Wetter und Klima - Wissen auf einen Blick : 100 Bilder - 100 Fakten
Deutschlands sowie fast die gesamten Alpenländer. Weltweit lagen in der kältesten Phase der jüngsten Eiszeit rund 42 Millionen Quadratkilometer – also etwa die Fläche Asiens – unter dem „ewigen“ Eis begraben.
Die Vergletscherungen sind aber nur eine Seite des Eiszeitalters, denn immer wieder wurden die Eiszeiten von Warmzeiten unterbrochen, in denen die mittleren Lufttemperaturen kräftig anstiegen, oftmals um mehr als zehn Grad. Hatten die Pflanzen und Tiere den Kälteschock glücklich überstanden, folgte häufig nach kurzer Zeit ein Hitzeschock, der vor allem an die Kälte angepasste Tiere wie beispielsweise die Mammuts zermürbte. Nicht ohne Grund kam es also am Ende der jüngsten Eiszeit zu einem Massenaussterben von ganzen Arten.
Das Eis macht reinen Tisch
Wie die Klimazeugen belegen, pendelten die durchschnittlichen Temperaturen in der jüngsten Warmzeit vor rund 115 000 bis 128 000 Jahren in Mitteleuropa um 12°C. In den kältesten Abschnitten der folgenden Eiszeit fielen sie dagegen auf −6°C. Ein derartiger Temperatursturz um fast 20 Grad hatte katastrophale Folgen. Zahlreiche Pflanzen- und Tierarten starben aus, das Eis machte in der Flora und Fauna reinen Tisch – es hinterließ eine Wüste
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Die Verarmung der Pflanzen- und Tierwelt ist bis heute noch zu erkennen, besonders bei den Pflanzen. Beispielsweise sind heute in ganz Mitteleuropa lediglich etwa 50 Baum- und Straucharten heimisch; im Osten der USA kommen mitunter in einem einzigen Nationalpark mehr als 130 Gehölzarten vor
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Die Meere auf dem Rückzug
Eine der Folgen der globalen Erwärmung ist ein möglicher, zum Teil bereits nachgewiesener Meeresspiegelanstieg (S. 178). Umgekehrt häufen sich in Zeiten, in denen das Klima frostiger wird, Wassermassen in Form von Gletschereis auf den Kontinenten an. Dadurch wird dieses Wasser dem Wasserkreislauf entzogen und der Meeresspiegel sinkt.
In den kältesten Perioden der Eiszeiten lag er deshalb 100 bis 120 Meter unter seinem heutigen Niveau. Dieser Rückzug des Meeres von den Küsten war ebenfalls eine folgenreiche Begleiterscheinung der Eiszeiten, denn durch ihn öffneten sich Landbrücken zwischen Kontinenten und Inseln. Und ohne ihn wären manche Gebiete der Erde wohl erst sehr viel später vom Menschen besiedelt worden.
Den Kräften des Eisfrostes hält auch der stärktste Stein nicht stand – dieser gesprengte Findling in den bayerischen Alpen bezeugt stumm die letzte Eiszeit
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(c) Aibo & Göbel
Wie hat sich das Klima seit der letzten Eiszeit verändert?
Klimaoptima und Klimapessima
Zuversichtliche Geologen bezeichnen die geologische Gegenwart, den Zeitraum seit dem Ende der „letzten“ Eiszeit vor zirka 12 000 Jahren, als Postglazial (Nacheiszeit) und suggerieren damit, dass die Eiszeit damals endgültig zu Ende gegangen wäre. Skeptiker hüten sich dagegen vor dem Begriff und verwenden für diesen Zeitraum lieber die neutrale Bezeichnung Holozän – „das völlig Neue“ – und sprechen stets von der jüngsten Eiszeit. Bei genauerer Betrachtung nämlich entpuppt sich die vermeintliche Nacheiszeit als Serie kürzerer und längerer Kalt- und Warmzeiten mit Gletschervorstößen beziehungsweise -rückzügen.
Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Was „gutes“ und was „schlechtes“ Wetter ist, entscheidet letztlich der persönliche Geschmack. Ebenso verhält es sich mit dem Klima. Die Klimaforscher scheuen sich freilich nicht davor, kältere Perioden als Klimapessima zu bezeichnen, denn Kälte, eventuell noch in Kombination mit Trockenheit, hat für die Natur und die Menschheit schwerwiegende Folgen. So gesehen ist es ein Glück, dass das Klimapessimum des Holozäns mit Jahresmitteltemperaturen um bis zu zwei Grad unter den heutigen Werten vor gut 3000 Jahren zu Ende gegangen ist. Allerdings folgte neben diversen anderen Kälteperioden ab etwa 1560 n. Chr. die „kleine Eiszeit“, eine Epoche mit strengen Wintern und kühlen Sommern, Missernten und Hungersnöten.
Als Klimaoptimum der Nacheiszeit gilt hingegen die Zeit vor rund 3600 bis 4500 Jahren. Damals lagen die Durchschnittstemperaturen um zwei bis drei Grad über unseren heutigen Werten. Außerdem war es deutlich feuchter als in der Gegenwart. Über das zweite ausgeprägte Klimaoptimum berichten mittelalterliche Chroniken ausführlich. Es begann etwa im 9. Jahrhundert und endete abrupt im 14./15. Jahrhundert. In der Zwischenzeit konnten sich die Einwohner Europas eines im Durchschnitt ungefähr ein Grad wärmeren
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