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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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der Bücherei von Langley und arbeitete an einem Englischaufsatz. Sie benutzte einen der Büchereicomputer und musste sich wegen des unentwegten Flüsteransturms unglaublich anstrengen. Während die ihr zuströmenden Gedanken sonst nicht mehr als unnütze Informationen waren, die sie nicht einmal einer bestimmten Person zuordnen konnte, brachte es die Stille in der Bücherei mit sich, dass sie genau ausmachen konnte, woher das Flüstern kam, was es ihr noch schwerer machte, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren.
    Am schwersten fiel es ihr in diesem Moment, mit den Gedanken des Mannes klarzukommen, der an dem Computer neben ihr saß. Er schaute sich im Internet eine Online-Dating-Seite an, und Becca kribbelte es in den Fingern, ihm auf sein Flüstern: Was glaubt sie wohl, was für Bücher ich mag, zu antworten. Der Mann war steinalt und sah sich die Profile von Frauen an, die etwa fünfundzwanzig waren. Becca hätte ihm am liebsten gesagt, dass es diesen Frauen wahrscheinlich ziemlich egal war, welche Bücher er mochte, sofern er nicht auch steinreich war. Also sollte er sich lieber überlegen: was sie wohl glaubt, wie reich ich bin, und das als Anknüpfungspunkt nutzen, anstatt zu versuchen, sich mit ihnen über Huckleberry Finn zu unterhalten.
    Becca musste bei dem Gedanken ein Kichern unterdrücken. Sie wusste, sie hatte den Punkt erreicht, an dem ihr nichts Interessantes mehr für ihren Aufsatz einfallen würde. Deshalb benutzte sie ihre restlichen Fünfundzwanzig-Cent-Münzen, um ihre bisherigen Ergüsse über den Kaufmann von Venedig und seine Bedeutung für die heutige Zeit auszudrucken, und verließ die Bücherei.
    Sie überquerte die Straße, um an der Steilküste entlang zurück zum Cliff Motel zu laufen, und blickte hinaus auf das Meer. Es war später Nachmittag und die Sonne stand hinter ihr, sodass die überwachsene Steilküste lange Schatten auf das goldglänzende Wasser warf.
    Da erblickte sie etwas, das ihr ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Eine Flosse brach durch die Wasseroberfläche. Dann tauchte eine zweite auf und eine dritte. Sie waren alle riesig und schwarz. Schließlich erhaschte sie auch einen flüchtigen Blick auf die Schwanzflossen.
    »Schwertwale!«, rief sie und rannte weiter zum Cliff Motel . Die Kinder wollen das bestimmt sehen, dachte sie. Und Debbie auch.
    Sie stürmte ins Büro und rief: »Hey, hört mal, da sind …«, aber Debbie war am Telefon und hob die Hand, damit Becca nicht weiterredete, und sagte zu jemandem am anderen Ende der Leitung: »Rühr die Flasche nicht an. Soll ich zu dir kommen?« Dann hielt sie die Hand über die Sprechmuschel und sagte zu Becca: »Zimmer zwölf-sechzehn muss geputzt werden.«
    Becca nahm ihren Rucksack ab und erwiderte: »Alles klar. Wo sind die Kinder? Da sind mindestens drei Schwertwale …«
    »Zimmer zwölf-sechzehn, Becca. Ein paar Gäste aus Bothell sind schon unterwegs.«
    Aber Josh war aus der Wohnung ins Büro gekommen und rief: »Schwertwale! Wo?« Chloe kam ebenfalls ins Büro gerannt.
    »Wir sind gleich wieder zurück. Versprochen«, sagte Becca zu Debbie, und zu den Kindern: »Schnell, kommt mit.«
    Sie ging mit ihnen hinten ums Motel herum. Von dort hatte man einen freien Blick auf die Saratoga-Passage und konnte sehen, wohin die Schwertwale geschwommen waren.
    Sie half den Kindern, sich oben auf der Klippe durch hohe Kaskadensträucher zu zwängen, indem sie beide an der Hand hielt. Chloe hüpfte vor Aufregung auf und ab, und Josh zählte alles auf, was er über Schwertwale wusste, was, wie sich zeigte, ziemlich viel war. Man nannte sie auch Killerwale, erklärte er Becca, sie gehörten zur Familie der Delfine und seien unglaublich groß. Auch brächten sie keine Menschen um, sondern nur Meerestiere, von denen sie sich ernährten. Sie seien ausgezeichnete Jäger und …
    »Da!« Becca zeigte auf die Flossen. Inzwischen waren sieben zu sehen.
    »Wale, Wale, Wale!«, schrie Chloe.
    Sie hüpfte auf und ab, während Josh vor Freude jauchzte, und Becca dachte, wie frei sie alle in diesem Moment waren: sie und die Kinder und besonders die Wale. Niemand jagte sie mehr. In der Bucht waren sie in Sicherheit.
    Als die Schwertwale endgültig verschwunden waren, war es fast dunkel. »Ich muss Zimmer zwölf-sechzehn putzen, bevor mir eure Grandma die Hölle heiß macht«, sagte Becca.
    »Wir helfen dir«, bot Chloe an, als sie über den Rasen hinter dem Hotel gingen.
    Becca konnte sich nicht vorstellen, dass Debbie besonders erfreut

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