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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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Jasmin waren die Begebenheiten vorher nicht so brisant vorgekommen. Aber da hatten sie es auch nicht eilig gehabt und Kino hatte genug Zeit investierte, zu umrunden, was ihnen im Weg gewesen war. Diesmal hatten sie keine Zeit, weswegen er den kürzesten Weg wählte. Jasmin trieb Tom hinter dem Fuchs her, achtete darauf, nicht mit den Knien an einen Stamm zu stoßen oder mit den Steigbügeln oder Zügeln irgendwo hängenzubleiben. Immer tiefer glitten sie in den Wald, ohne dass sie auch nur irgendwas bemerkt hätten, was an die vorangegangenen Schüsse erinnerte. Kino blieb zwischendurch stehen, um zu lauschen. Aber nichts deutete darauf hin, dass in der Nähe Wilderer ihr Unwesen trieben. Irgendwann bog er stark nach links ab, durchkreuzte abermals unwirklich, dichtes Gelände, um dann nach rechts abzubiegen. Er suchte. Suchte nach Anhaltspunkten, nach irgendwas, was ihm verriet, dass jemand hier gewesen war. Ab und an warf er einen Blick nach hinten, vergewisserte sich, dass mit Jasmin alles in Ordnung war, um dann wieder vorwärts zu reiten.
    Als er dann plötzlich stehenblieb und vom Pferd rutschte, erschrak Jasmin und sah sich suchend um. Sie dachte schon an die Wilderer, an die Möglichkeit, allein nach Six Soul zurückreiten zu müssen, doch Kino blickte nicht in die Ferne, sondern suchte nach einem dicken Ast. Mit einer Handbewegung bat er sie, auf Toms Rücken zu bleiben und zu warten. Die Zügel seines eigenen Pferdes band er schnell um einen Busch. Dann schritt er mit dem Ast in der Hand auf eine Bodenunebenheit zu. Von Weitem war absolut nichts zu erkennen, doch Kinos erfahrener und geübter Blick hatte das entdeckt, was Vielen im Verborgenen blieb. Mit dem Ast tastete er die Bodenunebenheit ab, bevor er auf einen metallenen Gegenstand stieß. Mit einem harten Klappen zuckte es aus der Bodenvertiefung hoch. Das Geräusch einer rasselnden Kette drang an Jasmins Ohr.
    Kino winkte ihr zart zu und deutete ihr, abzusteigen. Jasmin sprang aus dem Sattel, band Toms Zügel ebenfalls um einige kleinere Äste und trat auf ihren Begleiter zu, der am Boden vorsichtig Nadeln und Blätter zur Seite fegte. Der Ast steckte in zwei gezackten Eisenbögen, dessen Spitzen sich tief in das Holz gegraben hatten und es dort festhielten.
    „Das ist eine Bärenfalle“, erklärte Kino und zeigte ihr die Spanner und den Auslöser. „Tritt ein Bär auf die Platte in der Mitte, löst er den Mechanismus aus und die Falle schlägt blitzartig zu. Sie hält ihn hoffnungslos gefangen. Die Falle ist“, er deutete auf eine Kette, die ebenfalls verdeckt an einem Baum befestigt war, „sein sicherer Untergang, denn er kann sich daraus nicht mehr befreien. Die Wilderer brauchen nur noch kommen, ihn erschießen und fertig. Kontrollieren sie die Fallen nicht regelmäßig, verblutet der Bär, beißt sich das Bein ab oder verendet anderweitig. Diese Dinger hier bezeichne ich als maßlose Quälerei.“
    Kino hob die Falle hoch und zeigte ihr die etwa zwei Meter lange Kette, die fest mit dem Baum verbunden war. Jasmin konnte sich vorstellen, wie es war als Bär mit dem Bein in diesem Folterwerkzeug zu stecken. Sie beobachtete Kino, wie er die Falle über einen hohen Ast warf und sie dort aufhängte.
    „Ich werde Dan Bescheid sagen. Diese Fallen sind eine Gefahr für alle Lebewesen, die drauftreten. Und es zeugt nicht von ehrlicher Jagd, sich solcher Mittel zu bedienen. Es ist hinterhältig und verwerflich. Auch Jagd beruht auf gegenseitigen Respekt. Essbare Tiere erbringen große Opfer, um Raubtiere, wie auch uns Menschen zu ernähren. Man sollte ihnen für dieses Opfer danken. Aber die Wilderer sind lediglich auf die Gallenblase, die Krallen, oft auch auf Kopf und Tatzen und das Fell aus. Das dient nicht der Ernährung, sondern der Bereicherung. Und wenn irgendwann der letzte Bär gegangen ist, werden sie andere Tiere töten, an denen sie sich krumm verdienen, bis es irgendwann nichts mehr gibt, mit dem sie ihre Taschen stopfen können.“
    Kino trat einmal wütend in den Dreckhaufen hinein, mit dem man die Falle zugedeckt hatte. Er hatte die Worte voller Zorn gesprochen und sein Körper zeigte deutlich, wie sehr ihm das alles gegen den Stich ging. Jasmin stand nur daneben und sah zu. Sie fühlte den Tod, den diese Falle brachte, sie spürte das Leid des gefangenen Tieres und wusste, dass es vollkommen unnütz war. Irgendwann hatte sie mal gelesen, dass die Fellkappen, die von mehreren Regimentern der britischen Armee getragen wurden, aus

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