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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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Jahre her war. „Das hast du sehr gut gemacht, mein Junge. Ich bin stolz auf dich. Hätte nicht gedacht, dass du das schaffst, aber doch, Respekt. Du kannst was!“ Es waren für ihn unglaubliche Worte gewesen, die ihn schwer zum Nachdenken angeregt hatten. Worte, die ihn bewegt hatten. Von dem Tag an hatte er sich unbewusst verändert, später bewusst daran gearbeitet, und dabei öfter als nur einmal mit Kinsky gesprochen. Zum ersten Mal war da jemand gewesen, der ihm zugehört hatte, seine Meinung respektiert, und ihn gelobt hatte, wenn etwas gut gewesen war. Er hatte gelernt, das Leben zu respektieren und dabei bemerkt, dass nichts selbstverständlich war, und diese Erkenntnis bis heute verinnerlicht. Heute half er Jugendlichen, die sich so zeigten, wie er gewesen war. Aber es war definitiv leichter, wenn man mit ihnen eine Konversation führen konnte. Jasmin glich einem Zombie. Sie bewegte sich, sie atmete, sie tat Dinge, die man tun musste, aber sie lebte nicht. Sie existierte!
    „Na komm“, meinte er schließlich mit einem Aufatmen, „ich zeig dir das Zimmer. Es wird dir gefallen. Dort bist du allein und ungestört.“
    Er wartete auf ein Zeichen, auf ein winzig kleines. Aber nichts, nicht das Geringste, weswegen er sie einfach aufforderte, ihm zu folgen. Sie tat es. Reaktionslos! Kurz überlegte Stefan, was in einem Menschen wie Jasmin vorgehen musste. Er hoffte, dass es ihnen in den nächsten drei Wochen möglich sein würde, ihr zu helfen, zumindest den Mut des Sprechens wiederzufinden. Die Narben, die Zeichen ihrer Entwürdigung, die konnte man ihr hier leider auch nicht nehmen. Vielleicht zeigte sie dort und da Regungen, vielleicht fand er heraus, was ihr gefiel und was nicht. Möglicherweise konnte er sie für irgendwas begeistern. Etwas musste es doch geben. Vielleicht mochte sie ja Tiere. Pferde. Die meisten Mädchen hatten ein Herz für Pferde. Jedes Mädchen, welches diese Ranch verließ, hatte vergessen, sich jemals vor Pferden gefürchtet zu haben. Alle lernten sie reiten, sie lernten mit Tieren umzugehen, sie zu versorgen, sie zu respektieren und erfuhren auch, wie es war, wenn ein Tier als Nahrungsquelle auf dem Teller landete. Auf der Ranch gab es Kaninchen, die genau dafür geschlachtet wurden. Es gab drei Kühe, von denen eine in den nächsten Tagen kalben sollte. Diese Kühe sorgten für frische Milch. Zudem beherbergte der Hof auch Hühner und Enten. Letztere dienten ebenfalls der Fleischgewinnung. Schweine und Schafe zählten ebenfalls zum Sammelsurium. Ein geschlachtetes Schwein versorgte eine Familie im Winter über mehrere Wochen. Wichtig, wenn der Schnee ein Durchkommen zur nächsten Stadt unmöglich machte. Dazu gab es noch zwei Katzen und einen großen, zotteligen, schwarzen Hund, von dem keiner so genau wusste, welche Rassen er beinhaltete, weswegen Kinsky ihn als reinrassigen „Stragami“ bezeichnete, eine antiquarische Straßengrabenmischung. Vielleicht fand Jasmin Gefallen an dem Hund und vertraute sich ihm an. Stefan nahm sich vor, Jasmin genau zu beobachten um herauszufinden, auf was sie ansprach. Nach den drei Wochen sollte niemand behaupten, sie wäre umsonst auf Six Soul gewesen.
    Niemand konnte ahnen, wie groß die Bindung sein würde, die zwischen dem Mädchen und Six Soul noch entstehen würde.
     
    Bei seinem Haus angekommen, öffnete Stefan sorgsam die Tür, die leise aufschwang, als er ihr einen Stoß gab. Gemeinsam betraten sie einen großen Wohnraum, in dem es einen Kleiderschrank, mehrere Regale mit diversen Gegenständen, ein Sofa und einen Ecktisch gab, der direkt in eine Fensternische hineingeschreinert worden war. Es roch angenehm süßlich. Alles in dieser Hütte war aus hellem Holz. Lediglich bunte Läufer und kleine Teppiche, wie auch einige bunte Wandbehänge, gaben der Hütte einen farblichen Touch. Ein Holzofen stand im hinteren Bereich, der im Winter für behagliche Wärme sorgte.
    „Hier entlang“, leitete Stefan Jasmin weiter und öffnete eine weitere Tür, nachdem er den Wohnbereich durchquert hatte. Vor ihr tat sich ein geräumiges Zimmer auf mit einem Bett, einem Minisofa, einem Tischchen mit zwei Sesseln und zwei Schränken, die genug Platz für eine LKW Ladung Kleidung boten. Auch hier gab es bunte Läufer und Wandbehänge, die für den nötigen Farbklecks sorgten.
    „Fühl dich hier wie zuhause.“ Stefan lächelte sanft. „Nebenan ist das Bad und ein WC. Geh sparsam mit dem Wasser um. Wasser ist kostbar. Solltest du dich duschen wollen,

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