Whisper Island (01) - Sturmwarnung
nicht einmal gelogen. Welche Mutter wollte nicht ihr Kind zu jeder Tageszeit überwachen können?
Sheriff Mathieson nahm ihr das Handy aus der Hand, sah es sich an und sagte: »Ist das zufällig ein Ersatzhandy?«
»Nein«, sagte sie. »Warum?«
»Weil wir den Besitzer eines Handys suchen, das in den Saratoga Woods zurückgelassen wurde, am Informationsstand, dort wo die Wiese beginnt.«
»Er hat es bestimmt verloren«, meinte Jenn.
»Er hat es versteckt. Ralph Darrow hat es gefunden und abgegeben. Es ist ein Wegwerfhandy, aber wir werden den Besitzer bald finden. Die wenigsten Leute haben eine Ahnung, wie leicht wir sie aufspüren können.«
Während er sprach, beobachtete er Hayleys Reaktion, doch ihr hallte noch der Satz Ralph Darrow hat es gefunden in den Ohren, und sie fragte sich, was Seth wohl mit der ganzen Sache zu tun hatte. Sie sagte nichts, aber das brauchte sie auch nicht, denn der Sheriff sprach weiter, ließ sie aber nicht aus den Augen.
»Handys haben Seriennummern, und die führen uns zu den Geschäften, wo sie gekauft wurden. Dort können sie uns sagen, wann sie verkauft wurden. Und wenn wir das Datum haben, können wir entweder die Kreditkartenbelege zuordnen oder den Käufer auf einer Überwachungskamera identifizieren. Das ist eine Menge Arbeit, aber es ist nur eine Frage der Zeit, und das ist es bei der Polizei ja meistens.« Er zuckte die Schultern, starrte Hayley aber noch immer durchdringend an. »Früher oder später werden wir also herausfinden, wer das Handy gekauft hat, und das wird uns zu dem Mädchen führen, das den Krankenwagen für Derric bestellt hat. Sie weiß, was passiert ist. Und ich will es auch wissen.«
Derric ist ausgerutscht und abgestürzt, das ist passiert, wollte Hayley sagen. Aber sie ahnte schon, dass der Sheriff eine andere Theorie hatte. Die einzige andere Möglichkeit war, dass Derric den Abhang hinuntergeschubst, -gestoßen oder -geworfen worden war. Doch sie vermied es, das Gespräch in diese Richtung zu lenken.
Dann fragte Sheriff Mathieson: »Was wisst ihr darüber, was an dem Tag im Wald passiert ist? Und was habt ihr eigentlich dort gemacht?«
Jenn fing an. Sie sagte, sie sei mit ein paar anderen laufen gewesen, um für den South-Whidbey-Triathlon zu trainieren. Sie waren in den Putney Woods, wegen der vielen Wege und dem Rundparcours, der dort eingerichtet war, aber als sie die Sirene hörten, kamen sie über den Coral Root Link herüber. Sie hatten an der Lone Lake Road geparkt und waren von dort aus gelaufen, denn da gab es einen Parkplatz. Wären sie von der Keller Road gekommen, hätten sie auf dem Seitenstreifen parken müssen, und da sie nach dem Laufen noch ein wenig zusammensitzen wollten, war der Parkplatz an der Lone Lake Road …
Hayley fragte sich, ob sich Jenn im Klaren war, wie verdächtig das alles klang. Sie selbst nahm sich vor, überzeugender zu sein, und bereitete sich in Gedanken auf die Frage vor, die ihr der Sheriff in etwa einer Minute stellen würde. »Und du, Hayley?«
Sie sagte, sie habe ihre kleine Schwester Brooke zum Tanzunterricht nach Langley gebracht. Und da es sich nicht lohnte, für anderthalb Stunden zur Farm zurückzufahren, fuhr sie zum Wald, um dort spazieren zu gehen, bis Brookes Tanzstunde zu Ende war. Sie hätte auch im Dorf herumlaufen können, aber in den Geschäften war sie schon tausendmal gewesen, also beschloss sie, stattdessen in den Wald zu fahren.
Da sagte der Sheriff: »Warst du dort mit Derric verabredet, Hayley? Du kannst es mir ruhig sagen. Ich weiß doch, wie das bei euch Jungen und Mädchen manchmal so ist.«
Sie spürte, wie ihr Gesicht ganz heiß wurde und knallrot anlief. Es war nur eine Antwort möglich, wenn sie nicht ihr ganzes Leben vor ihm ausbreiten wollte. »Ich war allein. Ich hatte doch nur neunzig Minuten.«
Was eigentlich keine richtige Begründung war. Sie hatte das Gefühl, sie müsse noch etwas hinzufügen, aber dann hätte sie eine vollständige Erklärung abgeben müssen. Und das kam für Hayley nicht infrage. Niemand hatte eine Ahnung, was geschehen war und sie hatte nicht die Absicht, daran etwas zu ändern.
K APITEL 21
Diana Kinsale fuhr Becca nach Langley zurück und sie saßen schweigend zusammen im Auto, wie alte Freunde, die nicht unbedingt reden mussten, wenn sie zusammen reisten. Das war Becca sehr angenehm.
Die Fahrt dauerte nicht lange. Als sie vor dem Motel anhielten, kam Debbie aus dem Büro gelaufen. Man sah ihr an, dass sie gewartet hatte.
Sie kam in
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