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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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gedacht, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt. Weißt du …«
    »Ich rede nicht von meinem Dad! Ich rede von Derric. Warum erwähnst du ihn nicht mal? Warum fragst du nicht nach ihm? ›Ist er am Leben? Ist er tot? Liegt er noch im Koma?‹ Warum fragst du mich das nicht? Willst du das alles gar nicht wissen?«
    Seth trat jetzt ganz nah an den Wildzaun heran und legte die Hände darauf. Er sagte ruhig: »Worum geht’s hier, Hayley? Was ist los?«
    »Wo sind deine Sandalen, Seth? Warum hast du sie nicht an?«
    Er betrachtete seine Füße. Dann sah er sie an und sagte: »Hayley, du redest wirres Zeug. Was spielt es für eine Rolle, dass ich die Sandalen nicht anhabe?«
    »Du hast sie immer an. Du trägst nie andere Schuhe.«
    »Stimmt doch gar nicht.
    »Und ob.«
    Seth hatte wie üblich seinen Filzhut auf. Er zog an seiner Krempe, als wollte er sein Gesicht verbergen, und sagte: »Was geht dich das an, was ich für Schuhe trage? Was geht dich das an, ob ich auf Socken rumlaufe? Was geht dich überhaupt irgendetwas an, Hayley? Wenn ich mich recht erinnere, bin ich dir sowieso egal. Also spar dir die blöden Fragen.« Er drehte ihr den Rücken zu, als wollte er sich wieder an die Arbeit machen.
    »Was machst du hier, Seth? Warum arbeitest du in den Gemüsebeeten? Warum hast du das Holz aufgestapelt? Mom hat mir erzählt, dass du das warst. Was willst du von mir?«, rief sie.
    »Ich versuche nur zu helfen, okay? Ich habe die Ackerfräse repariert und ich hatte …«
    »Das ist ja toll! Du hast die Ackerfräse repariert. Ich werde es heute Abend gleich allen auf meiner Facebook-Seite mitteilen. Was ist los mit dir? Warum trägst du nicht wenigstens eine Jeans, die dir passt? Warum besorgst du dir keinen vernünftigen Job? Warum lernst du nicht für deine Prüfung? Darum hast du dich nämlich überhaupt nicht gekümmert, oder? Du hast nicht mal damit angefangen. Glaubst du wirklich, du kannst hier einfach auftauchen und ein bisschen Holz stapeln und im Garten arbeiten, und ich komme nicht dahinter, was du getan hast?«
    » Getan? Wovon redest du überhaupt?«
    »Du hast ihn den Abhang hinuntergestoßen, oder? Du warst im Wald. Du hast dich meinetwegen mit ihm gestritten. Wir haben uns geküsst, na und, Seth. Ich habe versucht, es dir zu erklären, aber du wolltest mir ja nicht zuhören. Aber dann hast du ihn gesehen und deine Chance gewittert und …«
    »Hey, hey, hey!«, rief Seth. »Geht’s hier etwa um Derric? « Er drehte sich zum Zaun und schlug mit der Faust darauf ein. Dann stieß er sich von ihm ab und stapfte davon. Er wirbelte herum und kam zurück, wandte sich wieder ab und trat gegen die Erde. Er lief wieder auf Hayley zu und schlug mit der Faust auf den Zaunpfosten. »Na toll«, sagte er. »Großartig. Warum rufst du nicht einfach den Sheriff an und zeigst mich an?«
    »Tu allen einen Gefallen«, erwiderte sie, »und stell dich.«
    Damit ließ sie ihn stehen und marschierte zum Haus. Ihre Mutter rumpelte mit Seths VW in die Auffahrt.

K APITEL 30
    Seth hätte am liebsten noch einmal mit der Faust in den Wildzaun geschlagen, nur um irgendetwas zu tun. Vor allem wollte er Hayley hinterhergehen, sie an den Schultern packen und so lange schütteln, bis ihr Kopf hin und her wackelte. Aber alle anderen stiegen gerade aus dem VW aus, und Cassidy weinte und schrie: »Das ist unfair! Sie hat es gesagt!« , und Brooke brüllte zurück: »Ich hab vorne gesessen! Ich konnte es nicht mit dir teilen! Mom, sag’s ihr!«, und Mrs Cartwright sah völlig fertig aus.
    Cassidy jammerte lauthals, dass die Zahnärztin Brooke gesagt habe, sie müsse das »blöde Comicbuch« mit ihrer Schwester teilen, und Brooke wiederholte mehrfach, dass sie das nicht konnte, weil sie vorne im Auto saß, und schimpfte: »Hier, da hast du’s, du dumme Kuh, steck’s dir sonst wohin«, während sie es ihrer Schwester an den Kopf warf und türenknallend ins Haus marschierte, Cassidy direkt hinter ihr.
    Hayley war bereits ins Haus gegangen, und Mrs Cartwright fing an, sich mit einem verwirrten Ausdruck im Gesicht umzusehen. Seth ahnte, dass sie ihn auch gleich fragen würde, wo der Geländewagen war, und beschloss, zu ihr zu gehen und ihr zu sagen, dass Mr Cartwright mit dem Auto nach Greenbank gefahren war, um Zündkerzen oder Öl oder sonst was zu besorgen.
    Als er ihr das mitteilte, rief sie aus: » Was? Wann ist er losgefahren? Greenbank? « Das letzte Wort sprach sie aus, als wäre Greenbank Miami und nicht der nächste Ort, an dem es eine

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