Whisper Island (01) - Sturmwarnung
Verschwinden wir lieber von hier.« Er schnappte sich den Seesack und den Schlafsack. Becca nahm den Kissenüberzug und folgte ihm.
Die Treppe befand sich ganz am anderen Ende, zur Vorderseite des Gebäudes hin. Sie gingen zu einer weiteren Tür hinauf, die normal groß und unverschlossen war. Seth schob sie auf und sie betraten eine Restaurantküche. Sie war klein und roch nach Fett. Hier standen ein Herd mit einem gigantischen Grillrost, ein riesiger Kühlschrank und ein badewannengroßes Spülbecken.
»Benutze hier nichts außer dem Wasserhahn«, riet Seth ihr. »Wenn du den Herd anmachst, fliegt wahrscheinlich das ganze Haus in die Luft. Komm.«
Sie traten durch Flügeltüren aus der Küche und Seth schaltete im dahinterliegenden Raum die Taschenlampe aus, weil dieser Teil des Dog House auf die First Street hinausging. In dem Zimmer standen ein Billardtisch, mehrere kleine Tische, Stühle und ein riesiger Spiegel, in dem sich alles widerspiegelte. Die Fenster waren zwar übermalt worden, aber es drang immer noch gedämpftes Licht hindurch. Draußen, auf der anderen Seite der Straße, blinkte die Winterbeleuchtung auf der Veranda von Mike’s Restaurant .
Im hinteren Teil des Gebäudes gingen die Fenster auf das Wasser hinaus und die staubigen Tische und Stühle in dem Raum bezeugten, dass dieser Ort früher einmal ein Gastronomiebetrieb gewesen war. Seth setzte den Seesack hier nicht ab. Stattdessen öffnete er eine weitere Tür zu einem Treppenaufgang, der zum zweiten Stock des Gebäudes hinaufführte.
Das Zimmer dort oben war riesig. Hier, sagte Seth, würde sie es sich heimisch machen.
Er fing an, den Seesack auszupacken, und Becca sah, dass er ihr eine Campingausrüstung mitgebracht hatte: einen kleinen Campingkocher, Kochgeschirr, eine faltbare Wasserflasche und ein paar Packungen Trockennahrung. Er baute sogar einen Hocker aus verschiedenen Teilen zusammen, die aus dem Sack herausfielen. Da begriff Becca, dass sich ihr Aufenthalt im Dog House nicht auf eine einzige Nacht beschränken würde.
»Seth, nein! Muss ich etwa hierbleiben? «
Er blickte auf. »Es gibt sonst keinen anderen Ort. Wenn du bei einem Mitschüler übernachtest, werden die Eltern Fragen stellen. Vielleicht nicht gleich am ersten Abend, aber danach. Sie werden bestimmt wissen wollen, was du bei ihnen zu suchen hast. Willst du das?«
»Aber was mache ich, wenn mir das Essen ausgeht? Was mache ich, wenn … Hier drin ist es eiskalt.« Becca konnte sogar ihren Atem sehen. Sie fragte sich, wie viel kälter es im Laufe der Nacht werden würde, geschweige denn, wenn der Winter kam. Sie dachte darüber nach, Diana Kinsale aufzusuchen und sie um Hilfe zu bitten, aber wie konnte sie das tun? Sie würde Diana Kinsale in alles einweihen müssen, das Flüstern eingeschlossen, und dass es überhaupt erst an all den Problemen schuld war, vor denen sie und Laurel jetzt auf der Flucht waren. Das konnte Becca nicht tun. Das war völlig ausgeschlossen.
Sie schluckte. »Dann muss ich wohl hierbleiben.« Sie sah sich nach dem Rest ihrer Habseligkeiten um, den Sachen, die sie im Cliff Motel zurückgelassen hatte, aber davon war nichts unter den Dingen, die Seth mitgebracht hatte.
»Und meine Sachen aus dem Motel?«
Seth schüttelte den Kopf. Er war gerade dabei, eine Luftmatratze aufzublasen, die er aus dem Kissenbezug geholt hatte. »Die konnte ich nicht holen. Ich versuch’s morgen noch mal. Der Sheriff war auf dem Parkplatz und hat mit dieser Primavera von der Highschool geredet. Ich wollte auf keinen Fall, dass die beiden sehen, wie ich in dein Zimmer gehe.«
»Ms Primavera?«, fragte Becca. Ihre Lage wurde immer aussichtsloser. Tatiana Primavera hatte Laurels Nachricht auf Carols Anrufbeantworter gehört und würde jetzt dem Sheriff davon erzählen, und dann würde er endgültig die Verbindung zwischen ihr und Laurel herstellen. Es war unvermeidlich. Die Leute waren schließlich nicht auf den Kopf gefallen. »Was hat sie da gemacht?«, stöhnte Becca.
»Woher soll ich das wissen?« Seth blies die Luftmatratze fertig auf und breitete den Schlafsack darauf aus. »Ich versuch morgen noch mal, den Rest deiner Sachen zu holen. Mach dir in der Zwischenzeit keine Sorgen. Du wirst es hier ganz gemütlich haben. Es gibt sogar ein Badezimmer. Ich bring dir Seife und ein Handtuch vorbei. Und Shampoo. Halt einfach die Ohren steif. Das kriegst du doch hin, oder?«
Becca blieb gar nichts anderes übrig. Das Dog House würde wohl oder übel ihr neues
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