Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)
Treppe in den Hang einbauen lassen. Komm!“
Georg nahm ihre Hand, als er sah, dass die Treppe ziemlich schmal und steil war. „Kann man hier baden?“ fragte er, als sie den Strand erreichten.
„Es wird selten richtig warm, aber ich bin im Sommer oft am Strand gewesen und habe mich gesonnt. Weiter als bis zu den Knien habe ich mich nie in das Wasser gewagt.“
„Wie unsportlich!“ neckte er sie.
Hand in Hand schlenderten sie am Wasser entlang. Camilla erzählte alles, was sich seit dem Eintreffen Giannas, oder besser Nannas, ereignet hatte.
„Ich glaube, wir kehren besser um, es wird bald ganz dunkel“
„Lass uns noch bis zur Klippe gehen.“
Der Strandabschnitt wurde durch eine ins Meer ragende Klippe beendet. Das Meer brach sich an den Felsen und sprühte dabei Fontänen in die Luft.
„Es riecht wundervoll! So frisch und sauber.“
„Es ist herrlich, wenn die Sonnenstrahlen darauf fallen“, antwortete Camilla. „Aber komm, es ist schon so dunkel.“
Eine Weile blieben sie noch stehen, dann kehrten sie um. „Sieh’ mal, was ist das denn?“ Georg wies auf eine dunkle Kontur, die sich im Schatten des Felswinkels befand. Camilla folgte seinem Blick. „Kann ich nicht genau erkennen. Wahrscheinlich ein Baumstamm.“
„Hier wächst doch kein Baum.“
Langsam näherten sie sich dem Gegenstand, der wie ein großes Y im Sand steckte. „Muss wohl Treibholz sein.“
Sie gingen weiter. „Mensch, das sieht ja aus, wie…“
Camilla sah zur selben Zeit, was Georg meinte. Sie fingen an zu rennen, bis sie genau davor standen. Beiden stockte der Atem. Sie sahen sich an, unfähig zu sprechen, bis Georg den Mut fand, den Gegenstand zu berühren. Dann fing er an, unartikulierte Töne auszustoßen.
Was sie sahen, war ein Frauenkörper, nackt, bis auf einen schwarzen Strumpfhalter und schwarze Nylonstrümpfe. Der Kopf und die Arme steckten im Sand, der restliche Körper ragte steif in Y-Form in die Luft.
„Ist das eine Puppe? Mein Gott, das sieht ja schrecklich makaber aus. Wer hat sich denn diesen Scherz ausgedacht?“
„Du, das fühlt sich echt an. Wie Haut. Ich glaube, das ist eine Leiche.“
Zögernd streckte Camilla nun auch den Finger aus und berührte den Bauch. „Das ist eine Leiche.“
Georg drehte sich um und lief ein paar Meter weit weg. An den Geräuschen, die bald darauf folgten, konnte sich Camilla ausmalen, was ihr Freund jetzt durchmachte. Ganz wohl war ihr auch nicht mehr.
„Wir müssen die Polizei holen“, keuchte Georg, als er sich wieder etwas erholt hatte. Camilla nickte, drehte sich wortlos um und lief los.
So schnell sie konnten, rannten sie durch den Sand zurück, hasteten die Treppe hinauf und erreichten nach einigen Minuten die Bibliothek von McLeish.
„Ist das Ihre neue Angewohnheit, ohne anzuklopfen bei mir hereinzuplatzen? Oh, wen haben wir denn da! Georg, wie schön! Wie geht es Ihnen? Setzen Sie sich doch!“ Er sah von einem zum anderen. „Was ist los?“ fuhr er fort, als er die bleichen Gesichter der beiden studierte.
Camilla war, als wenn sich die Wände der Bibliothek verschöben. „Ich, ich…“ Georg packte sie rechtzeitig an den Armen und setzte sie auf einen Stuhl vor dem Kamin. Zusammengesunken fing Camilla hysterisch an zu weinen.
„Um Gottes Willen, was ist denn passiert?“ drängte McLeish. Als Antwort erhielt er immer lauter werdendes Schluchzen. Er wandte sich an Georg. „Ich fürchte, wir haben eine Leiche am Strand gefunden.“
„Einen Ertrunkenen?“
„Nein, eine Frau. Man hat sie in den Sand gesteckt. Sie ist nicht angeschwemmt worden, ich glaube nicht einmal, dass das Wasser so weit reicht bei Flut.“
„Was sagen Sie da?“ McLeishs Lippen wurden schmal. Er packte Camilla unsanft an der Schulter. „Mädchen, was ist da los?“
Camilla konnte nur nicken.
„Wir müssen die Polizei rufen“, sagte Georg.
„Das werde ich mir erstmal persönlich ansehen. Kommen Sie.“ McLeish zog Camilla vom Stuhl.
„Lassen Sie sie hier! Sehen Sie nicht, dass sie einen Schock hat?“
„Ist schon gut, Georg. Zum Glück bin ich ja nicht die Leiche“, fügte sie bedeutungsvoll hinzu und stand mühsam auf. „Wir brauchen eine Taschenlampe“, wandte sie sich an McLeish. „Wir konnten nicht viel erkennen, es ist schon so dunkel gewesen. Aber es fühlte sich an wie die Haut eines Menschen.“
Mit Camilla im festen Griff und Georg im Kielwasser stürmte Abbot aus dem Raum, öffnete seinen Schrank, zog sich einen schweren Mantel an,
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