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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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nicht mehr aus eigener Kraft laufen konnte. Ali und Wiesel schleiften ihren blutenden, bewusstlosen Körper die Stufen hinunter.
    Da sahen sie es: den flackernden Schein eines herunterbrennenden Lagerfeuers. Sie stolperten, so abrupt verhielten sie ihre Schritte.
    Skadi war sofort wach und griff nach ihrem Messer, noch ehe sie die Augen geöffnet hatte.
    »Keine Bewegung.« Sunshine drückte der in einen dicken Kokon eingerollten Person ihre MP an den Kopf. »Sonst muss ich dich erschießen.«
    »Mit leerem Magazin? Ich bin wirklich beeindruckt!«
    Skadi steckte das Messer wieder ein und rollte sich auf die Seite. Sie hatte an diesem Tag schon genug Aufregungen gehabt, um sich von ein paar Kindern um ihre Nachtruhe bringen zu lassen.
    »Verstehst du etwas von Schusswaffen – Schusswunden?«, verbesserte sich Sunshine.
    Skadi öffnete widerwillig die Augen. »Warum willst du das wissen?«
    »Ich kenn dich doch«, behauptete eine männliche Stimme. Eine Taschenlampe wurde auf Skadi gerichtet und leuchtete ihr in die Augen.
    »Das glaube ich nicht. Sonst wärst du nicht so unhöflich.«
    »’tschuldigung.« Die Lampe wurde ausgeknipst. »Wir brauchen wirklich deine Hilfe, jede Hilfe – bitte.«
    Plötzlich roch sie es, süß, scharf und stechend zugleich und voll böser Erinnerungen: Blut. Skadi setzte sich auf. Dies war keine Zeit für Spielchen und gekränkte Eitelkeiten.
    »Da drüben«, sagte Sunshine nur. Und diese zwei Worte waren zugleich Ausdruck ihrer Hilflosigkeit.
    »Wir brauchen mehr Licht.« Skadi beugte sich über das bewusstlose Mädchen. »Gib mir mal die Lampe.«
    Sie fühlte Danutas Puls, legte ihre Hand an die kalte, blasse Wange und leuchtete in die weit geöffneten Augen. Die Pupillen reagierten nicht. Das war keine Bewusstlosigkeit, das war ein Koma, hervorgerufen durch Schock und hohen Blutverlust. Sie spürte die angstvollen Blicke der Gruppe, sah die irrationale Hoffnung in ihren Mienen.
    »Sie muss unbedingt warm gehalten werden«, sagte sie daher, wohl wissend, dass Wärme das Mädchen auch nicht retten würde. Doch während die anderen losgingen, um mehr Holz für das Feuer zu sammeln, konnte sie wenigstens versuchen, die Blutungen zu stillen. Allerdings hatte Skadi solche Verletzungen schon zu oft gesehen, um nicht zu wissen, dass sie tödlich waren. Da konnte nicht mal mehr ein studierter Arzt etwas ausrichten.
    Zwei Stunden später war Danuta tot. Erst Bingo, dann Dreisatz und jetzt sie, dieses Mädchen, zwölf oder dreizehn Jahre alt – Sunshine fühlte sich schuldig, nicht weil Danuta tot war, sondern weil sie sie nie richtig kennen gelernt hatte. Sie spürte, wie Tränen über ihr Gesicht liefen, ein komisches Kribbeln, dazu eine Enge im Hals – sie hatte vergessen, wie Weinen sich anfühlte. Hatte es sich nicht erlaubt seit jenen Monaten in dem Schiff. Nur keine Schwäche zeigen.
    Die schwarzhaarige Frau weinte auch. Nicht um Danuta oder die anderen, sie weinte um sich. Sunshine spürte die wohlvertraute Wut in sich aufsteigen, jene Wut, aus der sie ihre Stärke gewann. Die Stärke, die sie jetzt brauchte, um die Tunnel-Soldaten aus diesem Schlamassel herauszubringen.
    »Sei still«, fuhr sie Faizul an. »Ich muss nachdenken.«
    Skadi fing ihren Blick auf – ein stummer Austausch verwandter Seelen. Das seltsame Mädchen mit den hohen Wangenknochen und den schrägen Augen war an dem gleichen Ort gewesen wie Sunshine. Kein Raumschiff der Vierfinger vermutlich, nur ein weiterer Ort des Verlustes, des Terrors und des Schmerzes.
    Sie bedeckten Danuta mit vergilbten Zeitungen. Da hatten sie nun alle Geschichte schreiben wollen – doch um welchen Preis, dachte Brad. Er setzte sich zu Faizul und Ali. Faizul weinte jetzt lautlos und warf Sunshine, die sich mit dem fremden Mädchen unterhielt, verstohlene Blicke zu. Sie sah völlig fertig aus, fand Brad.
    Ali beugte sich zu ihm und fragte mit gesenkter Stimme: »Was nun?«
    Brad zuckte die Schultern, dann sagte er mit einem schiefen Grinsen: »Duck and cover. Darin haben wir beide doch Übung.«
    Wir beide, ja, sagte Alis Miene, doch was ist mit ihr?
    Brad legte Faizul leicht die Hand auf die Schulter. »Hältst du noch durch?«
    Sie sah ihn dankbar an und nickte – nicht sehr überzeugend. Er stand auf und ging zu den Tunnel-Soldaten. Er fand, es war an der Zeit, für die Zukunft zu planen – sofern sie alle noch eine Zukunft hatten.
    »… in die Seitentunnel«, sagte Sunshine gerade. »Sie werden bestimmt bald kommen.«
    »Und da ist

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