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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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aufgeplatzt, und seine Mom lag ihm damit in den Ohren, das Ding wegzuwerfen.
    Aber er fläzte sich gerne darauf, mit seinen Kopfhörern und der Musik auf volle Lautstärke gedreht. Es war sein Bereich, erklärte er seiner Mutter. Er war hässlich, aber bequem, und er mochte ihn, fuhr er fort. Aus Respekt rührte sie den Sitzsack daher nie an.
    Kurz gesagt, es war das perfekte Versteck für die Briefe. Er zog das Isolierband ab. Dann nahm er schnell die Briefe aus seinem Rucksack. Sie lagen in einer alten Star-Wars-Butterbrotdose, die Derric vor Jahren im Keller gefunden hatte. Früher hatte sie Dave Mathiesons älterem Sohn gehört und war vor Ewigkeiten auf dem Regal - zusammen mit Kinderliga-Fanghandschuhen, Baseballschlägern, Stollen und verstaubten Sporttrophäen - in Vergessenheit geraten. Er hatte die Dose genommen, um die Briefe vor den vier Elementen zu schützen, damit er sie im Wald verstecken konnte. Jetzt, da sie in dem Sitzsack steckten, stellte sich nur noch die Frage, was er mit der Dose machen sollte.
    Er dachte gerade darüber nach, als sein Handy ihn auf eine SMS aufmerksam machte. Die SMS war von Courtney: Hol dich um 7 ab? Xxx Was ist das denn?, fragte er sich. Hatten sie ein Date, das er vergessen hatte? Das wäre total uncool. Dass Becca mit den Briefen an Freude aufgetaucht war, hatte ihn zweifellos durcheinander gebracht. Aber doch nicht dermaßen, dass er darüber ein Date mit Courtney vergessen hätte, dachte er.
    Er ging in Gedanken durch, was los sein könnte, bevor er antwortete, weil er nicht wie ein Vollidiot dastehen wollte. Morgen war Schule, daher konnte es kein richtiges Date sein. Hatten sie vorgehabt, zusammen zu lernen? Könnte durchaus sein. Was könnte es sonst sein? Basketballspiel? Nicht im Moment. Club-Treffen? Sie waren in keinem Club zusammen. Aber der Gedanke an Clubs half seinem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge. Es war kein Club, sondern Courtneys Bibelgruppe. Sie hatte ihm seit ihrem ersten Date damit in den Ohren gelegen, er solle sie zu ihrem Gebetskreis und ihrer Bibelgruppe begleiten. Sie ging einmal die Woche zur Bibelstunde, und sie hatte ihn jetzt schon dreimal gefragt, ob er mitkommen wollte. Er hatte jedes Mal einen anderen Grund vorgeschoben, um den Moment hinauszuzögern, an dem er ihr würde sagen müssen, dass er es nicht so mit der Bibel hatte. Denn sie hatte es sehr mit der Bibel, und Bibellektüre, Gebetskreise und Kirchgänge waren die einzigen Themen, bei denen sie nicht einer Meinung waren.
    Er schickte ihr eine SMS zurück. Hab zu viel zu tun. Mathe ist ätzend. Nächstes Mal? Xxxxxxx
    Es dauerte fast zehn Minuten, bis sie antwortete. Ihr oK sprach Bände. Sie war nicht glücklich.
    Er schickte ihr eine weitere SMS. Sorry. Vermiss dich total, Babe.
    Wieder warten, aber diesmal nur zwei Minuten. Ich dich auch. Weil nach dem Treffen ...;).
    Er wusste, was das bedeutete: Nach der Bibelgruppe würden sie irgendwo anhalten. Sie würden in einer der tausendundeinen Ecken auf der Südseite der Insel parken, wo man sich in der Dunkelheit verstecken konnte, ohne dass irgendjemand ahnte, dass man da war. Ganz gleich, wie kalt es draußen war, im Auto würden sie sich gegenseitig wärmen.
    Sie reizte ihn. Allein der Gedanke, irgendetwas mit Courtney zu tun, brachte ihn auf Hochtouren. Aber der Bibelteil ...? Könnte er wirklich dasitzen und über die Bibel reden, während er die ganze Zeit wusste, dass er und Courtney nach dem Treffen herummachen würden? Das könnte er wohl, dachte er. Aber wenn das der Fall war, warum packte er dann die Gelegenheit, die sie ihm bot, nicht beim Schopf? Er wollte es doch. Er wollte mit ihr in der Dunkelheit sitzen, oder? Sie ließ ihn manche Sachen machen, andere aber nicht. Er berührte sie hier, aber nicht dort. Er küsste dies, aber nicht das. Ihre Beine waren wie Samt und ihr Bauch straff und ihre Brüste waren weich, und warum zum Teufel tat er dann nicht, was jeder andere an seiner Stelle tun würde? Die Bibel lesen, zum Gebetskreis gehen, sich hinknien und so tun, als würde er Jesus-Gott-Buddha-wen-auch-immer um Weltfrieden bitten oder wofür der Gebetskreis auch immer betete, weil Courtney dann in der Dunkelheit auf dem Rücksitz ihres Autos ... Das würde sie doch, oder? Oder nicht?
    Derric stöhnte. Er ließ sich auf sein Bett fallen und schob die Butterbrotdose darunter. Courtney Baker neckte und reizte ihn, bis er nur noch an die Hitze und den Druck denken konnte, die sich zwischen seinen Beinen

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