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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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rauskommen würde, aber sie durfte sich deswegen nicht dazu verleiten lassen, irgendetwas preiszugeben, das man gegen sie verwenden könnte. Deshalb fragte sie: »Wo hast du überhaupt den VW geparkt? Wenn jemand erst das Auto sieht und dann, wie du den Abhang zur Kellertür hinuntergehst …«
    »Ich bin doch nicht blöd«, gab Seth zurück. »Ich habe den Wagen auf dem Parkplatz am Ende der Third Street geparkt, wenn du es genau wissen willst. Ich hab dir was zu essen mitgebracht.« Er schob ihr eine braune Einkaufstüte über die Theke hin.
    Becca musterte ihn angespannt. Sie fragte sich, was es bedeutete, dass er ihr etwas zu essen mitgebracht hatte: dass sie ihm vertrauen oder dass er sich wie Jeff Corrie einfach gut verstellen konnte. Sie hasste es, im Dunkeln zu tappen. Sie hasste es, ständig Entscheidungen über Leute treffen zu müssen.
    Sie näherte sich dem Beutel auf der Theke und konzentrierte sich so fest sie konnte auf Seths Flüstern. Seine Gedanken würden ihr verraten, wer er wirklich war, aber dazu musste sie sie zunächst einmal hören und dann verstehen. Was sie jedoch auffing, waren die üblichen ärgerlichen Satzfetzen, Dinge wie: Zecken … diese Felder … Weg vielleicht … sogar … niemand … großartig … Damit konnte sie absolut nichts anfangen. Im Gegenteil, sie warfen nur noch mehr Fragen auf: Wer war er wirklich? Was hatte er angestellt?
    Sie musste sehen, ob er seine Sandalen anhatte. Deshalb ging sie auf die andere Seite der Theke und nahm die Tüte. Sie holte ein Sandwich und einen Trinkbecher heraus. Sie senkte den Kopf, um Seth zu zeigen, dass sie ihm dankbar und ein wenig verlegen war, nutzte die Gelegenheit aber, um einen Blick auf seine Füße zu werfen. Was sie da sah, waren Stiefel, keine Sandalen.
    Es liegt an der Jahreszeit, sagte sie sich. Regen, Schnee, Graupel. Sie war nicht mehr in Südkalifornien. Hier trugen die Leute nicht das ganze Jahr über Sandalen. Aber sie war davon selbst nicht überzeugt und Seths Flüstern beruhigte sie auch nicht wirklich.
    Ja … sie denkt … was machst du jetzt wegen … dieses Mal wirklich … nicht die geringste Chance …
    »Es wird wohl kalt sein«, sagte Seth, und einen Moment lange dachte Becca an kalte Gräber und kalte Spuren, bis ihr klar wurde, dass er von dem Sandwich und dem Inhalt des Bechers redete.
    Sie erwiderte, dass es ihr nichts ausmachen würde, bedankte sich und meinte, sie würde es ihm zurückzahlen, sobald sie Geld hätte. Dann fügte sie vorsichtig hinzu, dass er nicht auf sie hätte warten müssen. Er hätte das Essen auch oben neben ihren Schlafsack legen können.
    Er sagte: »Ich wollte mit dir reden.« Gleichzeitig prasselte sein Flüstern heftig auf sie ein, und darin drehte sich alles um Hayley Cartwright. Hayley … was sie erzählt hat … warum hat sie gesagt, dass … Wenn ich sie nicht überzeugen kann …
    Becca fragte sich, ob Seth wusste, dass Hayley sie an dem Tag, als sie den Platten hatte, mitgenommen hatte. Wenn es so war, wusste er bestimmt auch, dass sie mit Hayley über seine Sandalen gesprochen hatte. »Klar. Schieß los«, forderte sie ihn auf.
    Er erwiderte: »Lass uns nach hinten gehen.«
    Sie dachte kurz darüber nach. Es kam ihr relativ sicher vor. Die Fenster waren zwar nicht übermalt, aber sie gingen auf die Saratoga-Passage hinaus und nicht auf die Stadt. Deshalb folgte sie ihm in den ehemaligen Restaurantbereich. Die Lichter aus dem darunterliegenden Park erhellten den Raum genug, um zu sehen, dass ihre Schuhe Fußspuren im Staub hinterließen.
    Becca betrachtete erst ihre Fußspuren und dann Seths. Sie musste noch einmal an den Sandalenabdruck denken. Er war wie ein gelbes Warnschild. Bis sie herausgefunden hatte, warum der Abdruck neben Derrics Absturzstelle gewesen war, würde sie Seth einfach nicht rückhaltlos vertrauen können. Und wenn sie herausfand, warum er dort gewesen war, bestand immer noch die Möglichkeit, dass sie Seth dann überhaupt nicht mehr vertrauen konnte.
    »Willst du das nicht mal essen?«, fragte er sie. Ärger … als wäre … Geld auf den Bäumen … kann nicht ständig … Seth beäugte sie, als rieche sie schlecht, und dieser Blick zusammen mit seinem Flüstern verriet Becca, dass er, Panini hin oder her, nicht gekommen war, um ihr ein wenig Gesellschaft zu leisten.
    Einen kurzen Moment lang dachte sie, er hätte das Sandwich vergiftet und würde jetzt nur noch darauf warten, dass sie den ersten tödlichen Bissen nahm. Aber sie gab sich geistig

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