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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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laufen.
    „Ich dachte, die drei Wochen hier in Kanada würden sowas wie Urlaub werden. Ich dachte wirklich Kinsky, Susanna und die anderen wären zu unserer Belustigung abbestellt worden, zwecks Kleinkrieg und so. Nichts von alldem, was man mir erzählt hat, habe ich wirklich ernst genommen. Genauso wie Judith und Christina darüber gelacht haben. Sie haben es mir erzählt. Wir drei haben in der Hütte geschworen uns nicht verbiegen zu lassen. Jetzt weiß ich, wie wichtig es ist, Freunde zu haben. Ohne dich würden wir noch immer dort im Wald sitzen und zusehen …“, ihr entkam ein Schluchzen, „wie Judith stirbt. Es ist so wichtig, füreinander da zu sein und einander zu helfen.“ Ihre Stimme bebte und noch weitere Tränen fanden den Weg in die Freiheit und liefen über ihr Gesicht. „Meine Eltern haben mich auch immer wieder aus Schwierigkeiten rausgeholt, und ich habe mich noch nicht mal bedankt. Sie waren immer da, wenn ich sie gebraucht habe und immer war das alles so - selbstverständlich. Jetzt bist auch du für uns da …“ Ihre Stimme versagte fast und sie wischte sich schnell einige Tränen beiseite, ohne den Fluss wirklich aufhalten zu können. „Und das ist bei Gott nicht selbstverständlich. Es tut mir alles so leid, Jasmin … “ Edith senkte den Kopf, vergrub ihr Gesicht in den Händen um zu verdecken, was aus ihr herauskam. Jasmin ließ sie nicht einfach sitzen, sondern rutschte zu ihr heran und nahm sie so fürsorglich wie sie nur konnte in den Arm, holte sie zu sich heran, strich über ihren Rücken und fühlte, wie Edith sich an sie drückte. Sie spürte das Schluchzen und Zittern des Körpers, eine Sintflut aller erdenklichen Gefühle, die das junge Mädchen zuließ und nicht bremsen konnte. Edith hatte Angst, wie sie alle. Der eine mehr, der andere weniger. Und diese Angst brachte alle dazu, nachzudenken. Die Angst trieb sie zusammen und sie sorgte dafür, dass das Gefühl der Zusammengehörigkeit regelrecht wucherte. Und davon war keiner ausgeschlossen, auch Jasmin nicht, obwohl sie zum ersten Mal erlebte, dass man ihr nicht mit Scheu und Zurückweisung begegnete, sondern dass man sie achtete, ihre Nähe suchte und versuchte, sich bei ihr Mut zu holen. Sie, die eigentlich in allem was ihr begegnete, eine Gefahr erkannte, sie, die sich selbst nur allzu gern versteckte.
    „Es wird gut werden“, beruhigte sie Edith, während sie ihr übers Haar strich. „Der Große Geist des Waldes wird nicht zulassen, dass wir hier draufgehen. Er wird uns helfen. Glaub mir, wir werden es schaffen.“
    Sie spürte, wie Edith sich sanft von ihr löste und ihr in die Augen blickte. Jasmin lächelte und wischte einige Tränen aus Ediths Gesicht.
    „Ich wäre gern so cool wie du.“
    Das entlockte Jasmin ein feines Lachen.
    „Ich bin nicht cool, Edith. Im Grunde bin ich genauso feig wie du, aber das hilft uns jetzt nicht. Schau, Christina ist ganz allein. Geh ein wenig zu ihr. Auch sie hat Angst und könnte vielleicht etwas Gesellschaft brauchen.“
    Das Mädchen nickte dezent und stand auf. Jasmin sah zu, wie sie sich zu Christina setzte, und beobachtete auch Markus, der den Weg zu den Mädchen suchte. Ihm waren Ediths Tränen nicht verborgen geblieben, weswegen er fürsorglich den Arm um sie legte.
    Jasmin sah nochmals auf Judith. Sie schlief, bewegte sich nicht. Viel konnte man für sie nicht tun. Es blieb zu hoffen, dass sie durchhielt, bis man sie in ein Krankenhaus bringen konnte. Egal, ob sie ihr Bein verlor oder nicht, sie sollte am Leben bleiben, allein das war wichtig. Jasmin schrak zusammen, als Stefan sich plötzlich neben sie hockte. Auch er hatte sich in eine Decke gehüllt, um sich zu wärmen. Irgendjemand knallte die Ofentür wieder zu, und es begann wieder lauter zu knacken, was dem Ambiente noch einen weiteren Touch verlieh.
    „Alles okay?“, fragte er weich und erwischte sich selbst dabei, sich noch nicht daran gewöhnt zu haben, eine Antwort erwarten zu können. Jasmin hatte ihre Schweigsamkeit aufgegeben. Wer oder was hatte dazu beigetragen? Kinos Großvater? David Singing Bird war ein eigener Mensch. Jemand, der mit aller Macht an die Kraft der Geister glaubte und sich immer als winzig kleinen Teil des Ganzen betrachtete. Noch nie hatte Stefan jemanden erlebt, der das, was er hatte, und den Teil, in dem er lebte, so sehr ehrte und respektierte wie David. Und das war es, was es ihm vermutlich möglich machte, Dinge zu wissen, die er gar nicht wissen konnte.
    Jasmin nickte.
    „Mir

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