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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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dir ? Ich verstehe nicht, warum du im Gefängnis gelandet bist.«
    Seth erzählte ihr die Kurzfassung seines erlebnisreichen Tages. Er sprach von unbezahlten Strafzetteln und erzählte, dass sein Großvater die Kaution für ihn gestellt hatte. Die Sache mit Gus und Hayley sowie ein paar andere Details ließ er aus. Aber dann stellte Becca eine Frage, die fast alles ans Licht brachte.
    »Aber du kannst die Strafzettel doch bezahlen, oder? Ich meine, sie werden dich nicht einsperren, wenn du sie bezahlst.«
    Wenn alles glimpflich verlief, würden sie ihn nicht einsperren, aber da war noch etwas anderes, das sie nicht wusste. Er sagte vorsichtig: »Ich kann die Strafzettel bezahlen. Grandpa greift mir unter die Arme, wenn ich ihn darum bitte. Aber da ist noch was anderes.«
    »Was?«
    »Derric Mathieson. Da ist diese Sache zwischen ihm und mir.«
    »Was für eine Sache?«
    »Es hat mit Hayley zu tun.«
    »Hayley Cartwright?«
    »Er ist der Grund, warum wir uns getrennt haben. Sie und Derric hatten einen Abend was miteinander und ich hab sie erwischt.«
    Becca schwieg einen Moment lang, während sie diese Information verarbeitete. Sie sagte langsam: »Aber er ist erst in seinem ersten Highschool-Jahr und …«
    Seth warf ihr einen höhnischen Blick zu. »Hm … als würde das ’ne Rolle spielen. Er ist sowieso schon sechzehn. Und sie auch. Und was macht das schon, dass sie zwei Jahrgänge über ihm ist? Hayley ist das egal. Hayley sind viele Dinge egal. Würde es dir etwas ausmachen, wenn der Typ … Vergiss es. Jedenfalls ist das der Grund, warum …«
    Die Tür flog auf und Debbie Grieder stand da.
    Seth nahm den Arm von Beccas Schultern und zog sich so schnell wie möglich ein Stück von ihr zurück. Aber an Debbie Grieders Gesichtsausdruck konnte er sehen, dass er nicht ungestraft davonkommen würde.

K APITEL 15
    Debbies Gesicht war feuerrot vor Wut. Die Narbe auf ihrer Stirn loderte weiß wie ein Blitz. Sie marschierte ins Zimmer wie ein Bulldozer, der auf seinem Weg alles plattwalzte. Sie redete in einem leisen, scharfen Tonfall, weil das Zimmer neben Beccas besetzt war, aber sie musste auch gar nicht schreien, weil ihr Gesichtsausdruck schon laut genug brüllte.
    Becca hatte sich den Kopfhörer ihrer AUD-Box nicht wieder ins Ohr gesteckt und schreckte vor dem Ansturm von Debbies Gedanken, die auf sie einprasselten, zurück. Sie vermischten sich mit Seths Flüstern und dem, was sie beide laut aussprachen. Das Ergebnis war völliges Chaos in Beccas Kopf. Sie senkte den Blick, aber das ließ sie erst recht schuldig aussehen.
    »Was ist hier los?«, wollte Debbie wissen. »Ich hab gesagt, dass hier niemand übernachten darf.«
    Du bist hier gewesen … glaubst du, ich weiß nicht … wie es anfängt, und dann …
    »Ich hab gesagt, keine Jungs.«
    Es ist immer dasselbe …
    »Du und ich hatten eine Vereinbarung, und du brichst …«
    Lügen … immer lügen sie einen an …
    »Mrs Grieder, es ist nicht so, wie Sie denken.«
    Du bist hier gewesen … wer du bist … du glaubst, ich weiß nicht … Drogen … wie du war er … der Kampf … Jungs führen nichts Gutes …
    »Wie viele Mädchen versuchst du in dieser Stadt noch zu …«
    »Ich? Hey, ich versuche überhaupt nichts. Ich bin nur gekommen, um …«
    Total durchgeknallt … halt … reiß dich zusammen …
    »Zeig mir das Handy. Zeig mir sofort das Handy.«
    Verlier nicht die Kontrolle … vergiss nicht … Gott möge mir … verrückt … Saratoga Woods, wie immer …
    »Du hast gesagt, du würdest mit dem Hund laufen gehen. Und, wo ist der Hund jetzt? Sag’s mir. Wo ist er?«
    »Gus? Er ist bei Hayley. Als die Cops aufgetaucht sind, habe ich sie gebeten …«
    Mein Gott … im Wald … dort sind die Drogen …
    »Cops? Polizei? Was hast du angestellt? Weil’s mit Hayley nicht geklappt hat, bist du jetzt wohl hinter ihr her, was?«
    »Ich bin hinter niemandem her, Mrs Grieder.«
    Bleib cool, bleib ruhig, sie rastet aus … nicht hier …
    »Warum bist du hier? Und warum sagst du nichts, Becca King?«
    Weil, dachte Becca, weil … weil. Weil die Worte im Zimmer herumflogen wie böse Geister, die nach jemandes Seele schrien. Weil sie nicht sagen konnte, welche Gedanken wem gehörten. Aber vor allem, weil sie die Augen nicht vom Boden losreißen konnte, und das lag wiederum daran, dass sie den Blick nicht von Seths Schuhen abwenden konnte. Er trug dieselben Sandalen wie jedes Mal, wenn Becca ihn getroffen hatte, nur dass sie vorher nie ihre Sohlen gesehen

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