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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Zuhause werden.

TEIL IV
    DER MEADOW-RUNDWANDERWEG

K APITEL 29
    Hayley Cartwright fuhr gerade mit dem Pick-up vom Schulparkplatz, als sie sah, wie Becca King ein Fahrrad mit einem Platten zur Schule schob. Aber die Schule war aus. Becca war in der falschen Richtung unterwegs.
    Hayley erkannte das Rad. Es gehörte Seth. Auf der Insel konnte es kein zweites Fahrrad mit einem verrückt psychedelisch bemalten Lenker geben. Hayley fragte sich, warum dieses unattraktive Mädchen mit dem großen Brillengestell es hatte. Offensichtlich hatte Seth es ihr gegeben, aber Hayley war nicht klar, was das bedeutete. Eigentlich sollte sie das gar nicht kümmern. Aber aus irgendeinem Grund tat es das doch. So wie es Hayley kümmerte, dass diese Becca im Krankenhaus Derric einen Zettel in die Hand gedrückt hatte. Gib ihn mir zurück, wenn du wieder wach bist, hatte darauf gestanden. Für Hayley drückte diese Nachricht mehr als nur eine Sache aus. Vor allem Zuversicht. Zuversicht in Bezug auf Derric, Zuversicht in Bezug auf seine Genesung wie auch Zuversicht in Bezug auf ein paar andere Dinge. Hayley sagte sich, dass sie selbst ein wenig von dieser Zuversicht gebrauchen könnte. Deshalb kurbelte sie das Fenster herunter und rief Beccas Namen.
    »Kann ich dich mitnehmen? Du bist in der falschen Richtung unterwegs.« Sie lächelte. »Die Schule ist aus. Bist du gerade erst gekommen?«
    Hinter dieser komischen Brille blinzelte Becca wie eine Eule. Sie hatte so viel schwarzen Lidschatten um die Augen, dass sie wie ein Panda aussah.
    »Oh. Hi«, sagte sie und fügte mit einem Blick auf das Fahrrad hinzu: »Ich hab ’nen Platten. Ich wollte ein paar Sachen aus meinem Spind holen.«
    »Wenn du willst, kann ich dich mitnehmen, nachdem du deine Sachen geholt hast. Auf der Bundesstraße ist ein Reifenhandel. Ich kann dich dort absetzen.«
    »Okay«, sagte Becca. »Das wäre gut. Ich dachte, ich hätte das blöde Ding gestern geflickt, aber ich hab’s wohl nicht besonders gut gemacht.« Sie wartete, bis Hayley an den Straßenrand gefahren war, und gab ihr dann ihr Rad. Sie sagte, sie wäre gleich zurück und eilte auf das Schulgebäude zu. Dabei sah sie sich ein wenig verstohlen um.
    Als Becca zurückkam, war ihr Rucksack zum Bersten voll.
    »Wow. Beeindruckend. Sind das alles Hausaufgaben?«.
    »Ich war ein paar Tage nicht in der Schule. Ich muss den Stoff nachholen«, erwiderte Becca.
    Dass Becca nicht in der Schule gewesen war, wusste Hayley. Denn sie hatte an der Anmeldung gesessen, als Debbie Grieder völlig aufgebracht anrief. »Wo ist Becca King?«, wollte sie wissen. Könnte Hayley ihr sagen, ob sie in der Schule sei? Sie sei aus dem Cliff Motel verschwunden, aber ihre Sachen wären immer noch in ihrem Zimmer. Debbie Grieder wollte sich gar nicht ausmalen, was das bedeuten könnte. »Bitte, bitte sag mir, dass sie in der Schule ist!«, hatte sie geschrien. Hayley hatte sie mit der Schulverwaltung verbunden. Sie hatte nicht gewusst, wie sie ihr sonst hätte helfen können.
    Sie öffnete die Heckklappe des Pick-ups und lud das Fahrrad ein. Dann fuhren sie in Richtung Bundesstraße los.
    Hayley sagte zu Becca: »Debbie Grieder hat die Schule angerufen. Sie hat gesagt, dass du verschwunden wärst, aber deine Sachen noch im Motel wären. Sie ist wirklich …«
    »Ich habe meine Sachen abgeholt«, unterbrach Becca sie schnell. »Na ja, Seth hat sie für mich abgeholt. Ich hab bei Debbie gewohnt, aber es ist nicht so gut gelaufen.«
    »Oh.« Hayley überlegte, worüber sie sonst reden könnte. Seth schien in diesem Moment das offensichtlichste Gesprächsthema, aber sie wollte nicht, dass Becca ein falsches Bild bekam. Ein anderes gutes Thema wäre »Wo wohnst du jetzt?« gewesen, aber …
    »Debbie mag Seth nicht«, erklärte Becca plötzlich. »Sag ihr nicht, dass er mir geholfen hat, wenn du sie siehst, okay?«
    Hayley blickte sie neugierig an. Becca betrachtete ihre Fingernägel, die dreckig waren. Das traf auch auf den Rest von ihr zu. Sie roch recht streng. Hayley fragte sich, wo um alles in der Welt sie jetzt wohnte, wenn sie nicht mehr im Cliff Motel war. Sie sah aus wie jemand, der in einem Auto schlief. Seths Auto vielleicht, aber das ergab keinen rechten Sinn. Würde Seth sie nicht einfach zu seinen Eltern oder zu seinem Großvater bringen, wenn sie eine Bleibe brauchte?
    »Ich bin natürlich nicht mit ihm zusammen oder so«, fuhr Becca auf einmal fort. Sie blickte starr aus dem Seitenfenster und Hayley konnte ihr Gesicht nicht

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