Whisper (German Edition)
Heimat, seinem Leben und seiner Kultur zeigen. Verdammt, was hatte sich der Große Geist nur dabei gedacht, als er sie hergeschickt und zugelassen hatte, dass er sich in sie verliebte.
18
K ino wich in der Nacht nicht mehr von Jasmins Seite. Jaro kümmerte sich um seinen Sohn und um sie mit väterlicher Fürsorge, während sich David des Öfteren ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Er sah die Funken aus Kinos Augen sprühen, konnte die Heftigkeit seiner Gefühle förmlich riechen, und es machte ihm Spaß, dabei zuzusehen.
Jaro bemerkte stattdessen, dass Tom regelrecht an dem Mädchen klebte. Sein Gefühl hatte ihm nicht im Stich gelassen. Während sich Kino auf ganz menschliche und natürliche Weise in Jasmin verliebt hatte, hatte sich das Herz des schwarzen Wallachs geöffnet. Jasmin hatte die Fähigkeit neben ihrer Liebe, ihre Seele mitsprechen zu lassen. Sie tauchte unbewusst in das Wesen hinein, für das sie empfand, und verband sich bedingungslos mit ihm. Sie und Whisper … Eine absolut seltene Verbindung, die kaum jemand glauben, geschweige denn nachempfinden konnte. Aber er hatte gesehen, was er gesehen hatte und das konnte ihn nicht täuschen. Er war Indianer. Er war vielleicht nur ein winziger Teil des Ganzen und ein vielleicht noch kleineres Wesen unter der Hand des Großen Geistes. Aber er bemerkte doch, wenn die kleinen Geistwesen aktiv waren. Und momentan herrschte reger Verkehr. Es war als würden sie Purzelbäume schlagen, weil sie jemanden gefunden hatte, der so sehr offen für diese Zeichen war, und hatten sich entschlossen, ihre Macht spielen zu lassen. Die Raben, die Jasmin ständig begleiteten, der Grizzly, der ihren Weg geebnet hatte, Tom, der Zugang zu ihr suchte und schlussendlich Mystery. Das goldene Pferd, das sie durch ihre Liebe und auch durch ihre Zeichnungen hatten lebendig werden lassen. Die Geister hatten Jasmin gefunden und ließen sie wissen, dass sie nicht allein war, und dass es eine andere Welt gab, in der sie leben konnte, ohne sich verstecken zu müssen.
Tom versuchte mit ihr zu kommunizieren, versuchte eine Bindung zu ihr aufzubauen. Derzeit gab es zwei Dinge, die ihn daran hinderten. Whisper selbst und die Tatsache, dass Jasmin wieder nach Hause fliegen würde. Jaro hatte mit seinem Vater gesprochen und David hatte gemeint, dass die Geister ein bestimmtes Ziel hätten, aber der Weg dahin wäre lang und steinig. Ein falscher Schritt, und das Schicksal würde in anderen Bahnen verlaufen. Jaro hoffte für sich, dass er etwas daran schrauben konnte.
Kino selbst verschwendete keinen weiteren Gedanken mehr an die nahe oder fernere Zukunft. Jasmin und er gingen gemeinsam zu Bett, und als sich das Mädchen wie ein Murmeltier eng an ihn kuschelte und zusammengerollt einschlief, empfand er die höchsten Glücksgefühle seines Lebens. Er genoss einfach die Zeit, die sie ihm jetzt schenkte und die er, egal was passieren sollte, nie vergessen würde.
Auch die nächsten Tage verliefen auf der Singing Bird Ranch ruhig und ohne Stress. Kino nahm Jasmin mit, um die restlichen Pferde zu suchen, die den Weg nicht nach Hause gefunden hatten, beziehungsweise mit dem Zügel irgendwo hängen geblieben waren. Sie fanden sie alle, unversehrt. Dabei zeigte sich oft, dass Tom ein deutliches Gespür dafür hatte, wo die Pferde zu finden waren. Jasmin vertraute ihm mehr als nur einmal und hörte ihm zu. In dem Zusammenhang zeigte Kino ihr das Ranchgelände und das weitere Umfeld. Sie erfuhr von Plätzen, wo er sich gerne aufhielt oder die er mit gewissen Erlebnissen verband.
Judith wurde nach drei Tagen aus dem Krankenhaus in häusliche Pflege entlassen und kam zurück auf die Six Soul Ranch. Stürmisch wurde sie von ihren Mitstreitern begrüßt. Auch Kino und Jasmin fanden sich auf der Ranch ein, und Susanna sorgte für eine gemütliche Grillerei am Lagerfeuer. Judith hatte einen Verband und ging auf Krücken, aber das tat dem Spaß keinen Abbruch. Susanna spielte auf der Gitarre und die Kids sangen und tanzten. Markus und Edith hatten ebenso zueinandergefunden und Patrick musste mit Wehmut sehen, dass er Jasmin nie würde gewinnen können. Kino wachte nicht nur über sie, sondern verhinderte mit seiner Gegenwart vehement, dass es ihm möglich war, ihr schöne Augen zu machen.
Christina und Judith, nach wie vor beste Freundinnen, hatten ihr Verhalten grundlegend geändert. Die Bösartigkeit war aus beiden verschwunden und durch helle Freundlichkeit ersetzt worden. Sie fügten sich
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