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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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Vertrautheit.
    „Ich habe dich lieb, Tom“, fügte sie noch hinzu, drehte sich aber dann dem Ausgang zu. Der Rappe blickte ihr hinterher, sah zu, wie sie den Schuppen verließ und die Tür hinter sich schloss. Es war nur ein kurzes Schnauben, das er ihr schickte. Aber Jasmin hätte schwören können – es war eine Antwort!
     
    Als sie in die Hütte trat, schlug ihr angenehme Wärme entgegen. Stefan hatte sich genauso wie Patrick bis auf die Unterhose entkleidet und alles über den Ofen gehängt. Jetzt war klar, warum man an die Wand über dem Ofen Äste geschraubt hatte. Vermutlich hatten auch schon andere ihre Kleidung dort getrocknet. Die Öllampen verbreiteten ein angenehmes Licht und eine schummrige Atmosphäre.
    Jasmin schloss die Tür schnell hinter sich, um den Sturm draußen zu lassen, wäre aber am liebsten gleich wieder gegangen. Man hatte schlagartig aufgehört zu sprechen. Es gab kaum jemanden, der nicht auf sie starrte, warum auch immer, vielleicht, weil sie komplett nass und durchweicht war und aussah, wie frisch aus dem See gefischt, oder auch, weil es immer sie war, auf die man starrte, wenn sie irgendwo den Raum betrat, und weil es Momente gab, in denen sie diese Blicke einfach nicht ertragen konnte. Dieser Moment war jetzt und Jasmin war nahe dran, einmal mehr die Flucht zu ergreifen. Sie hätte diesem Gefühl auch nachgegeben, wenn es da nicht Stefan gegeben hätte, der genau in der richtigen Sekunde die Spannung löste, auf Jasmin zutrat und ihr eine Decke über die Schultern legte.
    „Du solltest dich ausziehen und die Sachen zum Trocknen aufhängen. Du siehst aus wie ein Zombie. Blaue Lippen, weiß wie die Wand. Komm schon.“
    Er nahm ihr jede Entscheidung ab und es brach den Bann, der irgendwie in der Hütte aufgekeimt war. Christina war auf einmal da, schob Stefan zur Seite, nickte ihm zu und zog Jasmin in eine Ecke.
    „Ich habe mein Shirt ausgezogen. Das kannst du haben. Dann läufst du nicht nackt rum.“
    Jasmin sah sie an. Noch einmal blickte sie durch die Hütte. Stefan bewegte sich nach einem prüfenden Blick wieder zu Kino, den man auf dieser alten Couch abgesetzt hatte. Edith saß bei Judith und Patrick, ebenfalls eingerollt in eine Decke, schien Markus von seinem wirren Abenteuer zu erzählen, denn der hörte ihm ganz gebannt zu. Irgendwie schämte Jasmin sich etwas. Es war ihr peinlich, so heftig zu reagieren, die Flucht in Erwägung zu ziehen und es zeigte, dass sie noch lange nicht mit ihrem Umfeld normal umgehen konnte, und es auch in Zukunft nicht so schnell „können“ würde.
    Schweigsam entledigte sie sich ihrer nassen Kleidung und war froh, das kalte Zeugs von ihrer Haut zu bekommen. Es war so warm in der Hütte, dass ihre Unterhose und das Shirt durchaus ausreichten. Christina überließ ihr das Fell, welches sich das Mädchen noch zusätzlich um den Körper wickelte. Sie spürte die Wärme auf ihrer Haut und ihr wurde klar, dass Kino in dieser Nacht unter dem Baum hätte sterben können, wenn sie ihn nicht gefunden hätte. Sie schenkte Christina nur ein dankbares Lächeln, spürte ihre Lippen leicht beben, schlich sich aber dann in Kinos Richtung, der mit hochgelagertem Bein mit Stefan sprach. Automatisch glitt ihr Blick zu Judith. Edith hatte ihr ein nasses Tuch auf die Stirn gelegt. Judith schwitzte. Ihr Gesicht war stark gerötet, der Haaransatz durchfeuchtet. Jasmin schritt langsam zu ihr und setzte sich vorsichtig auf die Bettkante, schlug die Decke etwas zurück. Der notdürftige Verband war blutdurchtränkt, die Wunde hatte sich infiziert.
    „Glaubst du, dass sie stirbt“, fragte Edith zaghaft, ohne den Blick von Judith abzuwenden. Einem Instinkt folgend ergriff Jasmin Judiths Hand. Sie fühlte sich heiß an. Das Mädchen befand sich in einem Zustand von halb schlafend und halb bewusstlos. Die Schmerzen mussten sie halb um den Verstand bringen.
    Jasmin sah vor ihrem inneren Auge eine muntere Judith, die frech über eine Wiese rannte, stehen blieb und einige Grasbüschel aus der Erde riss und hochwarf.
    „Nein“, antwortete sie leise und sah dabei in Ediths flehenden Augen. „Ich glaube nicht. Sie wird durchhalten. Wir werden die Nacht hierbleiben und morgen überlegen, wie wir weitermachen. Zur Ranch kann es nicht mehr allzu weit sein. Dann wird sie in ein Krankenhaus gebracht. Es wird sicher alles gut werden.“
    Jasmin erkannte die Verzweiflung in Ediths Augen, bemerkte die Tränen, während ein kleiner Tropfen es wagte, über ihre Wange zu

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