Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
im Saal unter dem anderen Geflüster aufgeschnappt hatte, von ihm ausgegangen war. Was jetzt von ihm zu kommen schien, klang wie: bitte Gott … bestrafen … ich schwöre … nicht weil … schwarz, schwarz, schwarz …
    Sein Gesichtsausdruck war so hart, dass die versammelten Schüler bei seinem Anblick sofort verstummten, vor allem diejenigen, die immer noch lautstark auf die Neuigkeit von Derrics Verletzungen reagierten. Mit der Stille, die sich über alle legte, wurde ihr Flüstern stärker. Becca erhaschte nur lose Gedanken, zusammenhanglose Worte wie: was ist mit … unheimlich … gibt es … je … glaubt er … wie tot? … Koma … Derric, Derric … etwas Neues …
    Das Flüstern wurde von wild durcheinanderschwirrenden Gefühlen begleitet, wie Vögel, die hoch oben an der Decke zwischen den Lampen umherflatterten. Das veranlasste Becca, sich umzuschauen. Was ihr dabei auffiel, gab ihr zu denken. Denn im Gegensatz zu ihrer Schule in Kalifornien schien unter allen Anwesenden kein einziger Jugendlicher zu sein, der nicht weiß war.
    Da verstand sie zumindest einen Teil der umherschwirrenden Gedanken. Derrics Vater fragte sich, was für einen Schlamassel er angerichtet hatte, als er einen schwarzen Jungen an diesen Ort gebracht hatte, an dem er nie richtig dazugehören würde. Rosine auf Weißbrot, nannte sein Flüstern es.
    In diesem Moment wollte Becca von ihrem Sitzplatz aufspringen. Sie wollte Derrics Vater sagen, dass er unrecht hatte. Sie wollte ihm sagen, dass keiner der hier Anwesenden so dachte, dass das einzige Flüstern, das schwarz, schwarz, schwarz, herausschrie, von ihm selbst kam.
    Er fing an zu sprechen. Er berichtete, dass Derrics Mom im Krankenhaus an seiner Seite sei und man sich dort sehr gut um ihn kümmere, er aber die wohlwollenden Gedanken und Gebete aller mit Sicherheit gebrauchen könne. Dann fuhr er in einem anderen Ton fort, einem Ton, dessen Entschlossenheit keinen Zweifel darüber ließ, was als Nächstes kommen würde. In den Saratoga Woods seien Dinge vorgefallen, als Derric dort gewesen sei, die genauer untersucht werden müssten. Er hoffe, dass sich alle , die sich an diesem Tag dort aufgehalten hatten, am Ende der Versammlung melden und ein Formular unterschreiben würden, damit man sie einzeln befragen könne.
    »Keiner von euch steckt in Schwierigkeiten.« Mathieson schaute über das Rednerpult in den Zuschauerraum. » Keiner .«
    Aber sein Flüstern sagte: nur du, und wenn ich weiß, wer du bist, schwöre ich bei Gott , während er damit schloss, dass man sich das Formular auch in Ms Primaveras Büro abholen könne, wenn man es lieber unter vier Augen unterschreiben wolle. Dann verlagerte er sein Gewicht und wechselte dabei gleichzeitig das Thema.
    »Ich weiß, viele von euch möchten gerne etwas tun, um Derric zu helfen. Jetzt habt ihr die Gelegenheit dazu.«
    Dann nickte er jemandem in der ersten Reihe zu. Jenn McDaniels stand auf und ging die Treppe hinauf auf die Bühne.
    Jenn hatte ein Klemmbrett bei sich und stolzierte zum Rednerpult. Ganz offensichtlich genoss sie es ungemein, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Becca erschien sie wie ein menschliches Hochspannungskabel: voller Energie, aber tödlich, wenn man ihm zu nahe kam.
    Jenn sagte ins Mikrofon: »Okay, die Sache läuft so«, als erläutere sie die Geschäftsbedingungen. »Wir brauchen Leute, die mit Derric so viel Zeit wie möglich in Coupeville verbringen, denn die Ärzte sagen, dass man ihn unter anderem dadurch aus dem Koma holen kann, indem man mit ihm redet, ihm vorliest und ihm Musik vorspielt oder ähnliche Sachen macht. Und dafür ist das hier da.«
    Das war ihr Klemmbrett, das sie hochhielt, damit die anderen Schüler es sehen konnten. »Ich organisiere die Aktion, und das Ganze läuft so.«
    Ein leises Raunen ging durch den Saal, als die Schüler anfingen, sich leise zu unterhalten. Jenn redete weiter. Von dort oben hört sie sie bestimmt nicht, dachte Becca. Was sie ebenfalls auf keinen Fall hören konnte, war das anschwellende Flüstern, welches das Raunen der Schüler begleitete. Das waren ihre lautlosen Gedanken, die sich hauptsächlich darum drehten, was der Sheriff gesagt und was er tatsächlich damit gemeint hatte. Dieses Flüstern geriet immer mehr in Widerstreit mit dem hörbaren Raunen, sodass sich in der Luft ein Gewitter zusammenbraute. Alle Gedanken schienen ihren Schwerpunkt zu verlagern und drehten sich plötzlich um Derric und Jenn und Jenn und Derric und was es zu bedeuten

Weitere Kostenlose Bücher