Whisper (German Edition)
Station vergewaltigt, oder sie wäre auf offener Straße überfallen worden. Alles Dinge, die in Ihrer angeblich heilen Welt passieren! Hier gibt es Wilderer, ja, Leute, die Fallen aufstellen um wilde Tiere zu fangen, ja, Judith ist hineingeraten, ihr Bein wird heilen. Was sie mitnimmt, ist das Wissen, wie grausam der Mensch zu Kreaturen des Waldes sein kann. Geschöpfe, Tiere, wie Sie sie nennen, die unseren Planeten mitbevölkern, die Sie als minder bezeichnen, aber die noch leben werden, wenn es der Mensch geschafft hat, sich selbst auszurotten. Was Judith gewonnen hat, ist Achtung und Respekt vor der Wildnis. Und was ihre Tochter Jasmin betrifft, sie kann durchaus sehr gut reiten und hat Spaß an der Rancharbeit, Rinder zu treiben, zu sortieren, entlaufene Tiere einzufangen und Zäune zu kontrollieren. Was Tiere betrifft, hat sie eine außergewöhnliche Begabung.“
„Die ihr wohl kaum helfen wird, wenn sie weiter existieren möchte!“
Diesmal war es ein Topf, der in der Küche zu Boden fiel. Susanna meldete sich sogar mit einem kurzen „Entschuldigung“, kam um die Ecke und stellte das Brett mit den Kuchenstücken auf den Tisch. Kinsky konnte sehen, dass sie kurz davor war, Amok zu laufen.
„Haben Sie mir zugehört, Mr.Devot?“
Der Mann sah sein Gegenüber groß an.
„Natürlich höre ich Ihnen zu!“
„Dann haben Sie vielleicht die winzige Kleinigkeit überhört, dass ich sagte, sie reitet wieder. Jasmin ist eine ausgezeichnete Reiterin und weiß sehr wohl, wie man mit Pferden umgeht. Und das nicht erst, seit sie hier ist. Sie ist umgänglich und, bei allem Respekt ihren Therapeuten gegenüber, ganz bestimmt nicht krank, sondern erfreut sich bester Gesundheit, und sie will ganz sicher nicht als krank betrachtet werden.“
Der Mann vor ihm lachte kurz gekünstelt auf.
„Sehr nett, Mr.Kinsky, aber ich glaube, das entscheiden ihre Ärzte und Therapeuten. Sie reitet. Nun gut, eigentlich hätten wir dafür gesorgt, dass das nicht mehr eintritt. Ihre Therapeuten meinten, es wäre nicht gut für sie.“
Kinsky setzte sich auf seinem Tisch etwas zurecht.
„Waren es Sie, der veranlasst hat, dass Whisper zum Metzger geht?“
Einmal mehr riss der Mann seine Augen auf.
„Whisper?“
„Sie kennen Whisper nicht?“
Kinsky sah ihn vorwurfsvoll an.
„Bedaure, momentan ist mir … ah, sie meinen den klapprigen Gaul, der sich nicht mehr verkaufen ließ, weil sie zu alt und zu bedient war. Ich glaube, wir haben dem Tier einen Gefallen getan. Woher wissen Sie davon?“
Kinsky atmete durch. Wenn seine Frau jetzt in den Kühlschrank getreten hätte, er hätte es durchaus verstanden.
„Wir wissen das von Jasmin!“
Pause!
Der Mann schien zu überlegen, kurz zu sortieren.
„Von Jasmin?“
Schnell nahm er seinen Kaffeebecher und nahm einen Schluck von dem schwarzen Gebräu. Kinsky schielte schnell zu seiner Frau. Hoffentlich hast du das Gift nicht vergessen!!!
„Jasmin teilt sich nicht mit. Wie können Sie von ihr etwas wissen?“ Selbstgefällig setzte sich der Mann etwas zurecht.
Kinsky versteifte sich kurz. Waren das harte Bandagen. Jasmin hatte nie von ihren Pflegeeltern gesprochen. Nicht nur einmal hatte er sich gefragt, warum. Jetzt, wo die beiden vor ihm saßen, wusste er es. Jasmin nahm ihre aufgezwungenen Eltern nicht für voll, und er wagte zu behaupten, dass das Mädchen keine Ahnung davon hatte, dass ihr Pflegevater für Whispers Tod verantwortlich war.
„Sie glauben wohl wirklich, Mr.Devot, dass Sie es hier mit lauter unvollständigen Idioten zu tun haben? Schon mal überlegt, dass Jasmin in ihrer jetzigen Umgebung eventuell zu jemandem Vertrauen gefasst haben könnte, und sich mittlerweile sehr gerne mitteilt, weil man ihr hier vielleicht zuhört und auch ihre Wünsche respektiert? Das Mädchen ist in unseren Augen völlig in Ordnung und niemand braucht studiert zu haben, um das zu erkennen. Leider wurde vermutlich der Fehler begangen, ihr nie richtig zuzuhören. Etwas, was wohl zu ihrem Verhalten geführt hat.“
Der Mann reckte sich auf seinem Stuhl etwas.
„Nun“, er wischte sich ganz kurz durchs Gesicht, warf einen Blick in das Antlitz seiner Frau, die noch immer still neben ihm saß, bevor er sich Kinsky wieder zuwandte. „Das werden nicht Sie entscheiden, Mr.Kinsky, sondern die Ärzte, die dafür bezahlt werden. Dürften wir unsere Tochter nun sehen, können Sie sie holen?“
Kinsky wusste, was kommen würde, ahnte in etwa, was sich weiter abspielen könnte und dieses
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