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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Hörproblem mittlerweile auswendig wusste. Sie schmückte es für Diana Kinsale ein wenig aus und fügte hinzu: »Ich hatte als Kind ständig Mittelohrentzündungen … Deshalb höre ich nicht mehr so gut. Es hat was mit meinem Hörspektrum zu tun.«
    Diana blickte sie fragend an. »Und das ist wirklich kein Radio, Becca?«
    »Schön wär’s. Das Gerät hilft mir nur, die Geräusche um mich herum zu filtern. Es blendet Hintergrundgeräusche aus, damit ich mich konzentrieren kann.« Sie hatte so oft gehört, wie ihre Mutter diesen Sermon Lehrern und anderen Erwachsenen vorgebetet hatte, dass sie ihn schon im Schlaf konnte.
    »Es sieht kaputt aus.«
    Becca log, ohne darüber nachzudenken, warum sie sich die Mühe machte, Jenn McDaniels zu schützen. »Ich bin einen Berg in der Nähe der Marktwiese hochgefahren. Da ist es mir aus der Tasche gefallen und ich bin mit dem Hinterrad genau darübergerollt. Ich muss es unbedingt reparieren lassen, weil ich ohne das Gerät völlig aufgeschmissen bin, wenn um mich herum mehr als eine Person redet.«
    Was sie ihr nicht sagte, war, dass sie ohne die AUD-Box Dianas Flüstern hätte hören müssen, da Diana momentan der einzige Mensch weit und breit war und sich in ihrem Kopf auf jeden Fall irgendetwas abspielen musste. Aber wie schon zuvor drang nichts von dieser Frau zu ihr, nicht das geringste Flüstern, nicht ein einziges Wort.
    »Ich kenne da jemanden, der es wahrscheinlich reparieren könnte. Wenn du magst, bring ich es ihm vorbei«, schlug Diana vor.
    »Ich dachte, ich könnte es vielleicht zur Metallwerkstatt der Schule bringen. Vielleicht können sie es dort löten.«
    »Vielleicht«, erwiderte Diana, »aber so etwas ist denen in der Metallwerkstatt bestimmt noch nicht untergekommen.« Sie hielt kurz inne. Ein paar Regentropfen fielen herab. Sie schaute zum Himmel und dann zu Becca und fügte schließlich hinzu: »Ich kann dir helfen, weißt du.«
    Becca zögerte. Sie war nicht sicher, ob sie Hilfe annehmen sollte, weil ihr eigentlich nur die beiden Menschen wirklich helfen konnten, die nicht bei ihr waren. »Ich hab nur gedacht … Wegen der Schule brauche ich es so schnell wie möglich zurück.«
    »Ich bring es dir so schnell wieder, dass du kaum Zeit haben wirst, es zu vermissen«, gab Diana zurück.
    Dann ging sie zu Charlies Grab. Dort setzte sie sich auf eine kleine Bank und beugte den Kopf vor, und zum ersten Mal schnappte Becca ein Flüstern in der Luft auf, das von ihr kommen musste: Ist sie es, Charlie? … wie erkenne ich es …
    Becca schaute schnell weg und zu Reese Grieders Grabstein. Sie machte sich wieder daran, die Flechten abzukratzen.
    Nachdem Becca Diana Kinsale die AUD-Box gezeigt hatte, versuchte sie, sich keine Sorgen darüber zu machen, ob sie sie wieder zurückbekommen würde. Es war schon schwer genug, sich ohne das Gerät zu konzentrieren.
    Aus diesem Grund verbrachte sie viel Zeit in der Stadtbücherei. Sie verrichtete auch ihre Arbeiten für Debbie. Und sie ging zum Friedhof, um Reese Grieders Grab weiter herzurichten, und bemühte sich, Jenn McDaniels möglichst aus dem Weg zu gehen. Außerdem machte sie einen großen Bogen um alle Orte, an denen der Sheriff ihr begegnen und sie mit den Fragen konfrontieren könnte, die er offenbar allen stellte, denen er über den Weg lief. Leider bedeutete das, sich vom Krankenhaus in Coupeville fernzuhalten. Und das bedeutete wiederum, Derric nicht zu sehen.
    Ihre Gedanken kreisten dennoch die ganze Zeit um den Jungen. Insbesondere dachte sie an das Foto auf seinem Nachttisch, mit ihm und seiner Band und seinem Saxofon. Sie dachte an ihn zwischen den kleinen Kindern, die an ihm hingen, und seinen Bandkollegen. Sie dachte an die Musik, die die Luft erfüllt hatte, als sie seine Hand berührte. Becca schickte ihm in Gedanken die allerbesten Wünsche, wusste aber, dass sie es nicht riskieren konnte, ihn zu besuchen.
    Doch Becca wusste auch, dass sie mit jemandem reden musste. Denn jener Fußabdruck auf dem Pfad, wo Derric gestürzt war, ließ ihr keine Ruhe. Kein Wort darüber zu sagen, bedeutete, den tatsächlichen Ereignissen an jenem Tag im Wald nicht auf den Grund zu gehen. Aber wenn sie jemandem davon erzählte, würde der Sheriff davon erfahren, und bei diesem Gedanken kam sie jedes Mal zu demselben Schluss: Er würde mit der Person reden wollen, die den Fußabdruck gesehen hatte. Und dazu durfte es auf keinen Fall kommen.
    Einige Tage, nachdem sie Diana Kinsale die AUD-Box gegeben hatte, saß Becca in

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