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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Außerdem hätte Seth sicher was dagegen, wenn ich mich einmische, und das könnte ich ihm nicht mal verdenken. Er ist kein Kind mehr und ich kann ihn nicht mehr wie eins behandeln. Und deshalb brauche ich deine Hilfe.«
    Hayley sah ihn an. Sie wusste, dass er nicht ganz ehrlich mit ihr war, denn Ralph Darrow hatte immer den Überblick, sobald er alle Informationen beisammenhatte, die er brauchte. Und er würde keine Sekunde zögern, sich einzumischen, um Seth zu helfen. Deshalb wusste sie, dass sie ihm helfen sollte, um sich selbst zu helfen. Und damit konnte sie leben. Denn Hilfe hatte sie dringend nötig.
    »Okay, Grandpa.« Dann stand sie auf.
    Ralph Darrow folgte ihrem Beispiel. »Danke«, sagte er. »Dann will ich mal deinem alten Vater Guten Tag sagen.«

K APITEL 35
    Drei Abende später erschreckte Seth Becca im Dog House. Sie hatte sich so lange wie möglich in einer Ecke der Bücherei versteckt und ein paar Fragen in ihrem Geschichtsbuch durchgearbeitet. Aber als die Bücherei ihre Türen schloss, hatte sie keine andere Wahl, als sich auf den Weg zum Seawall Park zu machen, wo sie nicht Gefahr lief, von irgendjemandem gesehen zu werden, während sie zur Kneipe zurückging.
    Es war bitterkalt geworden. Sie wusste, dass es in den vier Wänden ihres verlassenen Unterschlupfs nur geringfügig wärmer sein würde als draußen, aber zumindest wartete dort ein Daunenschlafsack auf sie. In den konnte sie hineinkriechen und darauf warten, dass die Stunden vergingen.
    Die Taschenlampe war dort, wo sie sie hingelegt hatte, als sie aus dem Haus gegangen war: direkt hinter der Kellertür aus Sperrholz. Sie ging hinauf zum ersten Stock. Die alte Eichentheke mit dem Spiegel dahinter warf ihr Bild wie ein Gespenst zurück und von hier oben konnte sie wie immer die Laternen auf der anderen Seite der Straße sehen. Wegen der übermalten Fenster drang ihr Licht nur gedämpft in den Raum, aber es war hell genug, dass sie die Taschenlampe ausschalten konnte, bevor sie eintrat, so wie Seth es an ihrem ersten Abend hier getan hatte.
    Genau in diesem Augenblick tauchte Seth wie ein Untoter aus seinem Grab hinter der Theke auf. Becca schrie vor Angst auf.
    Er sagte: »Reg dich ab. Ich bin’s. Mann, ich warte schon seit … mindestens zwei Stunden auf dich. Wo hast du gesteckt?« Blöde Kuh drang so glasklar zu ihr herüber, als hätte er eine Gedankenblase über dem Kopf.
    Eigentlich sollte sie auf niemanden wegen seiner Gedanken wütend sein, die sie sowieso nicht kennen dürfte, aber blöde Kuh ging Becca einfach zu weit. Sie überlegte, die AUD-Box einzuschalten, um Seths Flüstern abzublocken. Das wäre nur höflich gewesen. Aber sie entschied sich dagegen. Auch wenn er ihretwegen in Schwierigkeiten geraten war und sie ihm zumindest die Privatsphäre seiner Gedanken lassen sollte, war sie doch der Meinung, dass es ihm nicht zustand, Gemeinheiten über sie zu denken, nur weil er ein wenig hatte warten müssen. Sie hatte ja nicht gewusst, dass er kommen würde.
    »Ich kann hier nicht vierundzwanzig Stunden am Tag bleiben«, erklärte sie. Wenn sie ein wenig schnippisch klang, würde er es darauf zurückführen müssen, dass sie müde war.
    »Wo warst du also? Ich dachte, es wäre so superwichtig, dass dich niemand sieht.«
    »Das kann dir doch völlig egal sein, wo ich war. In der Bücherei, wenn du’s unbedingt wissen musst.«
    »Ach? Weil dein Stiefvater ja bestimmt nicht in der Bücherei und an jedem anderen Ort in der Stadt nach dir suchen wird, wenn er hier auftaucht? Was ist mit dem Sheriff? Ich dachte, du würdest dir auch wegen ihm Sorgen machen.« Lügen … sie denkt genau, was … Hayley könnte vielleicht …
    Becca wünschte sich inständig, Seths Flüstern wäre eindeutiger. Sie brauchte mehr als nur Satzfetzen, um zu wissen, was sie in diesem Moment glauben sollte, und entgegnete: »Ich mache mir wegen beiden Sorgen. Glaubst du etwa, ich habe dich angelogen?«
    »Das hab ich nicht gesagt.« Mann … was ist los mit … hat ihre Tage … wenn irgendjemand genervt sein sollte, dann … »Hab ich gesagt, dass du lügst?«
    »Du hast es gedacht, Seth.«
    »Oh, und das weißt du woher, bitteschön? Kannst du vielleicht Gedanken lesen?«
    »Es steht dir förmlich ins Gesicht geschrieben.« Sie kamen jetzt der Wahrheit gefährlich nahe und Becca wusste, sie musste das Gespräch so schnell wie möglich in eine andere Richtung lenken. Ihr war kalt, sie hatte Hunger, sie wusste nicht, ob sie jemals aus dem Dog House

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