Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
Vom Netzwerk:
erste Version der Tunnel-Soldaten-Story, inklusive eines Teasers vom Angriff und der Zerstörung des Raumschiffs.

    Takaheshi Sakamoto hatte zwei Containerschiffe gechartert, die einen regelmäßigen Fährdienst zur Insel aufgenommen hatten. Der Ansturm der Teilnehmer überraschte ihn nicht im Geringsten. Er wollte einen unvergesslichen Event und genau das würde es werden. Zu dumm nur, dass sich dieser Musiker abgesetzt hatte. Eine Reunion der Bladerunner hätte noch mal einen extra Media-Boost verursacht. Doch Takaheshi hatte schon vor langer Zeit gelernt, sich zu gedulden. Bis zum Festival war es noch drei Wochen hin, da konnte viel passieren.
    Gestern hatte er beschlossen, sich das Spektakel vor Ort anzusehen, und seine Jacht im Hafen ankern lassen. Und nun war er mitten im Getümmel, hörte den Lärm, wurde von den schrillen Farben der Kostüme geblendet und rümpfte die Nase über das Gemisch von Kochdünsten, Treibgut und Müll. Dies war der Augenblick, in dem er sich voller Inbrunst in das sterile Weiß seiner Residenz auf Antarctica zurückwünschte. Und für einen kurzen, senilen Gedankensprung vergaß er, dass er nie mehr an seinen kalten Zufluchtsort zurückkonnte. Sie hatten ihm angeboten, ihn zu einer der Stationen zu bringen, er hatte abgelehnt. Tonia hatte es nicht verstanden. Wollte er denn nicht ewig leben? Wer wollte das nicht, hatte er geantwortet, aber ein ewiges Leben in Stumpfsinn wäre für ihn schlimmer als der Tod. Seine Nichte hatte gelacht. Was wusste er denn schon von dem Fluch des Überdrusses und der Langeweile?
    Ja, Tonia wurde zum Problem. Mit der Distanz, die er zu Freezone hatte, wurde ihm dies immer deutlicher. Sein zauberhaftes, verzogenes Mädchen war dabei, über die Klippe zu gehen. Schade, aber vermutlich nicht mehr zu ändern. Verwandte waren eine Belastung, dachte Takaheshi. Immer wollten sie, dass man die Verantwortung für ihre Fehler übernahm. Zum Dank würden sie einen dann beerben.
    Wie jeden Abend zur Zeit des Sonnenuntergangs saß er auf Deck der Jacht und ließ den Tag noch einmal vorüberziehen. Bedächtig hob er die Teeschale an die Lippen – selbst der Tee schmeckte anders. Er seufzte und klang wie der müde alte Mann, der er war. Einen Tag wollte er sich noch geben, mehr konnte er wegen der Strahlung sowieso nicht verantworten.
    »Ahoi, da oben –«
    Wer störte ihn da? Irritiert blinzelte Takaheshi in die Sonne und suchte den Besitzer der aufdringlich klingenden Stimme.
    »Ja, genau, dich meine ich, alter Mann.«
    So eine Respektlosigkeit! Da unten auf der schwankenden Laufplanke stand jemand. Einer von diesen lästigen Rucksacktouristen, wie konnte es anders sein!
    Demonstrativ wandte er sich ab. Vergebens.
    »Bitte, an Bord kommen zu dürfen.«
    Der Ton ließ eher an einen Befehl als an eine Bitte denken. Nie war die Besatzung da, wenn man sie brauchte, dachte Takaheshi, der sich von der Situation sichtlich überfordert fühlte.
    »Bitte, an Bord kommen zu dürfen!« Diesmal war der Ton noch lauter und noch nachdrücklicher.
    Wenn es denn nicht anders ging. Seufzend drehte er sich um.
    »Bitte gewährt.«
    Kaum ausgesprochen, klapperten muntere Schritte auf der Gangway.
    »Skadi Gunnarsdottir.« Eine Hand wurde ihm entgegengestreckt.
    Takaheshi hasste Körperkontakt – hasste ihn so sehr, dass er unhöflich wurde. Die laute Touristin schien das nicht zu stören. Sie sah sich um, schien Maß zu nehmen. Wollte sie sich etwa auf seiner Jacht häuslich einrichten?
    »Du reist alleine, alter Mann?«
    Takaheshi seufzte erneut. Sie würde ihn wohl so lange »alter Mann« nennen, bis er der Höflichkeit genüge getan hatte. Er streckte vorsichtig die Hand aus und streifte ihre Fingerspitzen.
    »Takaheshi Sakamoto.«
    Skadi nickte. »Ich suche eine Mitfahrgelegenheit«, sagte sie dann.
    »Aber dies ist ein Schiff.« Takaheshi war zu verblüfft, um irgendetwas Intelligentes zu sagen.
    »Auf dem du irgendwann von da nach hier gereist bist, oder?«
    »Schon –«
    »Schön. Und wenn du nach dort aufbrichst, nimmst du mich mit. Das ist doch ganz einfach.«
    »Was ist, wenn dir mein Dort als Reiseziel nicht gefällt?« Takaheshi wollte sich nicht so leicht geschlagen geben.
    »Ich bin auf einer vorbestimmten Reise, ich gehe dahin, wo das Schicksal mich hinführen wird«, sagte Skadi schlicht.
    »Such dir unterdecks eine Kajüte aus. Wir legen morgen früh ab.«
    Takaheshi wusste, wann er geschlagen war. Doch er musste sich eingestehen, dass ihm diese dreiste

Weitere Kostenlose Bücher