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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Bootssteg ab. Da fängt das Rennen bestimmt an.«
    Er zeigte nach rechts. Der Steg sei nur ein kleines Stück die Straße hinunter, erklärte er ihr. Da finde sie bestimmt jemanden, der sie später mit zurück nach Langley nehmen könne. »Ich kann nicht bleiben«, sagte er. »Frag einfach jemanden nach einer Mitfahrgelegenheit, okay?«
    Er klang beunruhigt, als täte es ihm leid, sie hier allein zu lassen. Aber auf keinen Fall, auf keinen Fall … das Letzte, was ich brauche … Wichser, Arschloch, ging ihm durch den Kopf, und der Ausdruck auf seinem Gesicht blieb unverändert. Becca hatte das Gefühl, seine Gegenwart nicht länger ertragen zu können. Sie musste so schnell wie möglich von ihm weg, selbst wenn es bedeutete, dass sie später den ganzen Weg nach Langley zurücklaufen musste.
    Becca ging die schmale Straße in die Richtung hinunter, die Seth ihr angezeigt hatte. Die Fahrräder zischten an ihr vorbei. Die Leute entlang der Straße riefen den Fahrern Zeiten und Ermunterungen zu. Becca fing ein paar der Gedanken auf, die den vorbeisausenden Radfahrern durch den Kopf schossen. Natürlich konnte sie diese Gedanken niemandem zuordnen, weil sie wie Blätter im Wind durch die Luft wirbelten. Da waren die wilden Flüche von jemandem, der das Radfahren satthatte. Andere unzusammenhängende Worte verrieten ihr, dass ein paar Jungs beim Fahren die Hintern bestimmter Mädchen bewunderten. Jemandem war heiß, und viele hatten Durst. Aber die Stimmung war ausschließlich freundlich und unschuldig. Ganz anders als diese letzten Augenblicke mit Seth.
    Becca fand den Bootssteg. Am Anfang des Wegs, der zum Parkplatz führte, stand ein Tisch, und an diesem Tisch saßen drei Jugendliche mit einem Stapel Papiere, während zwei Jungs die Zeiten aufschrieben, die ihnen die Leute mit den Stoppuhren durchsagten. Einer von ihnen war Derric. Er sah Becca, lächelte und winkte ihr zu.
    »Du bist ja doch gekommen!«, rief er. »Komm rüber. Pass auf die Fahrräder auf.«
    Als sie vorsichtig den Weg überquerte, sah sie, wie er einem seiner Kollegen am Tisch ein Klemmbrett gab. Dann kam er herüber und schenkte ihr sein strahlendstes Lächeln.
    »Wie bist du hergekommen? Hast du’s mit dem Fahrrad geschafft? Ganz schön beeindruckend … für ein Mädchen«, sagte er und grinste wieder.
    Sie entgegnete: »Schön wär’s. Seth Darrow hat mich hergefahren. Aber er konnte nicht bleiben.«
    Derric sagte: »Oh, schade«, aber Becca hörte in seinem Flüstern: knapp knapp knapp . Es entfuhr ihm wie ein Seufzen, wie dahintreibende, schwere, dunkle Regenwolken. Er fügte hinzu: »Jedenfalls bin ich froh, dass du hier bist«, und in Gedanken: nett, sowie: viel zu knapp, und dann: fühlt … Freude.
    Sie fragte sich, was das alles zu bedeuten hatte. Fand er es nett, dass sie da war? Empfand er »Freude«, wenn sie in der Nähe war? Aber warum sollte er das tun, wenn er sie doch kaum kannte?
    »So ist das«, sagte er mit einem Schulterzucken.
    Sie spürte, wie sie völlig erstarrte, als hätte er auf ihre Gedanken geantwortet. Sie sagte: »Hä?«
    »Es ist immer schade, wenn jemand nicht Teil von etwas sein will, weißt du?«, erwiderte er.
    »Oh«, sagte sie. »Seth.«
    »Ja. Seth.«
    Derrics Gedanken waren nicht voller Schimpfwörter und Boshaftigkeiten, als er Seths Namen aussprach, aber die dunklen Wolken kehrten zurück und mit ihnen der Geruch von Rauch, als brenne nicht weit von ihnen entfernt ein Feuer. Becca sagte zu Derric: »Kennst du Seth? Ich gehe mal davon aus. Hier scheint ja jeder jeden zu kennen.«
    »Oh ja«, antwortete Derric. »Ich kenne Seth«, und sein Tonfall verriet Becca, dass etwas Schlimmes zwischen ihnen vorgefallen war. Er nahm Beccas Arm und führte sie weiter von der Straße weg. Sein Griff war fest und sie dachte, er wollte ihr etwas sagen. Aber dann fügte er hinzu: »Wir müssen aus dem Weg gehen. Wenn ein Fahrer die Kontrolle verliert, wird noch einer von uns verletzt.«
    Ein Schwall wilder Flüche ergoss sich über sie. Ohne etwas sehen zu können, wusste Becca, wer sich ihnen da näherte. Sie war nicht überrascht, als Jenn mit quietschenden Reifen am staubigen Straßenrand zum Stehen kam.
    »Was zum Teufel machst du hier? Geh aus dem Weg! Siehst du nicht, was hier los ist?« Noch mehr wilde Flüche folgten, aber Becca spürte, dass Jenn sie nicht vor Derric aussprechen wollte. Hätte Derric nicht neben ihr gestanden, mit seiner Hand auf ihrem Arm, wäre Jenn mit Sicherheit auf sie losgegangen, so viel

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