Wettlauf mit dem Tod
hinter einer Schublade festgeklebt war. Er schlug sie auf und blätterte sie schnell durch. Dann wurde er langsamer.
Auf der Bettkante sitzend, die Akte auf dem Schoß, las er über Petersons Werdegang, über ihren Aufstieg innerhalb der Behörde und ihre Bemühungen, der Korruption einen Riegel vorzuschieben.
Außerdem las er noch einige weitere Berichte. Vier insgesamt. Sie enthielten vernichtende Beweise.
Damit hatte er nicht gerechnet.
Die Wohnungstür ging auf und wieder zu, was Rowdy in höchste Alarmbereitschaft versetzte. Er erwog, durchs Fenster zu flüchten oder vielleicht in den Schrank …
Als hätte er damit gerechnet, Rowdy anzutreffen, kam Detective Reese Bareden ins Schlafzimmer geschlendert. Er war bewaffnet, hatte seine Pistole jedoch noch im Schulterholster stecken.
Er ging direkt auf Rowdy zu. »Gibt es einen Grund, weshalb ich dich nicht zu Brei schlagen sollte?«
Wow. Die Gelassenheit, die er an den Tag legte, verblüffte Rowdy. Er musterte den Detective abschätzend, befand, dass keine Gefahr von ihm ausging, und zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Das dürfte gar nicht so einfach werden, wie Sie glauben.«
»Im Moment wäre es mir auch ganz recht, wenn du nicht sofort zu Boden gehen würdest.« Er rieb sich augenscheinlich angewidert über das Gesicht. »Was hast du hier zu suchen, Rowdy?«
»Die Antwort darauf kennen Sie doch bereits.«
»Stimmt. Bei deiner Schwester gehst du kein Risiko ein.«
Obwohl von Reese scheinbar keine Aggression ausging, schien es Rowdy dennoch klüger, sich zu erheben. »Ich dachte, Sie wären auf dem Revier.«
»Und darum dachtest du, du könntest dich eben mal selbst in meine Wohnung lassen?«
»So in etwa.«
Reese lehnte sich kopfschüttelnd auf die für ihn so typische Art an die Wand. »Alice hat mich verständigt.«
Alice? Wer zum Teufel war denn … Ach, die Frau mit dem Hund. Verflixt. Sie hatte nicht besorgt gewirkt. Rowdy war sich nicht einmal sicher gewesen, ob sie ihn überhaupt wahrgenommen hatte. »Eine Nachbarin?«
Er nickte. »Sie hat meinen Hund ausgeführt, dich gesehen und Angst bekommen.«
Reese hatte einen Hund? Das hatte er auch nicht auf dem Schirm gehabt. »Dann ist sie aber sehr misstrauisch, denn ich habe ihr keinerlei Anlass zur Sorge gegeben.«
»Ja, das ist sie«, murmelte Reese und schien verärgert zu sein. »Sehr sogar.« Er schüttelte den Kopf, als wolle er den Gedanken verscheuchen. »Du hast Glück, dass sie mir den Eindringling detailliert beschrieben hat, denn sonst hättest du mit dem Lauf meiner Waffe Bekanntschaft machen dürfen.«
Dann hatte Reese also von vornherein Bescheid gewusst? »Und dass ich dir einen Besuch abstatte, stört dich also nicht weiter?«
»Du hast allen Grund, besonders vorsichtig zu sein.« Er lockerte die Krawatte und öffnete den oberen Hemdknopf. »Und im Gegensatz zu dir bin ich weitaus weniger misstrauisch.«
Rowdy hielt die Akte hoch. »Das wage ich zu bezweifeln.«
»Hast du sie gelesen?«
»Zumindest das Wesentliche.« Langsam fügten sich die Puzzleteile zusammen. »Logan weiß nichts darüber?«
Reese spannte den Kiefer an. »Ich ruiniere doch nicht leichtfertig den guten Ruf eines anderen Menschen. Ich wollte stichhaltige Beweise finden, bevor ich irgendetwas verlauten lasse. Ein paar heimliche Unterredungen taugen höchstens als Indizienbeweise.«
Plötzlich erschien Lieutenant Peterson im Zimmer. Sie hatte ihre Waffe gezogen. »Würde mir jemand von Ihnen freundlicherweise erklären, was hier vorgeht?«
Mist. »Mann, Sie brauchen unbedingt eine Alarmanlage.«
»Sieht ganz so aus.« Reese wandte den Blick nicht von Petersons Waffe ab. Rowdy erwog seine Möglichkeiten. Dass ihn auch jemand anderes als Reese hier überraschen könnte, war ihm überhaupt nicht in den Sinn gekommen, und Reese hatte er auf dem Revier gewähnt und deshalb geglaubt, ihm bliebe ausreichend Zeit.
Auch den Anruf von Reeses Nachbarin hatte er nicht einkalkuliert.
Und jetzt war auch noch Lieutenant Peterson aufgetaucht. Da die beiden ihn anklagend anstarrten, ohne etwas zu sagen, fühlte sich Rowdy genötigt zu fragen: »Was wollen Sie hier?«
»Ich muss also anfangen? Na schön.« Sie bedeutete Reese mit einer Handbewegung, er möge zurücktreten. »Er hat sich so zugeknöpft und geheimniskrämerisch gegeben. Ich dachte mir, ich sollte lieber ergründen, weshalb er sich so aufführt, bevor wir Sie und Ihre Schwester aufs Revier bringen.« Sie sah die beiden Männer abwechselnd an.
Weitere Kostenlose Bücher