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Whisper

Whisper

Titel: Whisper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Feinschmeckerrestaurant. Aber ich frage mich, was Kat an den Pilzen nicht vertragen hat. Ich habe auch die Pilzpfanne gegessen, bei mir war alles okay.«
    »Vielleicht hat sich ein Fliegenpilz in Kats Pfanne verirrt«, bemerkte Gilbert schmunzelnd, hob aber sofort entschuldigend die Hände, als ihm David einen wütenden Blick zuwarf.
    »Das sollte ein Witz sein, keine Sorge, ich habe nicht im Sinn, deine Familie zu beschuldigen. Wahrscheinlich hat Kat einfach nur einen empfindlichen Magen.« Gilbert legte David die Hand auf die Schulter. »Ich find’s übrigens richtig schön, dass du wieder da bist, nicht nur wegen der Arbeiten am Haus. So, und jetzt geh ich erst mal hoch und bringe dem kranken Huhn die Tabletten, dann können wir drei überlegen, was wir als Nächstes in Angriff nehmen, okay?«
    David folgte Noa in die Küche, und während Kat den Rest des Tages im Bett verbrachte, richtete Noa nach einem späten Frühstück ihre Dunkelkammer ein. Anschließend half sie Gilbert und David beim Abreißen der Tapeten in ihrem Zimmer. Als sie all den Schutt und Staub weggekehrt, in Tüten verpackt und nach unten geschafft hatten, war es später Nachmittag.
    »Das Streichen verschieben wir auf morgen, wenn’s recht ist.« Gilbert wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sein rundes Gesicht glühte vor Anstrengung und seine sonst so glatten Hände waren rau von der Arbeit. »Ich brauche eine Runde frische Luft. Kommt ihr mit auf einen Spaziergang oder habt ihr was anderes vor?«
    David warf Noa einen fragenden Blick zu. Noa kaute auf ihrer Unterlippe und Gilbert putzte sich lächelnd seine runde Brille, ohne die er immer diesen leichten Silberblick hatte.
    »Ich geh dann mal. Bis später.«
    David sah Noa noch an, als die Haustür hinter Gilbert längst ins Schloss gefallen war. »Erst das Spiel oder erst der Dachboden?«, fragte er leise.
    Noa zögerte. »Erst der Dachboden«, flüsterte sie schließlich.
    Als Noa ihren Fuß auf die erste Treppenstufe setzte, war sie so nervös, dass sie am liebsten Davids Hand genommen hätte. Kat hatte den Schlüssel stecken lassen, aber der Riegel, den sie nach ihrer Besichtigung wieder vorgeschoben hatte, war so verrostet, dass sein quietschendes Geräusch beim Öffnen Noa eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
    Ja, Kat hatte Recht gehabt. Der Speicher war riesig. Aber beim Anblick der beiden ineinander übergehenden Räume dachte Noa weder an einen Meditationsraum noch an ein Bücherzimmer oder gar an ein Kino. Eigentlich wusste sie gar nicht, was sie dachte, so sehr zog sie die Atmosphäre dieses Ortes in den Bann. Wie die Seiten eines überdimensionalen Dreiecks lehnten sich die Dachschrägen gegeneinander. Sonnenstrahlen, dürr wie Pfeile, bohrten sich ihren Weg durch die verschmutzten Dachluken. Durch den Luftzug wirbelte Staub vom Boden auf und verwandelte sich im Licht in glitzernde Partikelchen.
    Kein Laut war zu hören, alles war still, als hätten sich sämtliche Geräusche hier oben verloren, über ihren Köpfen im Dachstuhl, hinter den schweren, in gleichmäßigen Abständen aus dem Boden ragenden Holzbalken und zwischen den Möbeln, die Hallscheit aus den Räumen des Hauses verbannt und hierher geschafft hatte.
    David war schon ein paar Schritte vorausgegangen und bahnte sich einen Weg durch eine Sitzgruppe von dunkelgrünen, mit Quasten und Kordeln verzierten Samtsesseln. Auf dem einen lag ein Hirschgeweih, auf dem anderen ein gusseiserner Kerzenleuchter.
    Auch die anderen Antiquitäten, die links und rechts an die Seiten des ersten Raumes gerückt worden waren, sahen aus, als wären sie von Kennerhand ausgewählt worden. Ein Kleiderschrank aus Walnussholz, ein Sekretär mit goldplattierten Schlössern, zwei Couchtische, ein halbes Dutzend Stühle mit hohen Rückenlehnen und gepolsterten Sitzen, verschiedene Leuchter mit Pergamentschirmen, eine Frisierkommode, ländliche Kissen mit Blumenstickerei und ein langer Esstisch, auf dem sich ein Sammelsurium von Kostbarkeiten befand. Noa ging darauf zu und betrachtete die Karaffen aus Kristallglas, die weißlich schimmernden Bauernsilber-Gefäße, die verschiedenen Trophäen, Wandteller und das silberne Essbesteck, das, achtlos zusammengewürfelt, in einem alten Schuhkarton lag.
    Beim Anblick des Porzellangeschirrs, das neben dem Esstisch auf einer Holzvitrine aufgestapelt war, musste Noa grinsen. Hierher hatte Kat also die Schüssel, in die sie sich heute Morgen erbrochen hatte.
    »Wahnsinn«, sagte David leise, als er

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