Wetterleuchten
Blick verfinsterte sich, als sie sich ihren eigenen Reim darauf machte.
Als sie mit Derric allein war, fragte sie leise: »Du hast es ihnen erzählt, oder?«
»Was? Quatsch!«, sagte er.
»Woher wissen sie es dann?«
»Die Jungs? Court, ich hab keine Ahnung, worüber die vorhin gesprochen haben.«
»Du hast mir nicht zurückgeschrieben.«
»Weil ich es dir schon persönlich gesagt habe. Tausend Mal.«
»Es ist vorbei, oder?« Sie drehte sich um und ging davon, und ihm blieb nichts anderes übrig, als ihr hinterherzulaufen, was er auch tat.
Er sagte: »Gar nichts ist vorbei«, aber ihre Reaktion zeigte, dass sie mit den Gedanken schon woanders war. Sie sagte: »Ich hätte es nicht tun sollen. Ich wusste es, ich wusste es, aber ich habe es trotzdem getan«, und zu seinem großen Entsetzen fing sie an zu weinen. Er sah sich im Gang um und ihm wurde klar, dass diese Unterhaltung nicht hier stattfinden durfte, wo jederzeit jemand vorbeikommen konnte. Denn dann würde es bald die ganze Schule wissen.
Er nahm ihren Arm, doch sie riss sich los. Er nahm wieder ihren Arm. »Komm«, murmelte er.
Sie liefen zur großen Doppeltür am Eingang und gingen hinaus. Draußen war es sehr kalt, und es hatte angefangen zu regnen.
»Es ist genauso, wie sie gesagt haben.« Sie fummelte in ihrer Star-Wars-Handtasche herum. Sie ließ ihr Schulbuch fallen und hob es wieder auf. Sie holte eine Packung Taschentücher heraus, benutzte sie dann aber gar nicht. Stattdessen wischte sie sich die Augen am Arm ab und hatte die Taschentücher in ihrer Hand komplett vergessen. »Jungs wollen immer nur das Eine, und wenn sie es bekommen haben ... Genau, wie sie gesagt haben.«
Er fluchte laut, und es tat ihm nicht mal leid. »So war das aber nicht«, sagte er.
»Ich liebe dich. Deshalb habe ich es getan. Ich liebe dich. Ich habe darüber nachgedacht, ich habe gebetet, und ich dachte wieder nach. Ich las die Bibel. Dann habe ich wieder gebetet. Ich habe mein Herz befragt und meine Seele. Und meine Seele hat mir gesagt, dabei würde man sich gegenseitig etwas schenken. Verstehst du das? Ich wollte dir etwas schenken. Aber du wolltest bloß ... na ja, wir wissen ja jetzt, was du wolltest, nicht wahr?«
»Du gibst mir ja gar keine Chance«, wandte er ein. »Das ist nicht fair.«
»Was für eine Chance?«
»Zu erklären, was ich fühle.« Er entfernte sich von der Schule, zog sie aber mit sich zum Parkplatz, wo ihr Auto stand. Er sagte: »Setzen wir uns ins Auto.«
Sie fragte: »Warum?«
»Weil wir uns unterhalten müssen.«
Sie machte mit. Sie schloss den Wagen auf und sie stiegen ein. Dann sagte sie: »Nach den Nelken hätte ich es schon wissen müssen, und eigentlich wusste ich es auch, aber ich wollte es nicht wahrhaben.«
»Die Nelken hatten nichts zu bedeuten«, sagte er. »Das waren einfach nur Blumen. Das sollte nicht heißen ...« Er seufzte und rieb sich den Kopf. Dann sagte er. »Court, ich wollte das nicht. Nicht so.«
»Oh, vielen Dank«, entgegnete sie bitter.
»Bitte hör mir zu. Ich will noch nicht mal darüber sprechen, denn in meinem Innern bin ich völlig durcheinander, und ich weiß weder warum noch was das bedeutet.«
»Gut, dass ich es weiß. Du hast bekommen, was du wolltest, und jetzt machst du dich davon.«
»Das stimmt nicht. Es heißt, dass ich mehr Zeit brauche.«
»Wofür?«
»Mir darüber klar zu werden, was ich empfinde.«
»Ich dachte, du wüsstest, was du empfindest. Jedenfalls hast du dich so aufgeführt.«
»Das war ... vorher. Hör mal, nachdem wir es getan haben ... Ich habe bloß nicht gedacht ... Na ja, du musst schon zugeben ... Wir lesen die Bibel und sprechen über die Typen im Busch, die was von der Frau wollten, und ich weiß nicht mal mehr ihren Namen, weil ich deinetwegen total durcheinander bin. Ich will damit doch nur sagen, dass ich es nicht verstehe. Das ist es, Courtney. Ich kann nicht so tun, als würde ich die Bibel lesen, und Gott anflehen, dass ich keusch und rein bleibe, wenn ich die ganze Zeit... Ach, komm schon, Courtney. Du weißt doch, was ich meine. Das weißt du bestimmt.«
»Du willst sagen, ich bin eine Heuchlerin«, flüsterte sie. Sie war so blass, dass er dachte, sie würde jeden Augenblick in Ohnmacht fallen. »Du hast bekommen, was du wolltest, und jetzt sagst du, es ist aus, weil ich eine Heuchlerin bin.«
»Das ist nicht fair«, protestierte er. »Und das habe ich überhaupt nicht gesagt.« Doch plötzlich wurde ihm klar, dass sie zum Teil recht hatte. Aber
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