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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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Blick. Warum sah man eigentlich in diesem verflixten Deutschland nicht, dass Jasmin eine Einzigartigkeit in sich war, mit Fähigkeiten, die ihr angeboren waren. Anstatt diese zu respektieren, versuchte man sie ihr wegzutherapieren. Wenn Jasmin dieses Land verließ, sie würde etwas mitnehmen, was es dann schlicht und ergreifend nicht mehr gab.
    Als Jaro dann die Arbeit für beendet erklärte, wollte Kino mit Jasmin noch den nördlichen Weidezaun kontrollieren, den Kinsky nicht mehr geschafft hatte. Irgendwo gab es eine undichte Stelle, die es zu reparieren galt, bevor die Rinder sie fanden und wieder gesucht werden musste. Die beiden waren gerade verschwunden, als ein dunkelblauer Kombi die Zufahrtsstraße hochgefahren kam. Jaro beobachtete, wie die Raben über das Fahrzeug hinwegflogen, krächzend im Wald verschwanden, und wusste im selben Augenblick, dass dieses Gefährt keine guten Nachrichten brachte.
     

19
     
    „M r. Kinsky, wir sind hier, um unsere Tochter etwas früher als vereinbart nach München zu holen, da wir beide der Meinung sind, dass dieser Ort vielleicht doch nicht der richtige Fleck ist, um sie wieder gesund werden zu lassen.“
    Kinsky sah in die Augen des Ehepaares, das direkt vor ihm saß, setzte sich mit der einen Hälfte seines Gesäßes auf eine Tischecke, während er sich mit dem anderen Bein abstützte. Er seufzte auf, betrachtete kurz einen unbekannten Punkt in seinem Haus, verzog sein Gesicht, bevor er seinen Blick wieder auf das Paar richtete.
    Im Haus war es still geworden. Susanna war an die Zwischenwand getreten, die den Wohnraum von der Küche trennte, und Jaro hatte sich weiter in den hinteren Bereich des Raumes zurückgezogen. Das, was sie hörten, ließ jedem das Blut in den Adern gefrieren. Susanna bemerkte, wie sich ihr Mann zusammenriss, wie die Emotionen in ihm hochkochten und wie ihm vermutlich gerade danach war, das Ehepaar einfach postwendend aus dem Haus zu schmeißen. Aber das konnte er nicht. Er war gezwungen, die Sache in Ruhe in die Hand zu nehmen, und es kostete ihn mächtig viel Kraft, jetzt mit Hirn und Verstand an die Arbeit zu gehen. Vermutlich um nicht verrückt zu werden, hatte er sich einen Zahnstocher genommen, auf dem er dezent kaute und ihn ab und an von einem Mundwinkel in den anderen schob. Das einzige Zeichen seiner Erregung.
    „Sie glauben also“, seine Stimme war ruhig und dunkel, und nur Wenige waren in der Lage zu erkennen, was in seinem Inneren abgehen musste, „dass Jasmin ´krank` ist, und zu uns geschickt worden ist um ´gesund` zu werden?“
    Der Mann vor ihm, hochgewachsen, gekleidet in ordentlicher Jeans, sauberen Turnschuhen, einem Hemd und einer flotten sportlichen Jack Wolfskin Jacke, schlug die Beine übereinander. Vermutlich war er es gewohnt, Autorität zu verbreiten.
    „Jasmin hatte einen schweren Unfall!“, erklärte er mit wichtiger Miene, wobei er kurz einen Blick auf seine Frau warf, die, gekleidet in einem lindgrünen Kostüm, geschmückt mit einer goldenen Brosche, einem goldenen Kettchen und kleinen, goldenen Ohrringen, neben ihm saß, und gar nicht den Eindruck machte, als hätte sie vor, sich groß an der Unterhaltung zu beteiligen. „Dieser Unfall hat sie fast das Leben gekostet. Sie war eine halbe Ewigkeit im Krankenhaus und das Jugendamt hat lange gesucht, um eine Familie für sie zu finden, in der sie gut aufgehoben ist. Sie werden bestimmt wissen, beziehungsweise mitbekommen haben, dass es für sie sehr schwer ist, unters Volk zu treten, mit der Entstellung, die sie mit sich herumträgt, weswegen wir dachten, dass es hier für sie leichter sein würde, sich an sich selbst zu gewöhnen, da sie hier nicht von so vielen Menschen umgeben ist, wie in ihrer Heimat. Aber Ihrer letzten Benachrichtigung nach zu urteilen, ist der Aufenthalt, hier, am Endpunkt der Welt, für sie mehr als lebensgefährlich. Deshalb haben meine Frau und ich uns entschlossen, sie zu holen.“
    Susanna musste sich umdrehen. Es schnürte ihr die Kehle zu und der Wunsch, die nächstbeste Flasche zu nehmen und dem Mann entgegenzuwerfen, war endlos groß.
    „Etwas zu trinken“, fragte sie rau, fast schon unfreundlich. Es war im Moment einfach nicht mehr möglich. „Kaffee, Tee?“
    Die fremde Frau lächelte ihr freundlich entgegen.
    „Ein Kaffee wäre nett. Auch für meinen Mann, denke ich.“
    Der bekam davon gar nichts mit, starrte auf die Lippen seines Gegenübers, der bemüht war, zurückzuhalten, was ihm gerade so alles in den Sinn

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