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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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vom Tag zuvor, humpelte sie durch das Haus. Selbst ihre Haare hatte sie noch nicht gekämmt. Egal, das konnte sie später auch noch machen. Das Kitz! Sie musste sehen, wie es dem Kitz ging, es füttern und versorgen.
    Fast schon leichtfüßig sprang sie über die Stufen und lief über den Hof bis zum Stall, dessen Tür weit offen stand. Aufgeregt schlüpfte sie hindurch, hastete auf die Box zu, in der sie es am Abend zuvor noch gefüttert hatte, aber sie war leer. Jasmin durchzuckte es siedend heiß. War dem Kitz etwas passiert? Automatisch blickte sie in die Nebenbox, suchte, hätte sogar unterm Teppich nachgesehen, wenn es einen gegeben hätte.
    „Na, Madam Langschläferin. Auch schon da? Du musst mit deinem Wandertag ja tiefen Eindruck geschunden haben. Während wir uns schon seit fünf Uhr morgens die Finger blutig arbeiten, hat man dich schlafen lassen. Soll ich dir mal was sagen? Du wirst mir immer unsympathischer.“
    Judith kam die Stallgasse herunter, stellte die Gabel zu Seite und nahm sich die Schaufel. „Du suchst wohl nach dem Kitz?“ Das Mädchen trat forsch an Jasmin heran. „Heute Morgen ist es abgeholt worden. Ich denke, dass es zum Dinner wohl bei irgendjemandem auf den Teller landen wird.“
    Judith hatte nicht den Schimmer einer Ahnung, was ihre gemein gedachten Worte in Jasmin auslösten. Das Einzige, was sie bemerkte, war dieser unbeschreibliche Blick und das Versteifen des Körpers. Gehässig lachte sie ihrer Kontrahentin ins Gesicht. „Tja, jetzt ist es wohl nicht mehr da. Du hättest es im Wald lassen sollen, wäre einfacher gewesen. So ein süßes, kleines Kitz!“
    Jasmin begann heftig zu atmen. Angst schoss durch ihre Adern, gepaart mit Wut, mit purer Verzweiflung. Man hatte das Kitz abgeholt. Man hatte es abgeholt, und es sollte … auf einem Teller landen? Mit unbändiger Kraft, gesteuert von irgendeiner Macht, die nicht greifbar war, stürzte sie sich auf Judith, stieß mit beiden Händen gegen ihre Brust, sodass es das Mädchen direkt aus den Latschen hob. Sie knallte nach hinten, war nicht im Entferntesten fähig sich zu halten. Ihr Körper rumste gegen die Schaufel. Laut scheppernd flog diese mit ihr auf den Boden, und noch ehe sie realisierte, was genau passiert war, hatte sich Jasmin umgedreht und war wie von der Tarantel gestochen aus dem Stall gestürmt. Fast im selben Moment begann Tom mit einem Grunzen durch seine Box zu galoppieren. Heftig trat er gegen die Wand, dass es im gesamten Stallbereich dröhnte. Und dabei blieb es nicht bei einem Schlag, sondern er begann regelrecht zu toben.
    Während Jasmin hinausrannte, konnte sie nahezu jeden Tritt Toms spüren, den er gegen die Boxenwand setzte. Der Wallach stieg, buckelte und schlug wie ein Irrer mit den Hufen um sich, was er mit seltsamen Grunzgeräuschen mächtig untermauerte. Die anderen Pferde wurden unruhig, ließen sich von seiner Toberei anstecken, was wiederum den schwarzen Hund auf den Plan rief, der heftig zu bellen begann.
    Angelockt durch den Lärm stürzte Stefan in den Stall, gefolgt von Kinsky, der mit den Jungs Feuerholz gehackt hatte.
    „Was ist denn hier los?“, brüllte Stefan, den Lärm übertönend und entdeckte Judith am Boden, wie sie sich mit der Hand den Kopf hielt. Mit wenigen Schritten war er bei ihr und half ihr beim Aufstehen.
    „Was ist passiert“, fragte er hektisch nach und sah Tom, der immer noch mit den Hufen gegen sein Gefängnis donnerte.
    „Jasmin“, quetschte Judith hervor, die mit ihrem Kopf irgendwo dagegen geknallt war und ihre Handfläche gegen die Schädeldecke presste. „Jasmin war hier und hat die leere Box gesehen. Ich habe ihr gesagt, dass man das Kitz geholt hat. Da ist sie ausgerastet, hat mir eine runtergehauen und ist verschwunden. Und seitdem tobt der verdammte Gaul in der Box.“
    Stefan ließ Judith stehen und war mit einem Satz bei Tom.
    „He, mein Junge. Was ist denn los? Warum regst du dich denn so auf?“
    Das Tier beruhigte sich schlagartig, als Kinsky den Stall betrat, schob mit weit geblähten Nüstern seinen Kopf über die Boxenwand und schaute dem Mann mit großen Augen entgegen.
    „Wollt ihr den Stall sprengen? Was in drei Teufel Namen geht hier vor?“
    Judith stand an der Wand und hielt sich noch immer ihren Kopf.
    „Jasmin hat die leere Box gefunden und Judith hat es nicht verabsäumt ihr zu sagen, dass man das Kitz geholt hat.“
    „Ohne weitere Erklärung?“
    Stefan zuckte mit den Schultern.
    „Wohl nicht.“
    Die Jungs kamen hinter Kinsky in

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