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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Fleecehosen und zwei Sweatshirts mit Kapuze übereinander. Sie war die freudloseste Gestalt, die Becca je gesehen hatte, und das einzige Flüstern, was sie bei Sharla hörte, war weiß was er will, aber ich ... und das verriet ihr nicht viel über diese Frau.
    Sharla war gerade dabei, abgeschnittene Haarreste auf dem Boden wegzufegen. Sie sah Becca an und sagte: »Mädel, wer hat dir deine Haare so verhunzt? Der gehört hinter Gitter. Setz dich hin. Ich schau mir das mal an.«
    Da wusste Becca, was Diana mit »Aufmunterung« gemeint hatte. Das Problem war bloß, dass ihre Haare hässlich bleiben sollten. Und nicht nur ihre Haare: Sie musste insgesamt hässlich bleiben, von ihrer Fensterglasbrille mit dem altmodischen Gestell über ihr übertrieben geschminktes Gesicht und den schlecht sitzenden Klamotten bis hin zu ihren dreckigen Tennisschuhen mit den zerrissenen Schnürsenkeln. Ihr verändertes Aussehen war der wichtigste Teil des Plans ihrer Mutter, um sich Jeff Corrie vom Leib zu halten. Einmal hatte es schon geklappt; und das sollte es wieder.
    Diana legte ihr die Hand auf die Schulter und sah Becca in die Augen. »Das wird dir helfen, glaub mir«, sagte sie. »Es geht alles vorbei.«
    Und wieder spürte Becca dieses erhebende Gefühl, das sie immer hatte, wenn Diana sie berührte. Sie konnte nicht anders als zu sagen: »Okay.«
    »Kannst du ihr die Haare so färben, dass sie ihre echte Haarfarbe wiederbekommt?«, fragte Diana Sharla. »Die Tönung ist ziemlich rausgewachsen. Kriegst du das hin?«
    »Ich werd’s versuchen«, sagte Sharla. »Aber nur, wenn sie mir verspricht, dass sie so was nicht noch mal mit ihren Haaren macht. Versprochen, Miss Becca?«
    »Ja, ja«, sagte Becca. Dabei fragte sie sich, wovon sie die Haarbehandlung bei Sharla eigentlich bezahlen sollte.
    Im Märchen hätte sich Becca unter Sharlas fürsorglicher Hand vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan gemausert. Doch das geschah nicht. Trotzdem bewirkte Sharla das Wunder, dass sie ihre alte Haarfarbe zurückbekam - hellbraun mit blonden Strähnen - und dass das Haar ihr Gesicht locker umrahmte.
    »Das nenne ich einen Haarschnitt«, sagte Sharla, während sie einen Schritt zurücktrat. »Und wenn du ihn alle sechs Wochen nachschneiden lässt, bleibt er auch so schön.«
    Becca hatte keine Ahnung, wie sie für den Haarschnitt bezahlen sollte, ganz zu schweigen vom Färben. Daher kam es erst recht nicht in Frage, die Haare alle sechs Wochen nachschneiden zu lassen. Doch bevor sie etwas sagen konnte, wandte sich Sharla zu Diana um und sagte: »Die Nächste, bitte. Das Übliche?«
    »Ein bisschen kürzer, bitte«, sagte Diana. Sie fuhr mit den Händen durch ihr fransiges, graumeliertes Haar, und Becca kam zum ersten Mal in den Sinn, dass es so beabsichtigt war. Bisher hatte sie immer geglaubt, Diana schneide sich ihr Haar selbst.
    »Bist du sicher?«, fragte Sharla, während sich Diana auf den Stuhl setzte. »Aber nicht zu kurz, oder?«
    Ihre Blicke trafen sich im Spiegel, und es kam Becca so vor, als würden sie wortlos miteinander kommunizieren, ohne dass Becca etwas verstand. Schließlich antwortete Diana: »Bewahren wir uns die superkurzen Haare für später auf.«
    »So ist’s recht«, sagte Sharla.
    Diana warf Becca einen Blick zu und forderte sie auf, sich auf Heart’s Desire umzusehen, denn von hier aus habe man einen wunderbaren Blick und das Grundstück sei wunderschön. Becca sagte ja, ging aber nur widerwillig. Irgendetwas spielte sich hinter Dianas gelassenem Äußeren ab, und sie wollte wissen, was das war. Doch heute würde sie es wohl nicht herausfinden.
    Also ging sie hinaus.
    Draußen wurde es bereits dunkel. Sie sah, dass noch jemand anders gekommen war, denn neben dem Hühnerstall parkte jetzt ein weißer Lieferwagen mit offener Ladefläche, und aus der halb geöffneten Tür drang Licht aus dem Stall.
    Auf der Wagentür stand Thorndyke Wiesen , Instandhaltung und mehr in Form eines Medaillons. Neben eingebauten Fächern sah sie alle möglichen Werkzeuge auf der Ladefläche herumliegen.
    Da hörte sie die Stimme eines Mannes hinter sich: »Wer bist du denn?«
    Sie drehte sich um und sah einen großen älteren Mann, der sich die dicken, altmodischen Brillengläser mit einem Zipfel seines Flanellhemds putzte. Becca erkannte ihn sofort. Er hatte das Robbentreffen im Gemeindezentrum geleitet, an dem Abend, als Seth sie nach Hause gebracht hatte. Wie an jenem Abend trug er auch jetzt eine Baseballkappe, unter der sein Haar

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