Wetterleuchten
gesagt.
Es dauerte nicht lange, bis Jenn die Bedeutung dieser Worte verstand und warum die Tatsache, dass die Robbe ihn trug, so ungewöhnlich war. Sie musste zwischen ein paar Websites hin- und herwechseln und ein paar Links folgen, aber dann fand sie etwas ganz Außerordentliches heraus. Sie hatte noch nie davon gehört, obwohl sie ihr Leben lang in der Nähe von Meeressäugetieren gelebt hatte. Robben häuteten sich. Sie warfen ihr Fell jedes Jahr ab. Neues Fell wuchs nach, und das alte Fell war eine gute DNA-Quelle für Forscher, die sie studieren wollten.
So weit, so gut, dachte Jenn. Als sie diesen letzten Punkt las, überlegte sie, ob Annies Enthusiasmus daher rührte, dass sie hoffte, ein Stück von Neras altem Fell zu finden und so an ihre DNA heranzukommen. Allerdings war es Neras Sender gewesen, der Annie in Begeisterung versetzt hatte, weshalb Jenn beschloss, erst einmal mehr über Sender im Allgemeinen herauszufinden, bevor sie irgendwelche voreiligen Schlüsse zog.
Sie wurde abgelenkt von »Komm schon, Tod. Hör auf, dich so aufzuführen.« Es kam von der anderen Seite der Bibliothek. Sie blickte hinüber und sah, dass Zweitunterhosen-Schuman aufgestanden war und Sachen in seinen Rucksack stopfte, während Fettarsch versuchte, ihn aufzuhalten.
»Ich hab's dir schon x-mal gesagt, und ich hab’s jetzt satt«, gab Zweitunterhose zurück. »Und wenn du mal für einen Moment keine Musik hören würdest, könntest du mich vielleicht sogar hören, Kuhfladen.« Er beugte sich vor und riss Fettarsch den Kopfhörer aus dem Ohr. Jenn verkniff sich ein Lächeln und dachte: Zeig’s ihr, Alter. Denn auch sie konnte nicht verstehen, warum die Fettkuh nie wegen ihres iPods Ärger bekam.
»Es ist keine Musik«, sagte sie. »Bitte setz dich wieder hin, damit wir darüber reden können.« Sie griff nach seinen Büchern.
Er riss sie wieder an sich. »Da gibt’s nichts zu bereden. Das war’s.«
Und er meinte es auch. Die Frau am der Ausleihtheke sagte: »Ihr zwei beruhigt euch jetzt, oder ich werde leider ...« Zweitunterhose unterbrach sie: »Ooh, jetzt hab ich aber Angst«, als er auf seinem Weg nach draußen mit den Türen knallte.
Fettarsch sah zu Jenn und wieder weg. Wenn du wüsstest, ging es Jenn durch den Kopf. Die Fettkuh drehte sich zu Jenn um und stieß gehässig hervor: »Was?«, als wollte sie eigentlich sagen: »Was gibt’s da zu glotzen?« Jenn erwiderte: »Was >was Ich arbeite hier. Hast du ein Problem damit?« So eine Niete, dachte sie.
Fettarsch legte die Arme auf den Tisch und den Kopf auf die Arme. Läuft wohl nicht so gut, was?, spöttelte Jenn in Gedanken. Och, das tut mir aber leid.
Sie sah, wie die Fettkuh ihren Kopfhörer nahm und ihn sich ins Ohr steckte. Vielleicht, überlegte Jenn, platzt ihr ja das Trommelfell, und dann kann sie nicht mehr beim Tauchunterricht mitmachen.
Sie wandte sich wieder den Sendern zu und surfte noch ein bisschen weiter. Auf einem Foto von Nera, das sie fand, entdeckte sie den Sender auf ihrem Rücken. Dann verglich sie Neras Gerät mit den Sendern, auf die sie bei ihrer Internetsuche gestoßen war. Als sie das Begleitmaterial dazu las, begriff sie, warum Annie sich so gewundert hatte.
Nera hätte das Gerät zusammen mit ihrem Fell abwerfen müssen. Der Sender an ihrem Rücken war alt und ein Vormodell zu einem neueren Gerät, das sich nicht abwerfen ließ. Dies war glatt und klein und sah völlig anders aus als das ältere Modell. Deshalb hatte Annie sofort gewusst, dass etwas nicht stimmte, als sie es sah.
Und das hatte mit Nera zu tun. Sie häutete sich nicht.
Sehr interessant, war Jenns Fazit. Wenn sie nur wüsste, was das alles zu bedeuten hatte. Eine Sache war ihr jedoch klar: Annie Taylor sagte ihr nicht die ganze Wahrheit. Wenn sie die Robbe schon einmal allein mithilfe der Website der Robbenbeobachter gefunden hatte, konnte sie es problemlos wieder tun. Und wenn sie es nachts tat, damit sie niemand aufhalten konnte, sah das nicht gut aus.
Jenn ging eine Menge durch den Kopf, als sie am Ende des Tages hinaus zum Bus ging. Deshalb sah sie Squat nicht, der auf einer Bank in der Nähe der Eingangstüren der Schule saß. Sie lief direkt an ihm vorbei und bemerkte ihn erst, als er sie am Nacken packte.
Sie schrie auf, wirbelte herum und sagte: »Hey! Nimm deine dreckigen Pfoten von ...« Sie hielt inne, als sie sah, wer es war. »Der Squatman«, rief sie.
»Ich dachte, ich wäre dein Romeo.«
»Nur wenn du dich ausziehst und deine Muckis
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