Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Innenseite eines Welpenohrs an. Sie drückte sie leicht. Chloe schaute zu ihr auf und drückte zurück.

K APITEL 9
    Becca erwartete nicht, etwas von Derric zu hören oder ihn, außer in der Schule oder wenn er Zeit mit Josh verbrachte, zu sehen. Sie hatte auch bestimmt nicht vor, ihn anzurufen. Es war nett von ihm, dass er ihr seine Telefonnummer gegeben hatte, aber ihr war klar, dass es eben nur nett gemeint war und sonst nichts. Irgendetwas anderes als eine freundliche Geste da hineinzuinterpretieren, wäre völlig bescheuert gewesen.
    Aber in ihrer ersten Woche schaute er immer wieder nach Becca und vergewisserte sich, dass sie sich in der Schule zurechtfand. Becca spürte dann jedes Mal, wie Jenn sie mit unheilvollen Blicken durchbohrte.
    Jenn ließ ihn so wenig wie möglich aus den Augen. In der Schule sah Becca ihn daher eigentlich nur in der Jahrbuch-Stunde allein, dem einzigen Fach, das sie außer Geschichte gemeinsam hatten. Ab und zu redete Becca auch in Geschichte mit Derric. Obwohl er sich ihr gegenüber nicht anders verhielt als gegenüber anderen Leuten, konnte sie spüren, wie sehr Jenn das gegen den Strich ging.
    Becca war sich nicht sicher, warum Derric weiterhin so freundlich zu ihr war. So wie sie momentan aussah, konnte sie ihm kaum gefallen. Sie wollte ihm sagen, dass er sie nicht mehr unter seine Fittiche zu nehmen brauchte, wenn das der Grund war, warum er so nett zu ihr war. Aber sie tat es nicht, weil sie ihn mochte und sich in seiner Gegenwart so seltsam sicher und geborgen fühlte. Außerdem war da noch die Freude . In Gedanken sagte er es ununterbrochen, wie ein Mantra.
    Freude war mehr oder weniger sein einziges Flüstern. Er sagte es, wie andere Leute: »Bleib ruhig«, oder: »Verhau’s nicht«, oder: »Lass dir nichts anmerken«, vor sich hin sagten. Die Tatsache, dass er sich daran erinnern musste, glücklich zu sein, gab ihr jedoch Rätsel auf. Für Becca schien es darauf hinzudeuten, dass er etwas zu verbergen hatte. Das hatten sie also gemeinsam.
    Laurel war Beccas Geheimnis. Wo bist du, Mom? war ihre Freude . Seit sie erfahren hatte, dass Carol Quinn tot war, hatte sie Laurel dreimal am Tag angerufen, aber keiner ihrer Anrufe war durchgegangen. Sie tat ihr Bestes, um nicht in Panik zu geraten. Ihre Mutter würde sie nie im Stich lassen, das wusste sie. Schließlich sagte sie sich, dass die Handys, die Laurel in dem Seven-Eleven -Laden in San Diego gekauft hatte, scheinbar nichts taugten. Becca erinnerte sich daran, dass Laurel dem Händler keine einzige Frage gestellt hatte. Sie hatte ihm einfach nur ihre Kreditkarte hingelegt und das war’s.
    Jeden Tag nach der Schule erfüllte Becca ihren Teil der Abmachung mit Debbie und machte die Motelzimmer sauber. Nach zehn Tagen fand sie in einem der Zimmer fünf Dollar auf der Kommode. Sie fand auch einen Pulli, der im Bad hinter der Tür hing, und brachte ihn Debbie, als sie mit der Arbeit fertig war. Debbie war in ihrer Küche und machte Hausaufgaben mit Josh und Chloe, die am Tisch saßen.
    Becca zeigte Debbie den Pulli, den sie gefunden hatte, woraufhin muss ihn schicken … mehr verdammt … Geld … von Debbie zu ihr drang. Daraus schloss Becca, dass sie den Pulli seinem Eigentümer würde schicken müssen. Das veranlasste sie dazu, auch die fünf Dollar herauszurücken, die sie auf der Kommode gefunden hatte. Aber zu ihrer Überraschung wollte Debbie sie nicht annehmen.
    »Das behältst du. Das ist schließlich dein Trinkgeld, Liebes«, und ihr Flüstern widersprach dem nicht.
    Wie Becca bereits festgestellt hatte, stimmten Debbies Gedanken oft nicht mit dem überein, was sie sagte. Ungeachtet dessen, was sie Becca übers Lügen gesagt hatte, war Debbie selbst nicht immer ganz ehrlich. Becca wusste nicht, warum. Sie war sich jedoch sicher, dass es mit Debbies Tochter Reese zu tun hatte.
    Als das Telefon klingelte, setzte sich Becca zu den Kindern an den Tisch und schob Chloe ein Stück die Bank rüber. »Mathehausaufgaben? Äks«, bemerkte sie, und Chloe stimmte ihr zu, während Debbie ans Telefon ging.
    Sie sagte zu jemandem: »Ja, klar. Sie ist hier. Wie geht’s deiner Mom?«
    Sie hörte einen Moment lang zu und erwiderte dann: »Sag ihr, sie soll nicht so viel arbeiten«, und reichte Becca daraufhin den Hörer. Sie wackelte mit den Augenbrauen, um anzudeuten, dass jemand Besonderes am Apparat war, und eine Sekunde später erfuhr Becca, dass es Derric war.
    Sie nahm an, dass es etwas mit ihren Hausaufgaben zu tun hatte.

Weitere Kostenlose Bücher