Whisper Island (01) - Sturmwarnung
das glauben, sobald Jenn McDaniels ihm das erzählt.«
»Warum zum Teufel sollte Jenn das tun?«
»Warum tut Jenn irgendwas? Ich weiß nur, dass sie sich einredet, Becca hätte versucht, mit Derric anzubandeln, er aber nicht interessiert war und Becca ihn deshalb vom Weg geschubst hat. Natürlich ist sie auch davon überzeugt, dass so ziemlich jedes Mädchen versucht, sich an Derric ranzuschmeißen. Außer ihr natürlich. Ihr käme so was natürlich nie in den Sinn.«
Seth schien das alles sorgfältig zu überdenken. Schließlich sagte er: »Auf keinen Fall. Ich war dort. Ich und Gus waren da und …« Aber dann brach er ab und Hayley wusste, dass ihm etwas eingefallen war.
»Was?«
»Nichts.« Aber er sagte es zu langsam. Nichts bedeutete: nichts, das ich dir sagen kann.
Sie erwiderte: »Seth, Becca war dort, und du hast sie aus den Augen verloren, oder? Alle haben sich aus den Augen verloren und …«
»Du warst auch dort«, warf Seth ein. »Wen hast du aus den Augen verloren?«
»Nicht Derric. Seth, hier geht es nicht um mich und Derric. Zwischen uns läuft sowieso nichts. Wir waren immer nur Freunde … Wir haben uns zwar geküsst, aber es war nur ein Kuss und … Ach, das ist jetzt nicht wichtig. Wichtig ist Becca und was Jenn vorhat.«
»Ich verstehe nicht, warum dir das so wichtig ist.«
»Weil es falsch ist. Glaubst du denn, dass Becca Derric etwas angetan hat?«
Er schüttelte den Kopf. »Sie hat sich ganz komisch verhalten, aber …«
»Dann war sie also da.«
»Ja, aber wir haben nach Gus gesucht.«
»Zusammen?«
»Nein. Wie du schon gesagt hast, haben wir uns aus den Augen verloren. Ich weiß nicht, wo sie hingegangen ist. Ich weiß nicht mal, wo ich hingegangen bin. Ich hab nur versucht, den Hund zu finden. Und sie auch, soviel ich weiß. Das kann ich dem Sheriff sagen, wenn er wirklich glaubt, dass Becca es war.«
»Aber das Problem ist, dass du dir nicht sicher sein kannst, oder?«
»Ja.«
»Dann überleg mal, wie das Ganze für ihn aussehen wird, sobald Jenn die Klappe aufmacht. Becca war an dem Tag dort. Becca ist verschwunden. Becca ist nicht mehr zur Schule gekommen. Jenn will Becca schaden, denn das kann sie am besten: Leuten schaden. Also wird sie dem Sheriff helfen, sie zu finden. Du weißt doch, wo sie ist, oder?«
Seth blickte argwöhnisch. »Das habe ich nicht gesagt.«
»Du musst es auch gar nicht sagen. Ich kenne dich, Seth. Wenn sie aus irgendeinem Grund zu dir gekommen ist, hast du ihr geholfen. So bist du nun mal. Also hilf ihr jetzt.«
Seth musterte sie, während er nachgrübelte. Nicht nur darüber, was sie gesagt hatte, sondern auch darüber, was es bedeutete. »Ich hab ihn nicht gestoßen, Hayley.«
»Ich weiß«, erwiderte sie. »Es tut mir leid, dass ich das jemals gesagt oder gedacht habe … Hör mal, wir müssen da über ein paar Sachen sprechen, du und ich, aber das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Momentan kommt es nur darauf an, Becca zu schützen. Du musst dafür sorgen, dass sie weder dem Sheriff noch Jenn in die Arme läuft. Kannst du das tun, Seth?«
Er nickte langsam. Sie wandte sich zum Gehen. Aber sie spürte seinen Blick auf sich, als sie zurück zum Pick-up lief.
K APITEL 37
Es war noch früh am Morgen, als Becca aus dem Dog House schlich und zum Stadtrand radelte. Sie nahm eine Abkürzung, die sie entdeckt hatte, und kam an der Sandy Point Road heraus, eine Strecke, bei der sie sich ein paar Wochen zuvor noch völlig verausgabt hätte. Aber jetzt bereitete sie ihr keine Probleme mehr, zum einen dank Seths Fahrrad und zum anderen, weil sie inzwischen eine wesentlich bessere Kondition hatte. Bald würde sie in der Lage sein, problemlos dreißig Kilometer am Stück zu fahren.
Sie fuhr schnell und war bald bei Diana Kinsales Haus angekommen, wo in der Küche und auf der Veranda Licht brannte. Diana machte ihr die Tür auf. Sie war schon angezogen.
»Becca. Komm rein«, sagte sie. Ihr Haus war in warmen Herbstfarben eingerichtet, und als Becca hindurchging, war es ihr, als würde sie von einer sanften Umarmung aufgefangen.
Im Wintergarten lagen Dianas Hunde auf dem warmen Boden und auf dem Tisch stand eine Kanne mit Tee und Geschirr für einen Gast. »Hunde, sitzen bleiben«, befahl Diana, als sie die Köpfe hoben. Die Schwänze wedelten, aber sie gehorchten wie immer.
»Durften sie die ganze Nacht im Haus bleiben?«, fragte Becca.
»Nein. Aber sie wollten dich heute Morgen begrüßen.«
Becca bekam eine Gänsehaut, als ihr klar
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