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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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begann sich langsam, aber doch zu bewegen. Jasmin gab nicht auf. Ohne Unterlass forderte sie die beiden Pferde auf weiterzumachen, nicht nachzugeben, die Beine immer wieder nach vorne zu ziehen, wenn sie nach hinten weggerutscht waren. Es war überlebenswichtig für sie alle, dass die Tiere jetzt ja nicht die Nerven verloren oder gar aufgaben. Jasmin motivierte sie weiter. Immer und immer wieder schnalzte sie mit der Zunge, setzte ihre Stimme ein, zog sogar am Sattel selbst mit, was zwar nichts brachte, ihr aber ein gutes Gefühl gab. Tom gab alles her, was er hatte. Immer und immer wieder versuchte er einen Schritt vor den anderen zu setzen, zog und arbeitete. Die Äste knackten und krachten. Unheilvoll klangen die Geräusche, die durch den Wald hallten, aber der Stamm bewegte sich. Er bewegte sich wirklich. Der Regen hatte etwas nachgelassen, prasselte nicht mehr so extrem auf sie nieder, und auch das letzte Donnergrollen waren leichter gewesen. Blitze zuckten nach wie vor über den Himmel, und genau dieses kurze Licht brauchte Jasmin, um zu sehen, dass die Pferde den Stamm wirklich nach vorne bewegten.
    Ein Ruf ertönte durch den Wald. Das Mädchen verstand ihn kaum, weswegen sie noch einmal auf den Stamm kletterte, um nachzusehen, ob Stefan Kino unter dem Stamm weggezogen hatte. Sie sah den Lichtschein. Stefan zog eine Gestalt über den Waldboden. Das musste Kino sein. Er war also frei. Hastig kletterte sie wieder zurück. Die Pferde hielten das Lasso immer noch gespannt. Jasmin übernahm die Zügel beider Pferde und ließ sie langsam aber sicher etwas zurücktreten, sodass der Stamm in seine Ausgangsposition zurückrollen konnte. Die Lassos entspannten sich. Jasmin war schnell darin, die Knoten zu lösen, die Lassos auszufädeln und sie wieder aufzurollen. Patrick sorgte dafür, dass die Pferde ruhig blieben, bis Jasmin wieder neben ihm stand.
    „Stefan wird Kino nicht hertragen können. Besser du hilfst ihm.“
    Patrick war froh, endlich etwas für ihn Sinnvolles tun zu können. Diesmal war er es, der über den Stamm kletterte und kurz darauf verschwunden war. Jasmin blieb nichts anderes übrig, als zu warten, bis die Burschen endlich auftauchten. Das andere Pferd zitterte immer noch. Es war Zeit, dass sie alle aus dem Wetter rauskamen.
    Im nächsten Blitzlicht sah sie Stefan, Patrick und Kino durch den Wald kommen. Und zu ihrer Überraschung führten sie ein drittes Pferd mit. Man hatte Kino auf dessen Rücken gesetzt und den Weg rund um den Baumstamm gewählt. Stefan war mit wenigen Schritten bei ihr und tastete sie mit der Taschenlampe von oben bis unten ab.
    „Mit dir alles in Ordnung?“, fragte er, als ob nicht er, sondern sie bewusstlos in den Zweigen gelegen hätte.
    „Mit mir ist alles okay. Was ist mit Kino?“
    „Wir sollten schleunigst zur Jagdhütte. Ich glaube er hat starke Schmerzen.“ Stefan hatte leise gesprochen, damit Kino ihn nicht verstehen konnte, doch ein Blick genügte auch so. Er saß gekrümmt auf dem Pferd, hielt sich am Horn fest und hatte die Zügel lose in einer Hand liegen. Sein Bein musste toben.
    „Los, jetzt!“, ordnete Jasmin an und stieg auf Toms Rücken. Stefan nahm sich das dritte Pferd und zog Patrick hinter sich.
    „Los!“, bestätigte er, trieb sein Pferd an Jasmin vorbei und setzte sich an die Spitze. Jasmin ließ auch noch Kino den Vortritt und schloss hinten auf. Sie alle waren nass bis auf die Haut. Jeder fror. Pferde wie auch Reiter. Und der Sturm nahm wieder an Intensität zu, genauso wie der Regen. So wie sich das Wetter zeigte, würde es wohl die ganze Nacht hindurch schütten und stürmen.
    Stefan kannte den Weg zur Hütte und fand sie mit Hilfe der Taschenlampe ohne Probleme. Es war wie ein kleines Geschenk, als er das Häuschen endlich sah und vor der Tür stehenbleiben konnte. Sie alle waren nass, durchgefroren und sehnten sich nach Wärme und danach, aus den nassen Sachen rauszukommen. Gemeinsam half man Kino vom Pferd, der einen Schmerzlaut gekonnt unterdrückte, aber ein Stöhnen nicht vermeiden konnte. Stefan und Patrick schleiften ihn zur Hütte, während Jasmin sich einmal mehr um die Pferde kümmerte. Sie brachte sie in den kleinen Schuppen, wo es zwar weder wirklich gemütlich noch aufgeräumt war, aber immerhin trocken und windstill. Und dass allein reichte aus, damit die Pferde es schafften, sich wieder aufzuwärmen. Das Mädchen ging sehr russisch mit dem Sattelzeug um, öffnete einfach die Gurte und ließ die Sättel fallen, um sie dann

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