Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)
mir damals halfen. Später dann blieb ich nie lange mit ihm an einem Ort. Irgendwann war ich zu einer Party in London eingeladen, wo ich Gianna kennen lernte. Sie war dort, um die männlichen Gäste zu unterhalten, arbeitete für so eine obskure Model-Agentur, Sie wissen schon. Wir trafen uns einige Male und dann habe ich ihr meine Geschichte mit Shergar erzählt. Ich muss dazu sagen, dass mir allmählich die Mittel ausgingen. Sie kam auf die Idee, ihre horizontale Karriere auf eigene Faust, also als Callgirl, fortzuführen. Ich sollte für sie den Aufpasser spielen, allein mit Kunden in der Wohnung zu sein, behagte ihr nicht. So fand ich mich immer bei ihr ein, wenn sie Besuch hatte und die übrige Zeit verbrachte ich bei meinem Pferd. Ja, und dann bekam sie so eine Art Torschlusspanik. Sie wurde immer unruhiger und unzufriedener. Sie erwähnte mehrfach, dass sie sich aus dem Milieu zurückziehen wollte. Dann fuhr sie nach Deutschland, um zu sehen, wie ihre Aktien bei ihrem Exmann stehen. Vor ein paar Wochen kam sie völlig frustriert und voller Hass zurück und schmiedete den Plan, hierher zu kommen, Sie in Misskredit zu bringen, in der Hoffnung, dass Ihr Mann sich von ihnen abwenden würde. Sie bildete sich ein, dass sie danach bei ihm leichteres Spiel hätte.
Ich bin eigentlich nur hergekommen, um das Pferd wieder einmal in einen anderen Stall zu bringen. Sie war zwar nicht erfreut, mich zu sehen, aber etwas dagegen tun konnte sie auch nicht. Und nun ist sie völlig ausgeflippt. Als sie merkte, dass ihre üblen Pläne nicht funktionierten, beschloss sie, dass ich Sie umbringen solle. Ich bin vielleicht ein Krimineller, aber einen Menschen umbringen … das liegt mir denn doch nicht. Natürlich wird sie mich jetzt mit Shergar auffliegen lassen. Also muss ich wieder verschwinden. Aber das bin ich gewohnt, meine Lage ist schon oft brenzlig geworden. Das ewige Gefärbe, damit Shergar keine Blesse auf der Stirn und schwarze Fesseln hat. … Die Stallgehilfen schwirren überall herum, so oft bin ich schon fast erwischt worden. Können Sie mir helfen? Ich möchte fort aus diesem Land.“
Camilla sah Robert fassungslos an. „Wie soll ich das denn anstellen? Ich habe keine Ahnung. Außerdem, wer weiß, was Gianna jetzt ausheckt. Sie ist fort.“
„Wohin?“ fragte er erstaunt.
„Ich weiß nicht. Sie ist gefeuert worden und anscheinend hat sie ihre Sachen gepackt und ist, ohne sich zu verabschieden, weggefahren. Vielleicht ist sie in der Nähe untergekommen und wartet, dass Sie mit einer Erfolgsmeldung kommen.“
„Sie hat sich von mir auch nicht verabschiedet. Ich weiß wirklich nicht, wo sie ist. Aber eines weiß ich: Wenn sie erfährt, dass Sie noch leben, wird sie mich ohne zu zögern anzeigen.“
Camilla nickte. „Wir müssen beide verschwinden. Ich traue mich ja nicht einmal mehr in mein Zimmer. Allein der Gedanke, dass sie dort herumgeschnüffelt hat. Sicherlich hat sie meinen Zimmerschlüssel. Und zur Polizei kann ich auch nicht gehen, bevor Sie nicht verschwunden sind. Ach, Gott… Auf jeden Fall brauchen wir einen Pferdetransporter. Wissen Sie, wo wir einen herbekommen könnten?“
„Gehen Sie ins Dorf in den Pub. Der Wirt dort kennt sicherlich jemanden, der Ihnen einen Transporter leihen kann. An eine Firma sollten wir uns nicht wenden.“ Nachdenklich kaute er an seinen Fingern. „Wir sehen uns dann später, ja? Und passen Sie gut auf sich auf. Bleiben Sie nicht allein. Bewaffnen Sie sich irgendwie. Man kann ja nie wissen….“
Robert stürzte aus dem Hotel. Dabei prallte er fast mit einem Mann zusammen, der im Begriff war, die Halle zu betreten.
„Georg!” rief Camilla. „Oh, Georg!“ Sie sprang auf und rannte auf ihren alten Freund zu. Der ließ seine Koffer fallen und umarmte sie. Nachdem er sie ein paar Mal durch die Luft gewirbelt hatte, küsste er sie zärtlich auf die Wange.
„Na, Null-Null-Sieben? Was hast du in London alles herausgefunden, das ich noch nicht weiß?“
„Verblüfft sah Georg sie an. „Hat Axel nicht mit dir gesprochen?“
„Doch, aber nur kurz. Er kommt übermorgen.“
Camilla löste sich aus der Umarmung. „Jetzt wollen wir dir erstmal ein Zimmer besorgen.“
Sie ging an die Rezeption, sah in die Gästeliste und holte einen Schlüssel aus dem Regal. „Hier, die Luxus-Suite. Würden Sie mir dann bitte folgen, mein Herr?“
Isabelle löste sich aus dem Vorhang, betrat die Hotelhalle und begrüßte den frisch Eingetroffenen.
„Isabelle, darf ich
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