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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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verdenken. Nur mit Gesichtstätowierungen hätte sie noch schlimmer ausgesehen als mit diesem Make-up. »Hey, Chloe. Magst du lieber Barbie oder Bratz?«
    Chloe grinste übers ganze Gesicht und rief: »Barbie!«
    »Ich auch«, sagte Becca. »Ich habe bloß keine hier. Du?«
    »Ich habe tausend Barbies.«
    »Darf ich die mal besuchen?«
    Chloe sah ihre Großmutter an. »Grandma … Angucken darf sie sie doch, oder? Aber sie müssen in meinem Zimmer bleiben. Gehen wir in mein Zimmer, sie besuchen?«
    »Von mir aus«, sagte Debbie. »Aber erst muss sie Josh Guten Tag sagen.«
    Becca lächelte, biss aber hinter den geschlossenen Lippen die Zähne zusammen. Da bleibt mir wohl nichts anderes übrig, dachte sie. Gleich würde sie dem gut aussehenden schwarzen Jungen gegenüberstehen.
    Sie folgte Debbie auf die andere Seite des Motels, wo auf dem verlassenen Grundstück ein Ahornbaum stand, dessen Blätter sich am Rand dunkelrot verfärbten, und üppiges wildes Gras bis zu einer Klippe wuchs. Hier wucherten Brombeerbüsche und Schaumspieren, die einen trugen violette Früchte und die anderen cremefarbene Blüten. Die Jungs spielten Fußball, und der ältere von beiden lachte, während er den Ball geschickt auf das behelfsmäßige Tor zubewegte. Der kleinere Junge hing an seiner Hüfte und schrie: »Das gilt nicht! Du hast ihn mir weggenommen!«
    Der dunkelhäutige Junge stolperte, beide verloren den Halt, fielen ins Gras und lachten.
    »Hey, Jungs!«, rief Debbie ihnen zu. »Kommt mal her und begrüßt Becca King.«
    Der ältere Junge stand als Erster auf. Dabei schnappte er sich den kleineren und klemmte ihn sich unter den Arm wie einen Football. Er lachte und rief: »Angriff und Touchdown!« Der kleine Junge quietschte, bis er ihn wieder absetzte.
    Dann drehte er sich um. Becca wappnete sich für das, was jetzt passieren würde. Er sah sie an, die Augen so dunkel wie seine nachtschwarze Haut. Und da war es schon wieder. Irgendetwas wanderte von ihm zu ihr, während ein flüchtiger Gedanke den nächsten jagte.
    … ach könnte doch ein Mensch … Freude …
    … könnte Ärger bedeuten … heißblütig … Kinder …
    Dann kam der Junge über die Wiese zu ihnen. »Wie geht es dir, Chloe?«, fragte er und strich dem Mädchen sanft über den Kopf. Dann sagte er zu Becca: »Ich bin Derric. Bist du neu in Whidbey?«, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen.
    »Jep«, erwiderte Becca bloß und kam sich dabei völlig bescheuert vor. War das alles, was ihr einfiel?
    Er lächelte. So weiße Zähne hatte Becca noch nie gesehen. Seine Haut war so glatt, dass es aussah, als wäre sie aufgemalt. Wie sie so vor ihm stand, hätte sich Becca am liebsten das scheußliche Make-up vom Gesicht gewischt, zehn Kilo abgenommen und geschrien: »Eigentlich bin ich rotblond!« Aber gleichzeitig hasste sie sich dafür. Wie albern, dachte sie bei sich.
    »Ich glaube, ich habe dich auf der Fähre gesehen«, stellte Derric fest.
    »Ich dich auch«, bestätigte Becca.
    »Seht ihr«, sagte Debbie. »Auf Whidbey Island seid ihr damit so gut wie verheiratet. Kommt, Leute! Jetzt gibt’s erst mal was zu naschen.«
    Bei dem Wort naschen gab es für Josh und Chloe kein Halten mehr. Chloe schrie: »Popcorn!«, und Josh rief: »Kekssandwich!«, und beide rannten auf das Motel zu. Ihre Großmutter folgte ihnen.
    Derric lief neben Becca her und bildete mit ihr die Nachhut. Er war sehr groß und bewegte sich wie ein Tänzer.
    Er sagte leise: »Ich hab dich gestern vor Carol Quinns Haus gesehen. Das warst du doch, oder?«
    Sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu. »Ja. Warum hast du mir gesagt, dass ich weggehen soll?«
    Einen Augenblick lang sagte er nichts. Sie sah ihn an. Dann erwiderte er ihren Blick und schluckte. »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, antwortete er.

K APITEL 7
    Mehr als eine Stunde, bevor sie zur Schule aufbrechen musste, war Becca schon fertig. Am Vorabend hatte sie ihre nach Hund stinkenden Klamotten in der Badewanne gewaschen, aber wegen der Kälte und der Feuchtigkeit hingen sie immer noch triefend von der Duschvorhangstange, als Debbie an ihre Tür klopfte. Debbie sah sie und sagte: »Du musst deine Wäsche nicht selber waschen, Liebes. Ich kann sie mit unserer in die Maschine werfen.«
    Becca erwiderte: »Oh, nein. Das geht nicht«, weil sie das Gefühl hatte, dass Chloe und Josh sowieso schon für einen riesigen Wäscheberg sorgten, vor allem Josh. Am Vortag hatte er sie beim Essen gefragt, ob sie mit ihm und Derric das Steilufer

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