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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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Schwarzbärenfell waren. Wie wurden die wohl gefangen, um den Pelz nicht zu verletzen? Dem Mädchen wurde mehr und mehr bewusst, wie gedankenlos Gewalt eingesetzt wurde, um Macht zu demonstrieren. Sie war Opfer dieser Macht geworden, würde diese Zeichen bis zu ihrem Ende mit sich herumtragen. Der Unterschied von Mensch zum Tier war wohl derjenige, das kein Tier zu solchen Mitteln greifen würde, um den Menschen hirnlos anzugreifen. Aber der Mensch nahm sich das Recht nur allzu oft heraus.
    „Komm!“
    Kino riss sie aus ihren Gedanken. Er war zu seinem Fuchs zurückgegangen, band ihn von dem Busch los und stieg in den Sattel.
    „Reiten wir weiter“, meinte er leise. „Ich habe das Gefühl, dass das nicht das Einzige ist, was wir heute noch finden werden.“
    Jasmin warf nochmals einen Blick auf die Falle. Wie eine Warnung hing sie dort im Geäst, baumelte leicht hin und her und verbreitete eine gefährliche Aura. Dabei nahm das Mädchen eine Bewegung in einem der Bäume wahr. Fast hätte sie die Vögel im Schatten der Zweige übersehen. Geräuschlos starrten sie zu ihr herunter, bewegten lediglich die Köpfe. Es waren große Vögel, kohlrabenschwarz, kraftvoll und neugierig. Und sie verfolgten sie. Nein, das war das falsche Wort. Sie verfolgten sie nicht, sie begleiteten sie. Und sie stießen einen Warnruf aus, wenn etwas nicht stimmte. Jasmin fühlte sich durch die Anwesenheit der Tiere nicht unbedingt unwohl, konnte sich nur nicht erklären, warum sie in ihrer Nähe verweilten. Tiere waren minder, sie konnten nicht denken, nicht fühlen, Handlungen nicht koordinieren, sie besaßen keinen Verstand, keine Sprache, … damit war sie aufgewachsen. Whisper hatte ihr gezeigt, dass es ganz anders war. Sie hatte Whisper nie als minder betrachtet, sondern als gleichwertigen Freund. Whisper konnte denken, sie konnten fühlen, sie gab ihr alles an Liebe, was sie aufzubringen vermochte, und sie sprach mit ihr, auch jetzt noch, wo sie längst tot war. Sie hatte sie in ihrem Traum gesehen, hatte sie gefühlt, hatte mir ihr gesprochen. Es war nicht richtig, was man ihr gesagt hatte. Sie hatte gesehen, gespürt und erlebt, dass es nicht richtig war. Und es gab einen besonderen Grund, warum ihr diese beiden Vögel folgten.
    Jasmin schickte den Tieren ein kaum merkliches, sanftes Lächeln. Ich weiß, dass ihr da seid, auch wenn ich euch nicht sehe. Vielleicht erkenne ich eines Tages, warum das so ist, waren Worte, die nur ihr Gehirn produzierte.
    Jasmin zuckte zusammen, als sie plötzlich von hinten leicht angerempelt wurde. Als sie sich umdrehte, blickte sie Tom in die Augen, der sie in derselben Sekunde noch ein zweites Mal anpuffte. Energisch wurde Jasmin daran erinnerte, aufzusteigen. Ihre Bewegungen waren weniger schwungvoll und elastisch, sondern eher vorsichtig. Ihre schwachen Hände mussten ihrem Gewicht beim Aufsitzen standhalten. Doch auch sie kam in den Sattel und hob ihren Kopf noch einmal, um zu den Raben zu sehen. Als ob einer von ihnen darauf gewartet hätte, flog er genau in diesem Moment los, flatterte durch die Bäume, um sich unweit von ihr wieder auf einen Ast niederzulassen. Jasmin warf Kino einen Blick zu und bemerkte, dass auch er das Tun des Raben verfolg hatte. Seine Miene war starr, sein Gesicht hart. Vermutlich dachte er genau dasselbe wie sie. Die Raben würden sie an den Ort des Geschehens führen. Dorthin, wo die Schüsse gefallen waren.
    Diesmal übernahm Jasmin die Führung. Ohne Eile und Hektik folgte sie den Raben, die abwechselnd von einem Ast zum Nächsten flogen und warteten, bis die Reiter aufgeschlossen hatten. Jasmin musste sich einen bereitbaren Weg regelrecht suchen, da dichte Büsche ein Durchkommen teilweise unmöglich machten. Der Wald hüllte sie in eine dunkle Welt, in der tiefes Unheil zu warten schien. Die Vögel, sie hatten aufgehört zu zwitschern und selbst der zarte Wind hatte seine Fühler wieder eingezogen. Es war ruhig und still, wie kurz vor dem Weltuntergang. Jasmin fühlte, wie sich ihre Nackenhärchen aufstellten. Egal, wohin die Raben sie führten und was sie vorfinden würden, es war bestimmt alles andere als schön. Als die Vögel von einer Sekunde auf die andere verschwanden, wusste Jasmin, dass es nicht mehr weit sein konnte. Die gespenstische, unheimliche Ruhe um sie herum hielt an, was die sowieso schon angespannten Nerven noch mehr reizte. Als sie um eine weitere dichte Baumgruppe herumkamen, bewegte sich Kino an ihre Seite und deutete auf ein Gebilde, welches

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