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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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Diesmal hatte sie eine Frage an ihn gerichtet, geleitet durch die Kraft der Natur und durch Whispers Geist, der bestimmt anwesend war. Dessen war er überzeugt.
    „Sie hat gesagt, dass ich auf dich aufpassen soll. Sie macht sich Sorgen“, antwortete er und fragte sich im selben Moment, ob das jetzt alles war, oder ob vielleicht mehr kommen würde. War es schwer, einfach regelmäßig zu atmen und so zu tun, als wäre es normal. Eine ganz banale zwischenmenschliche Unterhaltung, aber sie hatte einen unglaublichen Wert, der mit absolut nichts berechnet werden konnte. Jasmin blickte starr über das Tal, aber es war ihr anzusehen, dass ihre Gedanken bei Whisper hingen. Würde sie weitersprechen? Bitte, Jasmin, lass ein bisschen mehr zu. Ich würde so sehr gern ein wenig mehr von dir wissen. Es dauerte eine Ewigkeit, nein, eigentlich nur Sekunden, aber für Kino war es ein unermesslicher Zeitraum, aber er wurde belohnt. Kurz schloss Jasmin die Augen, bevor sie ihren Blick wieder in die Ferne warf.
    „Whisper war ein Pferd.“ Es fiel ihr sichtbar schwer, diese Worte zu formulieren, nicht weil sie nicht in der Lage gewesen wäre zu sprechen, sondern da sie Dinge von sich preisgab, die sie bisher für sich behalten hatte. „Mein Pferd! Sie war schwarz wie die Nacht, alt, aber sie war alles, was ich hatte. Sie war … immer da, wenn …“
    Kino glaubte es fast nicht. Die stille, schweigsame, verschlossene Jasmin versuchte sich gerade ihren Erinnerungen und Gedanken zu stellen, die ihr Leben geformt hatten. Er hatte ihre Tränen gesehen, ihren Schmerz nachempfunden, konnte sehen, was ihr widerfahren war, aber schlussendlich war sie es, die ihre eigene Geschichte am besten kannte.
    „Wenn man diese Wildnis, dieses Bild hier, prügeln und mit einem Messer zerschneiden würde, dann wäre es für sein Leben gezeichnet.“
    Kino war aufmerksam und hörte genau hin. Jasmin sprach von der Wildnis, nicht von sich. Sie assoziierte sich mit dem, was sie sah. Aber dieses Bild war rein und sauber, während in ihrem Gesicht das wiederzufinden war, von dem sie gesprochen hatte. Sie sprach gerade von Zerschneiden. Hatte man ihr ihre Verletzungen bewusst zugefügt? Bisher war es als Unfall dargestellt worden.
    „… und wenn man versucht dieses Bild zu schützen, seine Arme darüber hält, dann werden auch diese zerschnitten.“
    Sie sagte das mit einer selbstgefälligen Härte, dass er schlucken musste. Sein Großvater hatte es bereits angedeutet und jetzt hörte er in etwa dasselbe aus Jasmins Mund. Hatte sich jemand an dem Mädchen vergriffen? Eine erschreckende Vorstellung. War sie Opfer grausamer menschlicher Gewalt geworden?
    „Whisper hat mich beschützt“, erklärte Jasmin leise weiter. „Sie hat in der Nacht auf mich geachtet, mich morgens geweckt, wenn ich zur Schule musste. Aber ich konnte nicht zu ihr, nicht an jenem Tag. Ich habe stark geblutet und meine Arme ließen sich nicht mehr bewegen. Whisper hat immer wieder nach mir gerufen, aber ich konnte nicht zu ihr. Irgendwann, viel, viel später, habe ich eine Nachricht erhalten. Sie ist geholt worden. Man hat sie fortgebracht. Ich habe sie gesucht.“ Jasmin stockte kurz, senkte den Blick und Kino konnte erkennen, dass sie mit den Tränen kämpfte. „Ich bin stundenlang herumgelaufen, aber sie war nicht auffindbar. Ich habe mein Pferd nie wieder gesehen. Man hat sie weggebracht, sie … getötet“, sie schluckte hart, kämpfte mit aufkeimenden Gefühlen. „Ich wollte nie wieder ein Pferd, nie wieder reiten. Whisper war nicht mehr da, und ich konnte mich nicht mal von ihr verabschieden.“
    Jasmins Stimme war in ein Flüstern übergegangen. Man spürte, wie viel ihr Whisper bedeutet haben musste, was dieses Pferd in ihrem Leben gewesen war, welchen wichtigen Platz es eingenommen haben musste, bis man es ihr weggenommen hatte. Aus welchen Gründen auch immer. Kino wusste auf das alles keine sinnvolle Antwort, fand noch nicht mal Worte, die ihr vielleicht Trost spenden konnten. Ihre Worte, der Schmerz, der aus ihr heraussprach, trieb selbst ihm die Tränen in die Augen. Ihre Vergangenheit verbunden mit einem „Unfall“, war vielleicht grässlich, aber der Verlust des Pferdes hatte ihr das Herz gebrochen. Jetzt verstand er, warum sie acht Stunden durch den Wald gelaufen war. Die Liebe und die Treue zu ihrem Pferd hatte sie dazu getrieben.
    Kino drückte sie an sich und gab ihr einen Kuss gegen die Schläfe, irgendwo am Haaransatz. Auf der einen Seite tanzte sein Herz

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