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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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zurück, bis sie merkte, dass auch die Wiese um sie herum mehr und mehr verschwamm. Der Wald löste sich langsam auf und die Blumen wurden durchsichtig. Immer schneller verwandelte sich alles in ein tiefes Grau, und …
     
    Jasmin schrak hoch. Es war noch immer hell, aber diese Helligkeit war natürlich. Verschlafen rieb sie sich die Augen, blickte um sich. Ihr Herz raste, ihre Augen waren feucht, ihr Inneres aufgewühlt.
    „Whisper“, flüsterte sie leise und bemerkte, dass sie geträumt hatte. Einen Traum, der realer nicht hätte sein können, aber doch eben nur ein Traum. Sie hatte mit ihr gesprochen. Whisper, die alte Stute, an der sie so sehr hing, und die sie so sehr liebte. Whisper hatte ihr Trost gegeben, ihr das entsetzliche Gefühl der Trauer genommen, und hatte sie einmal mehr ihren weichen Körper spüren lassen. Die tiefe Liebe zu ihr, sie war da gewesen. Jasmin hatte sie deutlich in sich getragen und Whisper hatte ihr etwas gesagt. In ihrer Welt, dort wo sie eigentlich alles hatte und rundherum glücklich sein konnte, machte sie sich Sorgen. Sorgen um sie. Whisper fehlte die Vollkommenheit, denn das Leid ihrer menschlichen Freundin machte sie unglücklich … Jasmin atmete tief durch. Ein Traum! Nur ein Traum! In einem Traum konnten Menschen fliegen, in einem Traum gab es echte Engel und auch böse Teufel. Das hatten Träume so an sich. Whisper. Sie war immer sehr präsent. Auch nach ihrem Tod, deswegen hatte sie sich in ihren Traum geschlichen. Konnte es sein, dass sie wirklich unglücklich war? Stimmte es, was sie gesagt hatte? Es würde ein Pferd kommen, welches … Sie sollte dieses Pferd lieben, genauso wie sie die Liebe entdecken würde. War doch nicht alles nur ein Traum, ein Produkt ihrer Fantasie? Jasmin schluckte einmal kurz und schlug die Bettdecke zurück. Normalerweise hätte sie um fünf aufstehen sollen, aber … shit … es war bereits sieben. Wieso zum Henker hatte ihr Wecker nicht geläutet? Oh Gott, Susanna würde ärgerlich sein. Jasmin schwang ihre Beine aus dem Bett, wobei ihr Blick zufällig auf eine Zeichnung auf ihrem Nacktkästchen fiel. Darauf befand sich ein schwarzes Pferd.
    Ein schwarzes Pferd?
    Was?
    Nie zuvor hatte sie ein schwarzes Pferd gezeichnet. Mit einem seltsamen Gefühl nahm sie die Zeichnung an sich, starrte atemlos auf das Tier, welches ihr entgegen blickte. Konnte es sein, dass …
    „Whisper“, entfuhr es ihr, wobei sie sich ruckartig umblickte, als ob das Tier jeden Moment aus irgendeiner Ecke erscheinen würde, ließ ihre Augen aber dann wieder auf das Bild gleiten. Mit vorsichtigen Fingern fuhr sie über die Konturen des Pferdes auf dem Blatt.
    Ich bin immer bei dir, hörte sie es hallen, was Jasmin dazu veranlasste, hochzuspringen, und sich abermals umzusehen. Sie vernahm sie immer noch, die Stimme der alten Stute aus ihrem Traum. Hatte sie zu ihr gesprochen?
    Abermals blickte sie auf die Zeichnung, doch diesmal war kein schwarzes Pferd mehr zu sehen. Es war ein Helles, ein Goldenes, mit weißer Mähne und weißem Schweif, vorne zweimal weiß gefesselt, hinten zweimal weiß gestiefelt und mit einer Blesse, die über den Nasenrücken verlief und sich rechts über die Nüster zog.
    Jasmin ließ das Blatt sinken. Whisper. Konnte es sein, dass ihr Geist ´anwesend` war? Wachte das alte Pferd über sie, wollte sie ihr etwas sagen? Natürlich wollte sie das. Sie hatte im Traum mit ihr gesprochen. Im Traum! Im Traum hatte sie bereits mit Geistern getanzt und mit Zombies Karten gespielt. Aber Whisper … sie war so echt gewesen. Konnte es sein, dass sich das alte Pferd in ihren Traum geschummelt hatte, um ihre nahe zu sein? Jasmin horchte in sich hinein und fühlte den ruhigen, pulsierenden Schlag ihres Herzens. Doch da gab es noch etwas anderes. Etwas Tiefes, etwas, was sie zufrieden stimmte und sie beruhigte. Whisper war da. Auch jetzt noch, nach ihrem Tod, war die alte Stute für sie da, hatte sie nicht vergessen. Jasmin setzte sich wieder auf die Matratze, legte die Zeichnung zurück. Sie war nach wie vor angezogen, ihre Beine schmerzten und ihre Füße waren wund gelaufen. Das Kitz … Erschrocken fuhr sie hoch. Das wäre ihr doch fast entfallen. Das Kitz! Verdammt das Kitz! Es war im Stall! Allein!
    Ohne an all die Schrammen zu denken, holte sich Jasmin frische Socken und schlüpfte mit zusammengebissenen Zähnen in ihre Turnschuhe. Wenn sie eine Weile auf den Beinen war, würden die Schmerzen schon aufhören. Mit derselben Hose und demselben Sweater

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