Wettlauf mit dem Tod
brauche eine Dusche.«
Ehe sie sich versah, war er schon vom Bett gesprungen und ihr in den Weg getreten, um ihren Rückzug zu verhindern.
Er war beleidigt.
In Anbetracht ihres momentanen Gemütszustands – sensibel, verwirrt und empfänglich für gewisse Reize – konnte sie nur von Glück reden, dass er die Jeans schon wieder angezogen hatte. Sie stand allerdings noch offen, und im fahlen Licht, das nun durch die geöffneten Vorhänge fiel, konnte sie seinen Bauch erkennen und auch das, was weiter unten lag. Aber zumindest konnte sie nicht seinen ganzen Körper sehen. All die Stellen, die sie berührt und gestreichelt hatte.
Sein mächtiges Fleisch, das sie ausgefüllt hatte.
Ihr Herz schlug langsam und gleichmäßig. Sie widerstand der Versuchung, ihn zu berühren, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und bewegte sich rückwärts.
Er musterte sie ungläubig. »Hast du etwa Angst vor mir?«, fragte er aufgebracht. »Das kann doch wohl nicht sein.«
Nach all dem, was sie gerade getan hatten? »Nein.« Sie fürchtete sich vor sich selbst und davor, wie sie auf ihn reagierte. Sie hätte es nicht tun dürfen – aber sie hatte es trotzdem getan. Und es war so schön gewesen.
Er versuchte eine andere Taktik, legte die Hände auf ihre Schultern, und während er sie sanft streichelte, bat er: »Lass mich über Nacht hierbleiben.«
»Das geht nicht.« Sie machte hastig noch einen Schritt und zog sich von ihm zurück.
Er ließ die Hände sinken. »Das kann doch verflucht noch mal alles nicht wahr sein.« Seine vulgäre Ausdrucksweise ärgerte sie. Sie hatten zwar Sex miteinander gehabt – seltsamen, sehr zurückhaltenden Sex, aber immerhin –, doch das gab ihm noch lange nicht das Recht, sie so respektlos zu behandeln.
»Unglaublich, dass du es wagst, so hemmungslos über mich zu fluchen.«
»Ich fluche doch nicht über dich.« Er rieb sich, um Beherrschung bemüht, den Nasenrücken. »Diese Situation macht mich wütend. Ich dachte, wir wären uns nähergekommen. Ich habe geglaubt …«
Dass es etwas bedeutet hätte? Er redete wie eine verschmähte Frau, und sie kam sich wie eine Idiotin vor.
Das Klügste wäre wohl, so schnell wie möglich aus dem Schlafzimmer zu flüchten.
Pepper kam bis zum kleinen Sofa. Dort blieb sie stehen.
Nein, Pepper, tu es nicht. Lass es sein.
»Wir könnten wieder zusammen abendessen. Morgen, meine ich.« Sie kniff die Augen zu. »Wenn du nicht zu viel zu tun hast.«
Die plötzliche Stille verschlug ihr den Atem. War das Unwetter endlich vorbei? Sie war es nicht gewohnt, einem Mann gegenüber die Initiative zu ergreifen. Auch in den Zeiten, bevor sich ihr Leben so drastisch verändert hatte, hatte sie nie Einladungen zum Abendessen verteilt.
Es war gar nicht nötig gewesen.
Sie fragte sich, was Logan gerade dachte, ob er ihr Angebot annehmen würde, und drehte sich nach ihm um. Er hatte lässig die Arme verschränkt, doch trotz seiner lockeren Körperhaltung spürte sie seine Feindseligkeit.
»Nun?« Sie wünschte, er würde etwas sagen.
»Ich versuche noch, dahinterzukommen, ob du mich tatsächlich nur zum Essen oder auch zum Sex einlädst.«
Zu beidem
. Jetzt kam sie sich albern vor, daher schüttelte sie schnell den Kopf. »Vergiss es. Das war eine blöde Idee.«
»Oh nein.« Mit drei großen Schritten trat er vor sie. »Was immer wir da gerade getan haben, hat mir gefallen.«
Sie bekam weiche Knie. »Mir auch.«
»Ja?« Er berührte sie sanft. »Es war außergewöhnlich …« Er meinte wohl merkwürdig. Sonderbar. Bizarr.
»Aber ich kann mich nicht erinnern, jemals zuvor etwas derart Scharfes erlebt zu haben.«
»Tatsächlich?« Ihr selbst hatte es auf jeden Fall gefallen, aber wenn man am Verhungern ist, freut man sich über den kleinsten Krümel. Und das hier war gewiss nicht mehr als ein Krümel gewesen.
Männer waren ja einem erotischen Abenteuer nie abgeneigt, aber trotzdem konnte sie noch immer nicht fassen, dass er sich auf ihre Regeln eingelassen hatte.
»Aber sicher.« Er berührte mit zwei Fingern ihr Kinn. »Wenn du mich zu mehr davon einlädst, dann bin ich dabei.«
Wie konnte sie die Wohnung dafür ausreichend abdunkeln? Ob sie vorher noch Gelegenheit hätte, Verdunklungsrollos zu besorgen? Würde sie es wagen, dieses einzigartige und in gewisser Weise qualvolle intime Erlebnis noch einmal zu wiederholen?
»Aber«, unterbrach er ihre Gedanken, »wenn du nur ein gemeinsames Abendessen willst, bin ich ebenfalls bereit dazu.«
Von
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