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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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und musste lachen. »Ich glaube, du vergisst manchmal, dass ich nur ’ne dumme ’skimo-Tussi bin.«
    »Ja, das vergesse ich manchmal«, schmunzelte Takaheshi. Sie spielten dieses Spiel schon eine Weile und für gewöhnlich forderte er sie auf: »Erzähl mir was von ’skimo-Land.«
    Das Mädchen war im Laufe der Reise so etwas wie ein Medium für Takaheshi geworden. Wie liefen die Dinge in ihrer Welt? Sie, die von außen nach innen – auf die westliche Welt – sah, konnte die Antwort haben: Was war schief gelaufen, wieso hatten sich die Gesetze von Kaufen und Verkaufen so verschoben? Wo blieb die Herausforderung, wenn es keine Konkurrenz mehr gab? Jetzt ging es nur noch ums Überleben, wie langweilig. Die Menschen hatten den Spaß an schönen Dingen verloren. Lag das wirklich nur an den Besuchern? Er bezweifelte es. Die vergangenen Jahre der Stagnation hatten selbst ihn weich werden lassen. Etwas musste geschehen, damit er den alten Biss wieder fand. Wir brauchen wirklich Neue Helden, dachte Takaheshi. Irgendwie schien sich der Gedanke in ihm festzusetzen.

    Seltsamerweise fiel es Skadi überhaupt nicht schwer, Takaheshi von daheim zu erzählen. Sie war sich seines aufrichtigen Interesses an ihrer Kultur bewusst. Er fragte nicht nur, um die Zeit totzuschlagen, wie sie dies bei den Europäern erlebt hatte, die in Longyearbyen aufkreuzten, um dann später in den Medien von den »Zuständen« zu berichten, ohne dass sich dadurch irgendetwas verändert hätte.
    Und so hatte Skadi von daheim erzählt – wie ihre Vorfahren den langen Weg über das Eis angetreten hatten, von Grönland nach Svalbard, über die alte »Polarbärenroute«, um Arbeit in den Minen und später auf den Ölplattformen zu finden. Das war, nachdem ihre Heimat zum atomaren Wasteland geworden war – erst Thule und dann der Rest, und niemand wollte es gewesen sein. Grenzen verwischten sich, es gab keine Länder mehr, die Ansprüche auf die Polarregion anmeldeten. Endlich, nach all den Jahren, hätte sie wieder ihren ursprünglichen Bewohnern gehören können. Wären da nicht die Multis gewesen.
    Doch Takaheshi wollte auch wissen, wie Skadis Leben auf Spitzbergen ausgehen hatte, wer ihre Freunde waren.
    Und Skadi erzählte: »Åsgård wollte erst nicht, dass ich fortgehe. Ich war ihre Schülerin, musst du wissen.«
    »Warst du eine gute Schülerin?«
    »Ich glaube nicht.« Sie lachte. »Nein, war ich wohl nicht. Ich bin viel zu ungeduldig. Andererseits bin ich auch unglaublich neugierig. Aber das ist ja nicht verkehrt, oder?«
    »Wahrscheinlich nicht.« Takaheshi drehte sein Handgelenk aus der Sonne, damit er den Display seines Mini-Com lesen konnte. »Wir könnten heute an Land zu Abend essen, in zwei Stunden erreichen wir Teneriffa.«
    »Da waren wir noch nicht, oder?«
    Skadi dachte plötzlich: Heute ist Donnerstag, also muss das hier Rom sein. Aber war sie nicht genau aus diesem Grund nach Europa gekommen, um wie eine Touristin herumzureisen? Und hatten sich ihre Erwartungen erfüllt? Sie konnte es nicht sagen. Sicher, auf der einen Seite war das Land genauso bizarr und seine Bewohner so merkwürdig, wie sie erwartet hatte. Doch dann hatte sie Sunshine und die Tunnel-Soldaten getroffen und gesehen, dass noch viel mehr dahinter steckte. Es wäre tatsächlich möglich, von hier aus die Welt aus den Angeln zu heben, dachte sie verwundert, und das machte ihre eine ziemliche Angst. Und so war sie wieder mal weggelaufen, feige ’skimo-Tussi, die sie war. Um Garfield machte sie sich keine Sorgen – der Junge würde immer auf die Füße fallen wie die Katze, nach der er sich genannt hatte –, aber vermissen tat sie ihn schon. Vielleicht hatte es Åsgård deshalb so ungern gesehen, dass sie nach Europa reiste, weil sie befürchtete, ihre Schülerin könnte Verpflichtungen und emotionale Bindungen auf jenem seltsamen Kontinent eingehen.
    Doch noch war sie nicht so weit, Entscheidungen zu treffen. Etwas fehlte an dem Bild. Wenn sie nur herausfinden könnte, was es war.
    »Gibt es auf Antarctica eigentlich Vierfinger?«
    »Nicht dass ich wüsste«, antwortete Takaheshi und ihm war nicht wohl bei dieser Lüge.
    »Bei uns im Norden auch nicht. Warum das wohl so ist? Womöglich vertragen sie keine Kälte?«
    »Schon möglich«, sagte Takaheshi vage. Sollte er ihr etwa erzählen, dass die Besucher den Weißen Kontinent in eine Art High-Tech-Feriendorf für die ganz Reichen verwandelt hatten?
    Seit einiger Zeit fragte er sich immer öfter, ob er richtig

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