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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Irgendwie gefällt es dir, dass Derric in diesem Krankenhausbett liegt. Dir gefällt das Gefühl, dass du für ihn, seine Eltern und sogar seine Genesung wichtig bist. Dein Problem ist nur, dass er im Koma bleiben muss, damit du weiter wichtig sein kannst. Denn wenn er aufwacht, bist du nur einfach wieder Jenn McDaniels, das Mädchen, dem alle aus dem Weg gehen, weil es so eine totale Nervensäge ist.«
    Jenn zog das Gesicht zusammen wie eine Faust. Hayley wusste, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Aber sie hasste sich dafür, dass sie sich auf das Niveau dieses Mädchens begab. Das sah ihr nicht ähnlich.
    »Du«, fauchte Jenn, »weißt überhaupt nichts über mich. Du weißt überhaupt nichts über irgendjemanden, Derric eingeschlossen. Du glaubst, er und du hättet diese besondere Beziehung, bei der sich alles um Aff- rick-aa dreht, aber das ist alles nur ein Vorwand, um dich an ihn ranzuschmeißen. Du willst doch nur mit ihm rummachen, und so stellst du’s an: ›Oh, Derric, erzähl mir alles über Uganda.‹« Jenn verschränkte die Hände unter ihrem Kinn und klimperte sarkastisch mit den Augen.
    Hayley machte den Mund auf, sagte aber erst nichts. Die Fähigkeit dieses Mädchens, Dinge zu verdrehen und sie anstößig erscheinen zu lassen, wenn das überhaupt nicht zutraf … war einfach unglaublich.
    »Warum bist du so fies?«, fragte Hayley schließlich. »Wie, glaubst du, wird dein Leben irgendwann aussehen, wenn du nichts weiter tust, als nach den Schwächen der Menschen zu suchen, damit du ihnen wehtun kannst?«
    »Ich kenne lieber das wahre Gesicht der Leute, als mir von ihnen was vormachen zu lassen.«
    »Ich mache niemandem was vor«, gab Hayley zurück.
    »Von wegen. Jeder macht jedem was vor.«
    »Nein, das tut nicht jeder. Dein Problem ist, dass du wilde Vermutungen über Leute anstellst. Aber es sind nur Vermutungen.«
    »Ach ja? Willst du dann mal meine Vermutungen über dich hören? Und über Seth? Und über Beck- kaaa King?«
    »Was ich jetzt will, ist, unser Gespräch sofort zu beenden.«
    »Gut, du musst nämlich jetzt nichts weiter tun, als mir zuzuhören«, erwiderte Jenn spöttisch. »Also sperr die Ohren auf. Becca King hat Derric den Hang hinuntergestoßen, nicht Dylan Cooper. Sie hat ihn angemacht. Er hat sie abgewiesen. Da hat sie ihn geschubst. Genau das ist passiert. Das Ganze ist ihre Schuld, und ich werde dem Sheriff helfen, sie zu finden.«
    »Ich finde dich zum Kotzen«, sagte Hayley.
    Jenn zeigte mit dem Kopf auf eine der Kabinen. »Na, da ist das Klo.«
    Hayley musste zugeben, dass sie Becca kaum kannte. Die meisten Schüler an der South Whidbey Highschool kannte sie schon seit der Vorschule, aber Becca King … Was wusste sie über dieses Mädchen? Eigentlich nichts. Aber sie kannte jemanden, der es tat.
    Früh am nächsten Morgen fuhr sie direkt zum Star Store . Sie hämmerte gegen die Tür und rüttelte an der Türklinke. Dann fing sie wieder an, gegen die Tür zu hämmern, bis Seth auftauchte. Er trug einen Wischmopp über der Schulter wie ein Gewehr, und als er sah, wer es war, blieb er wie angewurzelt stehen. Hayley rüttelte wieder an der Türklinke und rief: »Seth, mach auf! Ich muss mit dir reden.«
    Er legte den Mopp zur Seite, ließ sie aber nicht rein, als er die Tür aufschloss. Nach ihrer letzten Begegnung hütete er sich vor ihr, und Hayley konnte das verstehen, da sie sich seit Monaten völlig irrational verhalten hatte.
    »Ja?« Seth klang nicht unbedingt unfreundlich, aber den roten Teppich rollte er auch nicht gerade für sie aus. Er wirkte nicht überrascht, sie zu sehen. Vielmehr machte er den Eindruck, als erwarte er ihren nächsten merkwürdigen Ausbruch.
    Hayley kam in den Sinn, dass sie sich für so einiges entschuldigen musste, und als Allererstes musste sie sich dafür entschuldigen, dass sie nicht von Anfang an erkannt hatte, dass sie und Seth absolut nicht zusammenpassten. Sie hatte gedacht, ihre gemeinsame Liebe zur Musik würde genügen, um sie aneinander zu binden, denn er war ein brillanter Musiker und niemand würde das je leugnen können. Sie hatte auch gedacht, dass seine grundsätzliche Gutmütigkeit den Rest tun würde. Aber die Musik und Seths Anständigkeit waren nicht genug gewesen und sie erkannte das jetzt. Aber sie konnte das jetzt nicht mit ihm diskutieren und sagte deshalb: »Ich muss mit dir über Becca reden.«
    »Was ist mit ihr?«
    »Der Sheriff glaubt, dass sie Derric den Abhang hinuntergestoßen hat. Oder zumindest wird er

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