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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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auffallend ist.“
    Kino spitzte seine Ohren.
    Die Gruppe verstummte, während sich alle Blicke auf Stefan richteten. Derzeit der Einzige, der vielleicht eine Erklärung für Dinge hatte, die für die Jugendlichen absolut rätselhaft waren.
    „Die Sache mit dem Bären“, bemerkte Christina, „war das nicht komisch?“
    „Stimmt“, bestätigte Markus. „Als Judith in der Falle lag, tauchte ein großer Bär auf, den wir verjagten, indem wir Steine nach ihm warfen. Er kam nicht näher, sondern verschwand wieder. Als Jasmin uns fand, tauchte er wieder auf, aber sie verhinderte das Verjagen mit Steinen. Sie sagte, er würde uns nichts tun, sondern nur zuschauen, weil … weil, wie sagte sie doch gleich .. weil wir seinen Lebensraum betreten hätten und er sich das Recht nehmen dürfte, uns zu beobachten … oder so ähnlich. Und er kam wirklich nicht näher. Woher wusste sie das?“
    „Und kannst du dich noch an die Sache mit den beiden Vögeln erinnern?“ Edith klammerte sich fast ein wenig an Markus, als sie sich an das Bild erinnerte. „Im Wald, als wir zum ersten Mal mit den Pferden unterwegs waren, und du nach ihr in den Wald gehen wolltest. Die beiden Vögel haben das verhindert. Es hat nicht nur so ausgesehen, sie haben es wirklich gemacht. Das war unheimlich, jedenfalls für mich.“
    „Außerdem habe ich diese schwarzen Vögel auch auf der Ranch beobachtet. Sie saßen immer in den Bäumen bei Stefans Haus“, pflichtete Christina Edith bei. „Und an jenem Tag, als Kino das Kitz des Morgens abholte, hat sich Tom in der Box wie eine Halbwilder aufgeführt. Hat gebockt wie ein Rodeopferd und wütend gegen die Wand geschlagen. Er war total nervös, als Jasmin plötzlich verschwunden ist, nachdem …“ Christina verhielt. Oh, sie kannte den Grund nur zu gut, denn sie selbst hatte die Idee ja geliefert, Jasmin damit zu ärgern. Judith hatte es lediglich perfekt ausgeführt, doch niemand hatte mit Jasmins heftiger Reaktion gerechnet, die den beiden Mädchen zu jenem Zeitpunkt auch noch völlig egal gewesen war. Jetzt schämte sich Christina dafür, jemals daran teilgehabt zu haben. Die Euphorie ihren Teil an der Geschichte beizutragen und ihre Beobachtungen zu erzählen, verschwand von einer Sekunde auf die andere. Sie hatte Jasmin wehgetan, sehr wehgetan, sie in Angst versetzt, was ihr erst jetzt klar und bewusst wurde. Und auf das war sie keinesfalls stolz.
    „Und heute hat sie Tom einfach laufen lassen“, ergriff Patrick das Wort. „Zuerst hat sie ihn noch geführt und wir sind ihr nachgegangen. Wir hatten keine Ahnung wohin, aber Jasmin schien es zu wissen. Echt, wir waren froh sie zu haben, denn ohne sie hätten wir Judith nie aus der Falle gebracht, und uns nie gewagt, loszugehen. Wir hätten vermutlich bis zum Sankt Nimmerleinstag gewartet und gehofft, dass uns vielleicht irgendwann mal irgendjemand findet. Ich gebe zu, etwas an ihr gezweifelt zu haben, als sie Toms Zügel plötzlich am Horn befestigt und ihn einfach losgeschickt hat. Ich dachte, sie wäre vielleicht doch ein wenig gaga oder verrückt oder so. Aber das muss ich alles zurücknehmen. Jasmin ist für mich ein Phänomen, so wie ein freundlicher Virus in einem Computerprogramm, der da ist, obwohl man ihn nicht will, aber einem nichts tut. Wir alle hatten Vorurteile, oder …“, Patrick sah in die Gesichter der Runde, „oder vielleicht nicht? Wir dachten alle, sie wäre eine Schicki-Micki, eine Tussi, was Besseres mit reichen Eltern und Sonderbehandlung und so. Erinnert ihr euch noch an unser Gespräch im Auto? Jeder hat das gedacht. Ha, die Tussi aus der Stadt bekommt extra Lieferservice und wird besser behandelt. Von da an war doch schon beschlossene Sache, dass wir sie aufs Abstellgleis stellen würden. Sie war der Prellbock unseres voreiligen Urteils, oder nicht?“ Christina senkte betroffen den Kopf, Edith tat es ihr gleich und Markus wich Patricks Blick aus, als dieser versuchte im Antlitz seiner Kameraden zu lesen. „Und als wir sie zum ersten Mal gesehen und in ihr Gesicht geschaut haben, bemerkt haben, wie sie aussieht, haben wir alle dasselbe gedacht. Was für ein Zombie, wie ekelhaft.“
    Patricks Worte klangen vorwurfsvoll und jeder in der Gruppe nahm sie auf. Natürlich hatte er recht. Sie hatte alle so reagiert, ohne Ausnahme.
    Kurzes Schweigen. Stefan hatte sich bewusst nicht an dem Gespräch beteiligt, sondern nur zugehört und in den Gesichtern gelesen. Man machte Fehler. Alle machten Fehler, aber die Kunst war,

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