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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Ausstellung kongolesischer Kunst zu fahren. Jetzt … wusste Hayley nicht mehr, wer er war.
    »Muss ich deine Eltern da mit hineinziehen, Hayley?«, fragte der Sheriff sie und zerrte sie am Arm. »Oder wirst du mir endlich antworten? Ich habe mit den anderen Schülern auf der Liste gesprochen. Ihre Geschichten habe ich. Jetzt will ich deine. Und zwar die ganze.«
    Da wurde Hayley bewusst, dass sie keine einzige seiner Fragen beantwortet hatte. Da er an ihrem Arm zerrte und bei dem Gedanken, dass er sogar ihre Eltern damit behelligen würde, was sie an jenem Tag in den Saratoga Woods gemacht hatte, wenn sie doch schon mehr als genug am Hals hatten, spannte sie sich innerlich an. Und diese Anspannung verwandelte sich in Wut, sodass sie in diesem Augenblick den Entschluss fasste, diesem Mann nicht zu helfen. Obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug, erwiderte sie bestimmt: »An dem Tag waren eine Menge Leute im Wald. Nicht alle sind auf Ihrer tollen Liste.«
    »Ich verstehe«, sagte er, schürzte aber die Lippen auf eine widerliche Art und Weise. »Und ist diese Becca King, die ich versucht habe zu finden, auch eine von ihnen?«
    Hayley antwortete: »Ich kenne Becca King kaum«, was eigentlich keine Antwort auf seine Frage war.
    »Sie ist aus dem Cliff Motel verschwunden«, erklärte er ihr. »Sie war auch seit Wochen nicht mehr in der Schule. Was weißt du darüber?«
    »Überhaupt nichts«, erwiderte Hayley. »Sie ist mir kaum aufgefallen, als sie noch hier war, warum sollte es mir da groß aufgefallen sein, dass sie hier nicht mehr aufgetaucht ist?« Sie merkte sofort, dass sie das Falsche gesagt hatte. Der Sheriff trat einen Schritt auf sie zu. In diesem Moment dachte sie, er würde sie vielleicht ins Büro des Direktors oder ins Gefängnis in Coupeville oder sonst wohin schleppen, um sie zu zwingen, ihm alles zu erzählen.
    Er stand so dicht vor ihr, dass sie an seinem Mundwinkel ein paar Schnurbarthaare sehen konnte, die er beim Rasieren übersehen hatte. Sie konnte seinen Atem riechen, der alles andere als angenehm war.
    »Jetzt hör mir mal gut zu. Du warst im Wald und du bist die Einzige, die mir noch nicht erklärt hat, was sie da gemacht hat. Jemand hat meinem Jungen in diesem Wald etwas angetan, und ich werde diese Schule nicht verlassen, bevor ich weiß, wer. Kehren wir also zu der Frage zurück, die du nicht beantwortet hast, und hören wir uns die Antwort an. Was hast du dort gemacht?«
    Hayleys Herz schlug immer heftiger. Mein Junge, hallte ihr durch den Kopf. Nicht mein Sohn , sondern mein Junge. Wie mein Fahrrad, mein Auto, mein Kühlschrank. Ihr fiel wieder ein, wie Derric ihr einmal erzählt hatte, dass der Sheriff ihn nie als seinen Sohn bezeichnete. Er sagte immer: »Das ist unser Junge Derric« oder »Das ist unser Derric«. Was hatte es zu bedeuten, dass er ihn nie »Sohn« nannte?
    In diesem Moment verlor sie die Fassung. »Warum nennen Sie ihn immer ›mein Junge‹? Er mag das nicht. Es tut ihm weh. Warum sagen Sie nie, dass er Ihr Sohn ist?«
    Der Sheriff richtete sich auf. Sein Mund verzog sich zu einem dünnen Strich, wie eine Narbe im Gesicht. »Für wen hältst du dich, zum Teufel?«
    »Ich bin Derrics Freundin. Und nein, ich habe mich dort nicht mit ihm getroffen, falls Sie das immer noch denken. Ich habe mich mit Mrs Kinsale getroffen. Und der Grund für unser Treffen geht Sie überhaupt nichts an, es sei denn, Sie glauben, dass wir ihn zusammen den Abhang hinuntergestoßen haben.«
    Hayley hatte noch nie in diesem Ton mit einem Erwachsenen geredet, aber sie sprach weiter, weil sie dachte, sie hätte jetzt die Oberhand. »Wissen Sie, Sheriff Mathieson, an dem Tag waren auch lauter Kiffer im Wald, und die haben sich alle aus dem Staub gemacht, bevor die Polizei ihre Namen notieren konnte. Warum konzentrieren Sie sich nicht auf die, anstatt Ihre Zeit damit zu verschwenden, die Leute zu drangsalieren, die Derric mögen?«
    »Er nimmt keine Drogen.«
    »Das habe ich auch nicht gesagt. Aber er war dort und sie waren dort, und im Wald laufen sich ständig Leute über den Weg. Haben Sie daran überhaupt schon gedacht?«
    Der Sheriff griff in seine Tasche und holte ein kleines ledergebundenes Notizbuch und einen Stift heraus. Er schlug das Notizbuch auf und warf Hayley einen vielsagenden Blick zu, und Hayley erkannte, dass sie gerade in eine Falle getappt war.
    »Namen«, sagte er.
    Sie war sich nicht hundertprozentig sicher. Sie waren alle zu schnell weggerannt. Außerdem hatte sie da gerade

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