Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)
Isabelle kommt bereits bestens zurecht. Wolltest du nicht noch ein wenig Urlaub hier machen und dir ansehen, was aus dem alten Schuppen geworden ist? Eigentlich fände ich es angebracht, dass mein Meisterwerk mal gewürdigt würde.“
„Ich fahre morgen, wenn noch ein Platz auf der Fähre frei ist, nach Newcastle und bin dann übermorgen bei dir.“
„Prima!“ rief Camilla.
„Für Georg kannst du auch ein Zimmer bereithalten.“
„Ist er denn noch in London? Was ist mit dem Photo geworden?“
„Die Frau, die in demselben Haus wie die Reiche wohnt, hat sie identifiziert. Sie hat dort unter falschem Namen gewohnt. Ich erzähle dir alles, wenn ich da bin“, schloss er schnell, bevor er gezwungen war, ins Detail zu gehen.
„Gut, ich erwarte dich sehnsüchtig!“
Als Robert Connaugh die Hotelhalle betrat, saßen Isabelle und Camilla vor dem Computer.
„Kann ich Sie einen Moment sprechen?“ fragte er Camilla. Entsetzt sah Isabelle ihn an. Jetzt, da Gianna fort war, hatte sie an die Morddrohung überhaupt nicht mehr gedacht. Was sollte sie tun? Sie konnte nicht gut abwarten, dass er mit Camilla irgendwo hingehen konnte, um sie dort in Ruhe umzubringen. Sie stand so hastig auf, dass der Bürostuhl nach hinten wegschoss. „Setzen Sie sich doch hierhin, ich habe sowieso noch etwas zu erledigen.“
Schnell lief sie aus dem Foyer, durch den Gang Richtung Speisesaal, in die Bar. Dort setzte sie sich einen Moment hin, aber die Stimmen aus der Empfangshalle konnte sie nicht mehr hören. Leise schlich sie zurück und betete, dass keiner der Hotelgäste vorbeikäme. Hinter dem Vorhang, der den Südflügel von der Halle trennte, verbarg sie sich. Jetzt hörte sie die Stimme von Robert, leise und teilweise nicht verständlich, aber die Hauptsache war, dass die beiden dort blieben und sich nicht ihrem Blickfeld entzogen.
„Setzen Sie sich, Camilla. Ich muss Ihnen eine längere Geschichte erzählen.“
Sie setzte sich und sah ihn neugierig an.
„Mein Name ist nicht Robert Connaugh, aber nennen Sie mich ruhig weiterhin so, ich bin an diesen Namen gewöhnt. Eigentlich heiße ich John Fitzgerald junior. Meinem Vater gehört das Gestüt Ballymany in Kildare, Irland. Vor ein paar Jahren gab es dort ein Pferd, es hieß Shergar und gehörte dem Aga Khan. Ich liebte dieses Tier. Jede Sekunde meiner freien Zeit habe ich mit ihm verbracht. Es war sehr erfolgreich. Kennen Sie sich mit Pferderennen aus?“
Camilla schüttelte den Kopf.
„Nun, es gewann sechs große Rennen. Nur zwei hat es nicht erfolgreich bestritten. Jedenfalls wurde das Pferd syndikatisiert, also Anteile verkauft. Der Wert des Tieres betrug zum Schluss zehn Millionen Pfund. Es setzte ein furchtbarer Kommerz ein und ich bekam entsetzliche Angst, das Pferd zu verlieren, obwohl es mir ja nicht gehörte. Ich wurde immer verzweifelter, und dann beschloss ich, mich einem Freund, einem Mitglied der IRA, anzuvertrauen. Er hatte eine Idee, und mit Hilfe seiner Freunde gelang es uns, sie in die Tat umzusetzen. Wir täuschten eine Entführung vor. Die Freunde drangen in unser Gestüt ein, hielten uns alle mit Waffen in Schach, und entführten das Pferd. Um die Sache glaubhaft zu machen, verlangten wir vom Aga Khan Lösegeld von zwei Millionen Pfund. Die sind auch tatsächlich gezahlt worden, obwohl der Aga Khan das später abstritt. Natürlich haben wir das Tier nicht wieder ausgeliefert. Meine Freunde hielten das Pferd gut versteckt.“
„Hat sich denn die Polizei nicht darum gekümmert?“
„Doch, natürlich, bei dem Wert! Aber die IRA ist bestens ausgerüstet und verfügt über Mittel und Wege …. Ich bekam einen falschen Pass und bereitete meinen Weggang vor.“
„Und wie sah das Pferd ursprünglich aus?“ Camilla ahnte, was jetzt kam.
Er antwortete: „Es war dunkelbraun, hatte eine weiße Blesse und weiße Socken. Die weißen Stellen an den Beinen färbten wir schwarz und die Blesse braun. So sah das Pferd aus wie fast jedes zweite Vollblut. Später, als die Wogen sich einigermaßen geglättet hatten, brachten wir es nach England. Ich verließ das Gestüt meines Vaters, sehr zu seinem Leidwesen, und bestritt meinen Lebensunterhalt mit meinem Teil des Lösegeldes. Jahre später hat dann ein Freund von der IRA verlauten lassen, dass Shergar erschossen wurde, Sie verstehen, damit endlich Ruhe wäre.“
„Wusste Ihr Vater Bescheid?“
„Nein, natürlich nicht. Bis heute wissen es nur eine Handvoll Menschen: Sie, Gianna und die Freunde, die
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