, zwar nicht immer, aber meistens. Wer also bei einem Ausflug in den Bergen nicht unerwartet frieren möchte, sollte einen Rückgang um etwa ein Grad pro 100 Höhenmeter einkalkulieren und darüber hinaus den Windfrost auf den Gipfeln berücksichtigen. Wasserdampf- und Sauerstoffgehalt der Luft sinken zur Höhe hin ebenfalls. Im Gegensatz dazu werden die meisten übrigen Wetterelemente mit wachsender Meereshöhe stärker – vor allem die Sonneneinstrahlung in der klaren,
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