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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Annie, »den ganzen Weg hierher nach Possession Point zu kommen, sich auf Ihr Grundstück zu schleichen und mit einem großen Netz Ihre Heringe aus dem Becken zu fischen? Es wäre doch viel leichter, ein Boot zu nehmen und sie selbst im Sund zu fangen.«
    »Wenn man das Geld für das Benzin ausgeben und Zeit damit verschwenden will, die Fische aufzuspüren, das Netz auszuwerfen und es wieder einzuholen ... Meinen Sie wirklich, das wäre leichter, als hier aufzutauchen und die Fische zu klauen?« Er sah sich um, als warte er auf die Antwort, erst hinaus auf den Possession Sound und dann im näheren Umkreis auf seinem Grundstück. Mit dem Kopf nickte er zu einem Fleck auf dem Boden neben dem Maschendrahtzaun, wo das Netz lag, das er immer benutzte, um für die Kunden die Köder aus dem Becken zu holen. Da gehörte es nicht hin. Jemand hatte es dort hingeworfen. Er fragte: »Hast du das Netz da liegen lassen, Jenn?«
    »Warum sollte ich?«
    »Andy oder Petey?«
    »Die kommen doch gar nicht durch die Tür, Dad. Sie könnten zwar über den Zaun klettern, aber sie wissen ganz genau, dass du ihnen dafür die Hölle heiß machen würdest.«
    Dann sah er Annie Taylor an. »Und Sie? Falls Sie nicht gerade zufällig großen Bedarf an Heringen haben, bleibe ich bei meiner vorherigen Annahme.«
    Jenn warf ihr einen Blick zu. Annie brauchte in der Tat Heringe, und sie wusste, dass Jenn es wusste.
    Annie antwortete: »Ich brauche tatsächlich Heringe. Deshalb bin ich rübergekommen. Ich brauche auch noch ein paar größere Köderfische, falls das möglich ist.«
    »Warum? Was wollen Sie denn fangen?«
    »Eine Robbe. Aber ich will sie nicht fangen. Ich will sie nur ein paar Minuten festhalten.«
    Bruce schüttelte den Kopf und blickte finster drein. »Wieder diese schwarze Robbe, was? Wenn Sie der eine Falle stellen, dann ist hier die Hölle los. Dieses Vieh hat bisher noch keinem Glück gebracht, in all den Jahren, die es schon herkommt. So wie sich die Leute aufführen, sollte man meinen, dass die heilige Jungfrau Maria alljährlich hier erscheint.«
    »Langley hat davon doch schon profitiert«, meinte Jenn. »Es gibt das Fest, und die Touristen kommen her, um sie zu sehen und so weiter.«
    »Langley«, warf Bruce McDaniels ein, »würde sogar für eine Killer-Krake ein Fest veranstalten, wenn es eine in die Finger kriegen würde. Hauptsache, es kommen zehn neue Touristen und kaufen ein T-Shirt, Jenn.«
    »Ich will sie bloß ein paar Minuten festhalten, um eine Hautprobe zu entnehmen«, sagte Annie. »Damit ich ihre DNA untersuchen kann. Die Tatsache, dass sie schwarz ist, legt nämlich nahe ...«
    Aber Jenns Dad interessierte sich nicht dafür, warum Nera schwarz war. Wenn sie schwarz war, war sie schwarz. Er hatte etwas Besseres zu tun, als darüber nachzudenken; er hatte eine Familie zu ernähren. »Und wenn Sie die Heringe an sie verfüttern, kommen Sie an ihre DNA?«, fragte er Annie Taylor.
    »Ja, sozusagen.«
    Bruce kreuzte die Arme und sah Annie an, als ob er in ihrem Gesicht lesen wollte, ob sie die Wahrheit sprach oder ob sie log. Schließlich sagte er: »Na gut, ich verkaufe Köder von Berufs wegen, also verkaufe ich auch Ihnen Köder. Ich hoffe nur, dass Sie dieses Experiment - oder was immer es ist - nicht alleine durchführen. Diese Robbe ist hundertmal stärker als Sie, und wenn Sie sich zu einem wilden Tier ins Wasser begeben, das panisch reagiert ...«
    »Ich bin Forscherin, Mr McDaniels«, versicherte Annie ihm. »Ich weiß, was ich tue. Und ich tue es nicht allein.«
    Jenn folgte Annie zurück zum Wohnwagen. Ihr bunt zusammengewürfelter Haufen von Gegenständen war durch eine neue Errungenschaft erweitert worden. Auf dem Tisch war eine Karte der Insel ausgebreitet. Daneben lag eine Seekarte, wie sie Bootsführer benutzten. Auf beide war ein großes rotes X gemalt.
    Annie stellte sich neben Jenn und betrachtete mit ihr zusammen die Karten. Dann sagte sie: »Chad hat Eddies Boot gefunden.«
    »Ich dachte, ihr seid hinter Nera her«, erwiderte Jenn.
    »Erst mal kümmern wir uns um das Boot. Ich will meine Miete von Eddie Beddoe zurück.«
    »Was hast du denn vor? Willst du das Boot bergen? Wie willst du das anstellen?«
    »Ich habe gar nichts vor, ich will nur ein paar Fotos machen, um zu beweisen, dass es da unten ist. Eddie Beddoe hat gesagt, ich soll es finden, nicht, dass ich es bergen soll. Das war so abgesprochen, und er muss sich daran halten.«
    »Und dann? Wie kommst du an Nera ran?«
    Annie sah sie an.

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